Investoren in Kryptowährungen leiden unter dem anhaltenden Bärenmarkt, als sich die Talfahrt der digitalen Währungen mittlerweile schon mehr als ein halbes Jahr hinzieht. Fans der alternativen Münzen würden vielleicht sogar sagen, dass sie total #REKT sind.
Bitcoin, die nach Marktkapitalisierung größte Kryptowährung, wird derzeit zu 6.738 USD gehandelt; das ist ein ganzes Stück unter den 17.204 USD, für die eine Münze noch zum Jahresanfang den Besitzer wechselte.
Ähnlich sieht es bei der zweitgrößten Digitalwährung Ethereum aus, deren Kurs ebenfalls eingebrochen ist. Während er Mitte Januar auf 1.380 USD lag, gibt es ein Token jetzt schon für 535,46 USD.
Ripple und Litecoin, die dritt- und sechstgrößten alternativen Währungen liegen ebenfalls weit unter ihren Höchstständen von Anfang 2018. Ripple begann das Jahr 2018 zu 2,64 USD und wird nun zu 0,583 USD gehandelt, während Litecoin, das am ersten Tag des Jahres 278,55 USD erreichte, nun auf 97,17 USD liegt. Das sind die Kurse vom Zeitpunkt des Verfassens des Artikels.
Und die oben aufgeführten Beispiele sind keine Einzelfälle. Die meisten populären Münzen sind über die gesamte Anlageform hinweg eingebrochen. Die meisten Investoren wundern sich warum, und ob es in Zukunft auch mal wieder aufwärts gehen wird.
Wie bei jeder Baisse gibt es mehrere Antriebskräfte. Die Gründe reichen von Anschuldigungen über Kursmanipulationen zu einem neueren Report der Bank für Internationalen Zahlungsverkehr (BIZ), in dem behauptet wurde, dass alternative Münzen sich nicht skalieren lassen.
Hinzu kommen Sicherheitslücken, ein hartes Durchgreifen der Regulierer, regionale Verbote von Erstemissionen digitaler Münzen (initial coin offerings, ICOs), das Auslaufen von Futurekontrakten und Probleme mit der Kundenidentifizierung, die alle auf Bitcoin herein prasselten und auf jede der anderen Münzen durchschlugen, so der Analyst Adam Kovac von CoTrader.
Dann gibt es noch den neuen Artikel von der Universität von Texas, in dem behauptet wird, dass Bitcoin über Jahre hin manipuliert wurde, etwas das von vielen vermutet wurde. Und dann wurde auch noch jüngst berichtet, dass der frühere Anlageverwalter der Mt. Gox Kryptobörse, nachdem er im Februar 2014 Konkurs angemeldet hatte, seit März Bitcoins im Wert von hunderten Millionen Dollar auf den Markt geworfen hat.
Lassen Sie ihre Emotionen an der Garderobe
In chaotischen Zeiten ist es wichtig für Investoren sich zu erinnern, dass extreme Höhen und Tiefen schon immer charakteristisch für diese extrem volatile Anlageform gewesen sind. Bitcoin zum Beispiel, das zum ersten Mal in 2009 erzeugt wurde, hat seither viele Korrekturen und zwei brutale Zusammenbrüche durchgemacht.
An diesem Punkt ist es wichtig, die Zeitskala nicht aus den Augen zu verlieren, sagt Martin Wos, Co-CEO von Block Stocks.
“Obwohl es über 68% unter seinem Allzeithoch liegt, ist Bitcoin immer noch über 150% mehr wert, als vor einem Jahr. Es liegt in der menschlichen Natur bestimmte Ereignisse als den 'Grund' für Kursveränderungen auszumachen und auf diese Weise den Fall zu erklären, aber die Realität ist, dass das was wir hier sehen eine gesunde Korrektur von einer überhitzten und manischer Marktphase ist, die wir im Dezember/Januar erlebten.”
Ein weiterer guter Indikator in diesen volatilen Zeiten ist, um Bitcoin noch einmal als Beispiel zu benutzen, das Verhältnis seines aktuellen Kurses gegenüber dem gleitenden Durchschnitt der letzten 200 Tage, fügte Wos hinzu.
“Zeiträume in denen Bitcoins Kurs um das 2,5 bis 7 fache der 200-Tagelinie liegt, sind ein guter Indikator, dass die Dinge sich überhitzen. Ich glaube es muss noch etwas weiter nach unten gehen, nach dem Höhenflug, den wir Ende 2017 sahen, aber in vier bis sechs Monaten werden wir wieder einen Bullenmarkt bekommen und einen noch besseren Lauf erleben.”
Wos merkt an er sei "immer noch unglaublich zuversichtlich über Krypto als Sektor in den nächsten fünf bis zehn Jahren.”
Zen CEO Adam Perlow glaubt nicht, dass es einen einzelnen Faktor hinter diesem Rückgang gibt. “Nach einem langen Anstieg, scheint es, dass mehr Geld glaubt, es werde eher nach unten gehen als nach oben, was Sinn ergibt.” meint er.
Ethereum: Licht am Ende des Tunnels?
Ironischerweise hat ein unverhoffter Verbündeter etwas von dem Kryptopessimismus verscheucht: die US-Börsenaufsicht Securities and Exchange Commission (SEC).
William Hinman, Chef der SEC Abteilung für Unternehmensfinanzen sagte auf dem Yahoo!) All Markets Summit am letzten Donnerstag, dass seine Agentur "keinen großen Wert darauf lege, Ether heute als Wertpapier zu behandeln" und erklärte dies damit, dass keine zentrale Figur oder Gruppe hinter Ethereum stünde, sodass "die Anlageform vielleicht keinen Investmentkontrakt darstellt”.
Das hat einigen Druck wegen einer möglichen Regulierung von Ethereum genommen. Die Währung erholte sich leicht nach dem Statement, aber jetzt liegt sie wieder tiefer, als die ganze Anlageform weiter kämpft.
Dennoch meint Alexey Bashlykov, CTO von Zerion, es gibt jetzt generelle Übereinstimmung in der Gemeinde, dass während die Mehrzahl von Token als Wertpapiere angesehen werden, Plattformen wie Ethereum eventuell in der Zukunft nicht mehr so stark unter der Beobachtung der Regulierer stehen werden, was auch den Token, die auf die Plattform angewiesen sind, helfen könnte.