Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1215 (07:16 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1203 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 108.64. In der Folge notiert EURJPY bei 121.85. EUR-CHF oszilliert bei1.1210.
EZB-Präsident Draghi bereitete gestern überraschend die Kapitalmärkte auf weitere geldpolitische Maßnahmen vor. Sollten sich die Wirtschaftsaussichten nicht bessern, stehen Zinssenkungen und ein weiteres Quantitative Easing Programm auf dem Plan. Aktien- und Rentenmärkte dankten ihm mit Freudensprüngen.
Bundesanleihen rentierten bei einem Rekordtief von -0,33 %. Zehnjährige Staatsanleihen aus Frankreich und aus Österreich notierten erstmals im negativen Bereich.
Wieder einmal versucht Draghi mit der Geldpolitik das auszubügeln, was die Politik in der Strukturpolitik verschläft, aussitzt oder aus Konfliktscheue nicht angeht.
Warum fürchten wir nach einem zehnjährigen Konjunkturaufschwung den ersten kühlen Gegenwind des Abschwungs so sehr?
• Die Arbeitslosenquote in der EU ist von 12,1 % (2013) auf 7,6 % in diesem Jahr gefallen.
• Der Primärhaushalt der Eurozone wird dieses Jahr bei 0,6 % liegen. (USA: -2,9 %).
• Die früheren Krisenländer Spanien und Italien werden in 2019 nach aktuellen Schätzungen Leistungsbilanzüberschüsse von 54 bzw. 34 Mrd. aufweisen.
• Auch die Leistungsbilanzen von Griechenland und Portugal werden mit -5,3 Mrd. und -3,0 Mrd. gut ausfallen.
Trotzdem sind die Fliehkräfte in der europäischen Union stark wie nie zuvor. Ca. 30 % der Abgeordneten des EU-Parlaments stehen der Institution EU skeptisch gegenüber. Es ist weniger fraglich, ob die EU einen Abschwung wirtschaftlich, sondern ob sie ihn politisch vertragen kann. Der Grenznutzen eines zweiten Whatever it takes ist ein abnehmender, ob es notwendig ist, entscheidet sich im Handelsstreit zwischen Peking und Washington.
Zu diesem hat US-Präsident Trump ein längeres Treffen mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping angekündigt. Die Verhandlungsteams der beiden Seiten sollen sich im Voraus treffen und das Gespräch vorbereiten. Bestehen aber realistische Chancen auf eine Einigung? Cui Tiankai, der chinesische Botschafter in den Vereinigten Staaten, betonte auf einer Feier zum 40sten Jubiläum der chinesischamerikanischen diplomatischen Verbindungen, dass das Anerkennen der gegenseitigen Souveränität, Integrität und des gesellschaftlichen Systems Voraussetzung für eine konfliktfreie Beziehung sei. Die bisherige US-Position im Handelskonflikt greift aber gerade in die Souveränität Chinas ein, indem China Umsetzungsverordnungen vorgeschrieben werden sollen. Das Bestreben, Huawei Patente abzuerkennen spricht ebenfalls Bände, wie man mit dem Handelspartner umzugehen gedenkt.
Gleichwohl scheinen die Aktienmärkte neben möglichen Leitzinssenkungen auch eine Einigung im Handelsstreit zu antizipieren. Die letzten Warnzeichen des Empire Manufacturing Index (Fall von 17,8 auf -8,6) und der ZEW-Konjunkturerwartungen (Fall von -2,1 auf -21,1 Punkte) wurden ignoriert. Sollten die Gespräche auf dem G20- Gipfel nicht wie erhofft ausfallen, rettet auch ein verbesserter Diskontierungssatz der zukünftigen Cash Flows die Unternehmensbewertungen nicht. Die Divergenz zwischen den Aktienmärkten gegenüber dem Goldmarkt, dem Ölmarkt und den Rentenmärkten weitet sich beständig aus.
Der Präsident der Fed wird daher heute Abend in das gleiche Horn wie Mario Draghi stoßen und Handlungsbereitschaft signalisieren. Ein Wochenende später könnte die Gewissheit da sein, dass die geldpolitische Feuerwehr gebraucht wird.
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Währungsrelation EUR/USD favorisiert. Erst ein Ausbruch aus der Bandbreite 1.1100 1.1350 eröffnet neue Opportunitäten.
Viel Erfolg!