Die solitäre Fokussierung auf Defizitzahlen ist gefährlich!

Veröffentlicht am 15.03.2013, 11:13
Der Euro eröffnet heute (08.32 Uhr) bei 1,3035, nachdem im Verlauf der letzten 24 Handelsstunden Tiefstkurse im europäischen Handel bei 1,2910 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 96,00. In der Folge notiert EUR/JPY bei 125,15, während EUR/CHF bei 1,2325 oszilliert.

Wir sind heute zurück in bekannten Gefilden. Der Euro eroberte im US-Handel die 1,30 zurück. Positiv wirkte sich eine Auktion spanischer Anleihen aus, die zu günstigeren Konditionen als zuletzt herausgegeben wurden. Im asiatischen Handel hielt die 1,30 Marke auf den Punkt. Heute erwarten wir verschiedenste Konjunkturdaten aus den USA, die den Wechselkurs wieder unter die 1,30 drücken können.

Risikoaktiva waren wieder global gesucht. Die Aussicht auf weiteres billiges Geld und niedrige Zinssätze treiben viele Indices weiter an. Besonders der Nikkei und DowJones verbuchten wieder neue Höchststände. Auch Rohstoffpreise zogen in Erwartung einer global anziehenden Konjunktur an.

Heute geht der EU-Gipfel zu Ende, von dem es voraussichtlich keine bahnbrechenden Entscheidungen zu vermelden gibt. Man rückt verbal ein weiteres kleines Stück weg von der rigiden Sparpolitik hin zu einem differenziert wachstumsfreundlichen Konsolidierungskurs wie es in der Politikersprache heißt.

Der Fokus soll zukünftig mehr auf die Beschäftigung (besonders die Jugendarbeitslosigkeit) und Wachstum ausgerichtet sein. Die Entwicklung der Arbeitslosenzahlen in Europa ist in der Tat Besorgnis erregend und beängstigend. Besonders die Problematik der Jugendarbeitslosigkeit birgt die Gefahr einer verlorenen Generation, wenn es keine Wachstumsperspektiven gibt.

Es sieht so aus, dass Frankreich für das Verfehlen seiner Defizitziele in diesem Jahr keine Sanktionen befürchten muss. Dem Land soll nun mehr Zeit eingeräumt werden. Durch mehr wirtschaftliche Koordinierung erhofft man sich die Krisenländer schneller wieder in die Spur zu bringen.

Die solitäre Fokussierung auf Defizitzahlen ist gefährlich, denn die schwache konjunkturelle Lage beeinflusste in den vergangenen Monaten maßgeblich die Nichterreichung von gesetzten Defizitzielen. Durch immer drastischere Sparmaßnahmen zur Erreichung der Sparziele wird der Negativstrudel aus Rezession und Perspektivlosigkeit immer weiter verstärkt…

Merkel kritisierte, dass in einigen Euro-Ländern eine über viele Jahre anhaltende Fehlentwicklung in der Produktivität und bei den Löhnen die Wettbewerbsfähigkeit verschlechtert habe.

Diese Analyse ist richtig, aber keine neue Erkenntnis. Der Blick in den Rückspiegel zeigt folgende Fakten zur Lohnentwicklung:

Chart 1: Lohnstückkosten (Quelle Eurostat für alle Daten)
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Bei den Exporten sieht es ähnlich aus. Die Reformländer arbeiten an einer Neugestaltung ihrer Ausrichtung – diese Neuausrichtung ist kein Sprint sondern mindestens ein Mittelstreckenlauf. Man sollte aus der Vergangenheit lernen und vermeiden jeden Fortschritt zu zerreden. Durch politische Unsicherheiten werden Investitionsentscheidungen herausgezögert oder verworfen. Ein massiver Investitionsstau ist die Folge. Der beschrittene Weg in Europa ist grundsätzlich richtig (und sehr schmerzhaft) aber er wird sich in den Wachstumszahlen widerspiegeln.

Es ist wahrscheinlich, dass die Reformländer im ersten Quartal ihren wirtschaftlichen Tiefpunkt erreicht haben. Im weiteren Verlauf des Jahres ist mit einer verbesserten Lage in Europa zu rechnen. Auf lange Sicht sind es nicht die Euroländer, die im Fadenkreuz der Finanzmärkte stehen werden.

Daten von Gestern:
Positive Signale sendete der US-Arbeitsmarkt. In der Woche vom 09.03. gab es 332.000 Neuanträge auf Arbeitslosenunterstützung. Damit lag der Wert 10.000 unter der Vorwoche und setzte seinen positiven Trend fort. Die Zahlen drückten den EUR/USD-Kurs auf das zwischenzeitliche Tagestief 1,2910.
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Die Produzentenpreise zogen im Januar mit 0,7% so stark an wie seit Monaten nicht mehr. Besonders die gestiegenen Benzinpreise verursachten diese Verteuerung. Auf Jahresbasis ergibt sich eine Zunahme um 1,7%. Der Inflationsdruck bleibt von dieser Seite relativ gering.
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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Parität EUR/USD favorisiert. Ein nachhaltiger Ausbruch aus der Bandbreite 1,2950 – 1,3250 eröffnet neue Opportunitäten.

Viel Erfolg!

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