Investing.com – Noch ist offiziell ungeklärt, wer tatsächlich für den Anschlag auf die Nord-Stream-Pipelines verantwortlich ist. Es gibt verschiedene Berichte und Theorien, laut denen neben Russland auch die USA und die Ukraine als Drahtzieher infrage kommen.
Dass der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj derartige Maßnahmen generell befürwortet, zeigen US-Geheimdienstdokumente, die über den jüngsten Discord-Leak in den Umlauf gebracht wurden.
Die Washington Post wertete die Dokumente aus und fand Hinweise darauf, dass Selenskyj im Februar bei einem Treffen mit der stellvertretenden Ministerpräsidentin Yuliya Svyrydenko vorschlug, die Ölpipeline von Russland nach Ungarn zu sprengen.
Der Grund dürften die Meinungsverschiedenheiten zwischen der Ukraine und Ungarn sein, aber auch die Tatsache, dass Ungarn 2022 seine russischen Ölimporte um 1,4 Millionen Tonnen auf 4,8 Millionen Tonnen erhöhte.
In Ungarn ist man irritiert darüber, wie der ukrainische Präsident überhaupt auf eine solche Idee kommen kann – ein Anschlag auf die Energie-Infrastruktur eines NATO-Verbündeten.
Der ungarische Sicherheitsexperte Péter Tarjányi sagte dazu:
"Ich verstehe, dass die Ukraine viele Aktionen und Mitteilungen der ungarischen Regierung nicht mag, aber das rechtfertigt nicht einen solchen Plan oder eine solche Idee.
Darüber hinaus, und das ist eine nicht zu vernachlässigende TATSACHE, Ungarn ein NATO-Mitglied ist, sodass ein solcher Plan überhaupt keinen Sinn ergibt. Dies ist eine große Selbsttäuschung der Ukraine, und Kiew muss sich zügig erklären. Die wichtigste Frage ist: Warum glaubte der ukrainische Präsident, dass ein solcher Plan gerechtfertigt sein könnte???? Warum glaubte er, er könne mit einem solchen Angriff die Unterstützung der NATO riskieren? Ich warte auf weitere Informationen in dieser Angelegenheit."
Der Regierungssprecher Zoltán Kovács spricht sogar von einem "Komplott gegen ein NATO-Land".
Die zwischen den beiden Ländern angespannte Situation führte in der Vergangenheit nicht dazu, dass Ungarn keine Unterstützung bot. Hunderttausende Geflüchtete wurden aufgenommen und humanitäre Hilfe geleistet. Eine Aufrechterhaltung der ergriffenen Hilfsmaßnahmen wird mit den neuen Erkenntnissen jedoch nur noch schwer zu rechtfertigen sein.