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Der Dollar und die Gelddruck-Lüge

Veröffentlicht am 13.04.2023, 16:20
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Sie glauben, dass böse Menschen in Anzügen in den Zentralbanken händereibend vor einer Gelddruckmaschine stehen? Dann könnte Ihnen der Rest dieses Beitrags nicht sonderlich gefallen. Wer wirklich glaubt, dass Inflation einfach dadurch entsteht, dass Zentralbanken mir nichts, dir nichts Geld drucken, ist einer großen Meinungsmache auf den Leim gegangen. Die Verbindung zwischen Währungspolitik und Makroökonomie ist deutlich komplexer und nicht nur an diese eine Metrik des Gelddruckens gebunden. Leider ist die Verbindung so einfach, dass man bei jedem wirtschaftlichen Problem Zentralbanken als Sündenbock heranziehen kann und praktisch das Feindbild intern schürt. Diese spielen mit und stützen die Legende, dass man einfach so Geld aus einem Drucker spucken lassen könnte.

Zentralbanken, auch wenn sie im operativen Bereich unabhängig sein sollen, erfüllen ein öffentliches Mandat, welches durch eine Regierung dirigiert wird. Das bedeutet, dass das Wirtschaftsministerium eine wirtschaftliche Route absteckt und diese fiskalpolitisch abzulaufen versucht. Entsprechend dieser Ziele unterstützt die Zentralbank das Wirtschaftsministerium mit geldpolitischen Maßnahmen. Um eine objektive Balance zu finden und nicht in die Einseitigkeit abzudriften, erhält die Zentralbank ein gewisses Maß an Autonomie. Durch die Anpassung des Geldflusses durch Zinsen, Kreditkonditionen, Ausgabe von Finanzinstrumenten und Währungsrückkäufe kann eine Zentralbank entweder die Angebotsseite oder die Nachfrageseite bedienen. Zudem bietet eine Zentralbank eine sichere Anlagemöglichkeit für Großinvestoren, die so effizienter wirtschaften können.

Je nachdem also, wie sich der wirtschaftliche Kurs darstellt, dreht die Zentralbank an verschiedenen Schrauben. Geld wird übrigens durchgehend gedruckt, weil tagtäglich etliche Tonnen an Geld verschwinden: Untergrund-Machenschaften, Kapitalmarktverluste und Pleiten. Und vor allem muss man sich auch vor Augen halten, dass die USA praktisch den gesamten Globus mit Geld versorgen. Mehrere Länder nutzen den US-Dollar als offizielle Währung oder haben ihre Währung an den Kurs des Dollars gebunden. Als globale Leitwährung genießen die USA ein einzigartiges Privileg, jedoch auch eine unvergleichbare Verantwortung. Wäre es so, wie man es Hobby-Ökonomen schmackhaft erklärt, dass die USA einfach aus Jux und Tollerei Dollars druckt, hätten wir eigentlich das Gegenteil von Inflation. Mit erhöhter Geldmenge würden alle Wirtschaftsregionen, die mit dem Dollarverwurzelt sind, zu Netto-Exporteuren und die Importe nach Europa deutlich günstiger werden. Wieso? Denn je mehr Dollar im Umlauf ist, desto schwächer ist er gegen andere Währungen und diese können aus den Dollarregionen mehr importieren. Komisch, waren wir nicht vor paar Monaten noch unter Euro-Dollar Parität?

Als immer größerer Netto-Importeur müssten die USA ja auch ein großes Interesse an dieser Parität haben. Seit den Siebzigerjahren nimmt das Handelsdefizit der USA immer weiter zu und so würde man ja meinen, dass man mit geringerem globalen Dollarvolumen seine Importe günstiger machen wollen würde – auf der anderen Seite sagen ja Hobby-Ökonomen immer, dass man den Gelddrucker nutzt, um Schulden einfach so zu streichen. Während die globalen Schreie größer wurden, dass man in der nordamerikanischen Zentralbank ungehemmt Geld druckt, erreichte der US-Dollar Parität mit dem Euro. Nun verliert die Währung wieder an Wert gegen die zweitgrößte Leitwährung der Welt und man sagt noch immer dasselbe. Wie kann die Argumentation dieselbe bleiben, wenn sich alles drumherum ändert?

Fakt ist, dass der US-Dollar in Zukunft mehr Konkurrenz bekommen wird. Der asiatische Rohstoffhandel wird immer mehr über den Renminbi abgewickelt, da es ein makroökonomisches Ziel der Chinesen ist, die Preise bestimmen zu können. Auch in Afrika und dem Nahen Osten wird die chinesische Währung immer wichtiger, da die Projekte im Rahmen der Road & Belt Initiative ebenfalls über den Renminbi abgewickelt werden. In einem Umfeld, in dem man den Chinesen in Sachen physischer und politischer Investitionen unterlegen ist, kann man sich nicht auf einen Preiskampf durch Devaluation einlassen – der Zug ist abgefahren. Kommt hier noch der Netto-Import hinzu, wird klar, dass der Wertzuwachs des Dollars ein klares geldpolitisches Ziel ist, welches auch letztes Jahr erfolgreich verfolgt wurde. Es wird also nicht einfach nur Geld gedruckt, auch wenn das eine schöne Stammtischstory ist, die witzigerweise auch noch von offizieller Seite angespornt wird. Die Inflation ist nicht durch die Geldmengenerweiterung entstanden, sondern durch eine ungleiche Verteilung zwischen Angebot und Nachfrage, wobei letztere Ziel der Geldströme war. Es steckt also mehr hinter dem Thema Währung als das schiere Volumen.

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