Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1352 (07.36 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1183 im europäischen Handel markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 112.18. In der Folge notiert EUR-JPY bei 127.33. EUR-CHF oszilliert bei 1.0897.
Zunächst sehen wir uns gezwungen, das gestern veröffentlichte Statement von Janet Yellen, der Chefin der Federal Reserve, zu kommentieren.
Sie geht nicht davon aus, dass die nächste Finanzkrise noch zu unseren Lebzeiten sein wird.
Diplomatischer Kommentar:
Wer sich mit Strukturdaten der USA auseinandersetzt, könnte zu einer anderen Schlussfolgerung kommen.
Wer sich mit dem Krisenpotpourri seit dem Big-Bang (1986, London) und dem Ende Glass/Steagall (1998) auseinandersetzt, kommt definitiv zu einem alternativen Ergebnis.
Ansonsten wird losgelöst von den negativen Überraschungen aus der US-Wirtschaft, schließlich bewegt sich Macro-Surprise- Index der Citigroup (NYSE:C) auf dem niedrigsten Niveau seit 2011, seitens der Fed das hohe Lied weiterer Zinserhöhungen gesungen. Fakt ist, dass dieser Gesang von dem schwächsten Konjunktur- und Strukturorchester seit 2010/2011 begleitet wird.
„Food for thought!“
Gestern schrieben wir bezüglich der Eurozone:
„Was für ein Unterschied zu den USA und dem UK in Quantität und Qualität der Expansion.
Welche Zentralbank sollte wohl über eine Neuausrichtung der Zins- und Geldpolitik philosophieren?
Wie sind die Marktreaktionen auf diese von (unerwarteter – Anpassung der Prognosen) Diskrepanz geprägten Konstellation? Ja, freie Märkte bringen Spaß … „
An zwei Fronten wurde gestern geliefert!
Die EZB setzte durch Mario Draghis Einlassungen den ersten auch die Märkte bestimmenden Akzent.
Das Thema des konjunkturellen Risikos wird in der EZB kleiner geschrieben. Mario Draghi erkennt jetzt an, dass alle Anzeichen auf eine Stärkung und Verbreiterung der Erholung der Eurozone hindeuten. Er thematisierte einen graduellen Ausstieg aus der aktuellen Politik.
Das war bezüglich der seit Monaten verfügbaren Faktenlage überfällig. Das Zögern der EZB mag im ersten Halbjahr sehr wohl der politischen Unsicherheiten hinsichtlich der seinerzeit anstehenden Wahlen geschuldet gewesen sein.
Der Weg wird langsam und graduell sein. Mario Draghi betonte diesen Umstand. Ergo stehen kurzfristige massive Lastwechsel in der Zins- und Geldpolitik nicht an. Der Weg aus dieser Politik ist aber vorgezeichnet.
Die Marktreaktionen dürfen durchaus als sportlich, aber auch als längst überfällig tituliert werden. So markierte der Euro die höchsten Stände seit mehr als 12 Monaten. Der Bund-Future verlor deutlich. Die Aktienmärkte kamen unter Druck.
Letzteres ist durchaus in Frage zu stellen. Ist nicht die starke Wirtschaft, die die Grundlage für das extrem moderate Ausschleichen der aktuellen Zentralbankpolitik ist ein positiver Katalysator? Nimmt damit nicht der Stress für die Finanzbranche ab? Gut, vielleicht ist der letzte Gedanke zu logisch und konsequent …
Als wir mit dem Ende 2016 verfassten Jahresausblick 2017 an den Markt gingen, setzten wir uns mit den Wachstumsprognosen für die USA, die Eurozone und Deutschland wie bereits zu Recht im Vorjahr von dem Feld ab.
Die Bandbreiten für alle drei Wirtschaftsräume prognostizierten wir auf 1,7% - 2,0%. Damit lagen wir bezüglich der USA deutlich unter dem Konsens und bezüglich der Eurozone und Deutschland deutlich über dem Konsens.
Die Prognoseanpassungen, die uns in den letzten Monaten bezüglich der Eurozone und Deutschlands erreichten passten in unser Bild.
Jetzt kommt auch bei den USA Bewegung ins Spiel:
Der IWF senkte die Wachstumsprognose per 2017 für die USA von 2,3% auf 2,1%.
Die IWF-Prognose per 2018 wurde von 2,5% auf 2,1% revidiert.
Es wird 2017 weitere Anpassungen der Wachstumsprognosen für die USA in Richtung 1,7% geben.
Heute früh setzte Paris positive Akzente:
Per Berichtsmonat Juni verzeichnete der Index des französischen Verbrauchervertrauens einen völlig unerwarteten Anstieg von 103 (revidiert von 102) auf 108 Punkte (Prognose 103). Damit markierte dieser Index das höchste Niveau seit 2007!
Aus den USA erreichten uns zwei positive Datensätze:
Der notorisch volatile Index des Verbrauchervertrauens nach Lesart des Conference Board legte per Berichtsmonat Juni unerwartet von 117,6 auf 118,9 Punkte zu. Die Prognose lag bei 116,0 Zählern.
Der Richmond Fed Composite Index stieg per Berichtsmonat Juni von +1 auf +7 Punkte.
Bezüglich der USA liefern wir heute den Chart der Citigroup: Standard & Poors 500 versus Macro-Surprise Index
Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Erst ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.1100-1.1130 dreht den Bias zu Gunsten des USD.
Viel Erfolg!
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