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Europäische Unternehmen schütten in diesem Jahr Dividenden in Höhe von 387 Milliarden EUR aus. In manchen europäischen Ländern liegt die Dividendenrendite nach Kursrückgängen wieder bei 5 % - und mit einigen Blue Chip Aktien sind sogar fast 10 % drin.
Gute Nachrichten für Aktionäre und alle, die dazu werden wollen: Die im Aktienindex MSCI Europe enthaltenen Unternehmen werden in diesem Jahr 387 Milliarden EUR an ihre Anteilseigner ausschütten.
Das prognostiziert eine Studie von Allianz (ETR:ALVG) Global Investors. Damit wachsen die Ausschüttungen gegenüber dem Vorjahr um gut ein Prozent. 2022 war mit Dividenden in Höhe von 382 Milliarden EUR bereits ein Rekordwert erreicht worden.
Unternehmensgewinne haben sich in der Breite gut gehalten
Jörg de Vries-Hippen, CIO Equity Europe bei Allianz Global Investors, wird durch den Vermögensverwalter im Rahmen einer Pressemitteilung zitiert: „In einem wirtschaftlich und geopolitisch herausfordernden Jahr 2022 haben sich die Unternehmensgewinne in der Breite gut gehalten“. Zudem ziele die Dividendenpolitik vieler Unternehmen auf stetige oder sogar stetig steigende Ausschüttungen ab.
Für Studienautor Dr. Hans-Jörg Naumer, Leiter Kapitalmarktanalyse bei AGI sind Dividenden eine entscheidende Ertragskomponente von Aktienportfolios. Vor allem in Jahren mit schwacher Kursentwicklung wie 2022 böten Dividenden dann Stabilität. In weniger guten Jahren könnten die Ausschüttungen Kursverluste ganz oder teilweise auffangen.
Naumer führt noch eine weitere Erkenntnis aus der Studie an: „Unseren Berechnungen zufolge liegt zudem die durchschnittliche Kursvolatilität von Dividendenzahlern signifikant und systematisch unter der der Nicht-Zahler – für den breiten europäischen Aktienmarkt reden wir hier von mehr als 10 Prozentpunkten Unterschied.“
Performance-Beitrag von Dividenden in Europa langfristig bei 35 %
Die Studie beschäftigt sich auch mit dem langfristigen Beitrag von Dividenden zu Gesamtperformance. Demnach trugen Dividenden im Zeitraum von 1978-2022 in Europa fast 35 % zu den gesamten Aktienerträgen bei. Dies wurde im Rahmen der Studie auf Basis des MSCI Europe in fünf 5-Jahres-Perioden ermittelt. In Asien (30,5 %) und Nordamerika (26,5 %) lag der Anteil der Dividenden an der Gesamtrendite niedriger.
AGI führt dies auf die stärker ausgeprägte Dividendenkultur in Europa zurück. Tatsächlich setzen Unternehmen in anderen Weltregionen stärker auf Aktienrückkaufprogramme, deren Beitrag zur Gesamtrendite sich weniger klar messen lässt.
Ein höherer Anteil der Dividenden an der Gesamtrendite bedeutet allerdings nicht, dass die Gesamtrendite dividendenstarker Aktien zwingend höher ist als die von Unternehmen mit einer anderen Ausschüttungspolitik.
Dividendenrendite in Italien steigt auf 5 % - einige Blue Chips bieten fast 10 %
Die Dividendenrendite hat sich der Studie zufolge – auch bedingt durch Kursverluste – 2022 wieder deutlich verbessert, nachdem diese Kennzahl in den Vorjahren stetig abgesunken war.
So stieg die Dividendenrendite in Deutschland von 2,25 % auf 3,25 %. In Frankreich wurde ein Anstieg von 2,25 % auf 3 %, in Italien von 3 % auf 5 % und in Spanien von 3 % auf 4 % gemessen. In all diesen Ländern übertraf die Dividendenrendite die Nominalrenditen von Staatsanleihen mit zehnjähriger Restlaufzeit.
Tatsächlich finden sich derzeit viele Aktien mit hohen Dividenden. Die Aktie mit der höchsten Dividendenrendite im DAX ist die Mercedes-Benz (ETR:MBGn) Group (WKN: 710000 , ISIN: DE0007100000 ) mit 7,11 %, gefolgt von BASF (ETR:BASFN) (WKN: BASF11, ISIN: DE000BASF111) mit 6,56 %. Im EuroStoxx 50 liegen Intesa Sanpaolo (BIT:ISP) (WKN: 850605, ISIN: IT0000072618) mit 9,35 % und Stellantis (NYSE:STLA) (WKN: A2QL01, ISIN: NL00150001Q9) mit 8,39 % vorn.
Eine hohe Dividendenrendite allein sagt allerdings nichts über die Bewertung einer Aktie aus.
MSCI Europe deutlich hinter MSCI World (ETR:X010)
Der in der Studie zugrunde gelegte MSCI Europe Index bildet die Performance von Aktien aus 15 europäischen Ländern ab. Im Index sind 426 Unternehmen enthalten, auf die rund 85 % der Marktkapitalisierung der vertretenen Industrieländer entfallen. Auch Aktien aus Großbritannien und der Schweiz sind im MSCI Europe vertreten.
Im Zeitraum von Dezember 2007 bis Dezember 2022 hat sich der MSCI Europe (in US-Dollar gemessen) deutlich schlechter entwickelt als der MSCI World oder der MSCI ACWI. Während der MSCI World im 15-jährigen Zeitraum um kumuliert 139,11 % zulegte, stieg der Wert des MSCI Europe um lediglich 37,28 %. Der MSCI ACWI -ein globaler Large- und MidCap-Index – legte um 120,01 % zu.