Sollte die Europäische Zentralbank (EZB) mit dem Ergebnis der Ratssitzung die hoch gesteckten Erwartungen der Anleger enttäuschen, so könnte dies besonders den Bund Future belasten – und zwar gleich aus zweierlei Hinsicht:
Anleger verlieren mit Bundesanleihen bereits real Geld
Einerseits befinden sich die Renditen deutscher Staatsanleihen bereits auf historischen Tiefständen und die Investoren verlieren schon jetzt real Geld. So brachte eine Auktion vom 12. Januar 2015 für unverzinsliche Schatzanweisungen der Bundesrepublik Deutschland („Bubills“) mit einer Laufzeit von 6 Monaten (fällig am 15. Juli 2015, ISIN DE0001119360, WKN 111936) für die Bieter eine Durchschnittsrendite -0,1565%. Der Bund nahm damit 1,743 Mrd. Euro ein und die Auktion war 2,4fach überzeichnet.
Einen Tag später, am 13. Januar 2015, brachte eine weitere Auktion für eine 0,50% inflationsindexierte Anleihe des Bundes von 2014 (2030) mit Fälligkeit am 15. April 2030 (ISIN DE0001030559, WKN 103055) eine Durchschnittsrendite (real) von -0,19%. Hier lag die Überdeckung (cover ratio) bei 1,4 und der Bund nahm 772 Mio. Euro ein.
Erstmals fünfjährige Anleihen ohne Zinsen
Gab es im November des vergangenen Jahres erstmals keine Zinsen mehr auf eine Bundesschatzanweisung mit zweijähriger Laufzeit, so gibt es seit dieser Woche auch keine Zinsen mehr auf Bundesobligationen, also Anleihen des Bundes mit fünfjähriger Laufzeit. Der Bund hat erstmals eine fünfjährige Anleihe ohne Zinsen angeboten.
Auf die neue Bundesobligation mit Fälligkeit am 17. April 2020 und einem angestrebten Volumen von 5 Mrd. Euro werden keine Zinsen mehr gezahlt. Auf die vorangegangene Emission Anfang Dezember hatte der Bund wenigstens noch 0,25% Zinsen geboten.
Tatsächlich brachte die Auktion für die 0,00%-Bundesobligationen (ISIN DE0001141711, WKN 114171), bei der der Bund 4,042 Mrd. Euro einnahm, aber eine Durchschnittsrendite von immerhin 0,04%, weil nur Gebote unter dem Nennwert eingingen.
Bund Future – Wenig Aufwärtspotential, hohes Abwärtsrisiko
Man könnte also sagen, dass der Bund Future bereits heute schon übertrieben hoch steht und entsprechend wenig Aufwärtspotential vorhanden ist – dafür aber massig Abwärtsrisiko.
Weiterer Euro-Verfall könnte SNB zum Verkauf zwingen
Wie oben erwähnt, gibt es noch einen zweiten Aspekt, der den Bund Future belasten könnte – und zwar die jüngste Entscheidung der Schweizerischen Nationalbank (SNB). Hierüber hatten wir bereits in der Ausgabe des Geldanlage-Briefs vom Sonntag berichtet („Bund Future – Durch die Entscheidung der SNB könnte die Aufwärtsbewegung enden“). Wir haben weitere Informationen dazu für Sie:
Devisenreserven der Schweiz verloren massiv an Wert
Ende des vergangenen Jahres sind die Devisen-Reserven der Schweizer Notenbank um mehr als 30 Milliarden Euro auf rund 500 Milliarden Euro gestiegen. Mit der Entscheidung vom Donnerstag, den festen Wechselkurs des Schweizer Franken von 1,20 gegenüber dem Euro freizugeben, haben diese schlagartig an Wert verloren.
SNB könnte zur Verlustbegrenzung Bundesanleihen verkaufen
Fast 50% der Schweizer Devisenreserven sind in auf Euro ausgestellte europäische Staatsschulden investiert. Ein weiterer Kursverfall des Euros dürfte die Verluste in gigantische Höhen steigen lassen. Die Schweizer Nationalbank könnte sich daher zur Verlustbegrenzung zum Verkauf der Assets gezwungen sehen. Das dürfte nicht ohne Auswirkungen auf die Rendite der deutschen Staastanleihen sein. Denn die Schweizer Notenbank gilt als der größte deutsche Gläubiger. Sie hält nach Schätzungen von Experten 100 Milliarden an deutschen Staatsanleihen, rund ein Zwölftel der gesamten deutschen Staatsschulden.
Der Bund Future könnte aber auch noch weiter steigen
Wenn die EZB also weitere geldpolitische Maßnahmen beschließt, die den Euro noch stärker drücken, dann könnten SNB-Verkäufe den Bund Future belasten. Allerdings gibt es dazu ein Gegengewicht, so dass ein Crash eher unwahrscheinlich ist:
Es kursieren Gerüchte, dass sich die EZB beim Umfang der Anleihekäufe am Eigenkapitalschlüssel der EZB orientieren will. Damit würden 25,7% der gesamten Käufe auf deutsche Staatsanleihen entfallen. Bei einem erwarteten Kaufvolumen in Höhe von 500 Milliarden Euro innerhalb von zwei Jahren müsste die EZB für rund 130 Milliarden deutsche Staatsanleihen kaufen. Angesichts eines geplanten Emissions-Volumens von 185 Milliarden Euro in diesem Jahr ist das ein beträchtlicher Anteil.
Fazit
Das Hoch des Bund Future dürfte bald erreicht sein. Abhängig ist dies auch von der morgigen EZB-Entscheidung. Während das Aufwärtspotential arg begrenzt ist, sind die Risiken relativ hoch. Ein Crash im Bund Future ist aufgrund der Gegebenheiten nicht zu erwarten, aber mit heftigen Rückschlägen sollte man rechnen.
(Quelle: Geldanlage-Brief, Ausgabe vom 21.01.2014)