(DailyFX.de) – Das Event der kommenden Woche wird mit Sicherheit die EZB-Leitzuinsentscheidung kommenden Donnerstag, die Leitzinsentscheidung auf welche die Marktteilnehmer schon seit dem 08.05., der letzten EZB-Sitzung mit Spannung warten.
Auf dieser sorgte Mario Draghi mit seinen Worten, dass die EZB auf ihrer kommenden Sitzung, falls nötig, bereit wäre zu agieren (um die weiter niedrige Inflation in den Griff zu bekommen).
In diesem Zusammenhang machten bereits vor Wochen Gerüchte die Runde, dass die EZB auf der Sitzung am Donnerstag auf jeden Fall ihren Leitzins senken wird, was auch wesentlich zur Abwertung des Euro zum US-Dollar von mehr als 2,8% oder rund 400 Pips in den letzten vier Wochen beigetragen hat.
Da überrascht es kaum, dass von 52 von Bloomberg befragte Analysten aktuell 47 von einer Lockerung der Geldpolitik der EZB am kommenden Donnerstag ausgehen. Ein solcher Schritt dürfte größtenteils im Euro eingepreist sein und kaum nachhaltige, bearishe Impulse auf den Weg bringen. In diesem Zusammenhang erkennt man dann auch, warum ich den Euro-Kern-Inflationsdaten am Dienstag kaum eine erhöhte Signifikanz zugestehen würde, der Hauptfokus liegt tatsächlich primär auf Donnerstag und auf der EZB:
Quelle: DailyFX Wirtschaftsdatenkalender
Was eher spannend ist und was abzuwarten bleibt ist, ob über Zinssenkungen hinausgehende Maßnahmen, sollten diese die EZB-Bilanz nicht ausdehnen und steril ausfallen (was bspw. ein an das FLS der BoE angelehnte Programm beinhalten würde), den Euro wirklich schwächen würden und neue Jahrestiefs nach sich ziehen könnten (Details: "Zinssenkungen seitens der EZB im Juni bereits beschlossene Sache und der EUR/USD weiter über 1,37? Warum?")
Auch wenn ich mittlerweile skeptisch bin, ob mein bullisher Ausblick mit mittelfristigen Notierungen im EUR/USD über 1,4000 USD noch haltbar ist, so bin ich bis zur Auflage von Programmen, welche die EZB-Bilanz ausdehnen würden aber auch nicht übermäßig bearish für den Euro zum US-Dollar.
Den Grund lieferten die US BIP-Daten am Donnerstag, welche mit -1,0% für das erste Quartal 2014 auf den niedrigsten Stand seit Q1 / 2011 fielen und zeigen, dass die USA eventuell trotz aggressiver geldpolitischer Stimuli der letzten Jahre in eine Rezession abrutschen könnte. Selbstverständlich höre ich diejenigen, die den Grund für dieses schlechte BIP-Reading im strengen US-Winter sehen und für das zweite Quartal einen positiveren Wirtschaftsausblick für die USA haben. Aber die Wahrscheinlichkeit einer zeitnahen Normalisierung der US-Geldpolitik (=Zinserhöhungen durch die FED) im Anschluss an die vollständige Rückführung von QE3 dürfte vor diesem Hintergrund dennoch schwer werden.
In diesem Zusammenhang dürften selbst die Erwartung übertreffende Non Farm Payrolls am Freitag die US-Zinsstrukturkurve am langen Ende unwesentlich aufdrehen lassen und den US-Dollar begünstigen.
Quelle: DailyFX Wirtschaftsdatenkalender
Einzig ein Risk Off-Modus und eine von ihren historischen Tiefstständen anziehende Volatilität würde für den Greenback sprechen und könnte im EUR/USD ernsthaft das Jahrestief um 1,3470 USD in Gefahr bringen.
Charttechnisch sehe ich den EUR/USD oberhalb des Jahrestiefs bei 1,3470 USD somit neutral mit Potential zurück über die 1,37er Marke.
Ein Burch der 1,3470er Marke ebnete den Weg in Richtung der November-Tiefs in den Bereich um 1,3300 USD.
Chart erstellt mit FXCMs Trading Station II / Marketscope
Diese neutrale Haltung spiegelt sich auch im Retail-Sentiment von FXCM, dem SSI wider. So sind zum aktuellen Zeitpunkt jeweils 50% der Retail-Trader Long und Short positioniert.
Der Umschwung auf Wochenbasis um rund 11% der Retail-Trader die mehr Long positioniert und die Reduktion der Short-Position im gleichen Zeitraum um 6%, impliziert zwar realistisch weiteres Abwärtspotential in Richtung der Jahrestiefs, aber zumindest aktuell wohl auch nicht mehr.
Analyse geschrieben von Jens Klatt, Chefanalyst von DailyFX.de