Bereits am vergangenen Freitag teilte EZB-Präsidenten Mario Draghi mit, die Wahrscheinlichkeit, dass die EZB ihr Ziel der Preisstabilität erfüllt, sei in den vergangenen Monaten gefallen. Entsprechend würde die Notenbank eine Anpassung des Umfangs, der Geschwindigkeit und der Zusammensetzung ihrer Maßnahmen vorbereiten.
Euroraum ist in der Deflation angekommen
Heute zeigte sich ein weiteres Mal, dass die Geldpolitiker ihr Handwerk verstehen. So geht aus einer veröffentlichten Schnellschätzung von Eurostat, dem statistischen Amt der Europäischen Union, hervor, dass die jährliche Inflation im Euroraum im Dezember 2014 auf -0,2% geschätzt wird. Dies entspricht einem deutlichen ein Rückgang gegenüber den 0,3%, die noch im November gemessen wurden.
Ölpreisverfall setzt EZB unter Druck
Gemäß der Eurostat-Meldung ist diese negative Rate für die jährliche Inflation im Euroraum im Dezember auf einen Rückgang der Energiepreise (-6,3% gegenüber -2,6% im November) zurückzuführen, während die Preise für Nahrungsmittel, Alkohol & Tabak (0,0%, gegenüber 0,5% im November) und für Industriegüter ohne Energie (0,0% gegenüber -0,1% im November) stabil blieben.
(Quelle: Eurostat)
Kurzfristig gehen die Abwärtsrisiken für die Inflation also insbesondere vom gesunkenen Ölpreis aus. Bislang sah die EZB hier nur temporäre Effekte, aufgrund der starken Dynamik des Ölpreis-Rückgangs ist der Druck auf die EZB aber dennoch erhöht, bereits auf ihrem kommenden Treffen am 22. Januar weitere Maßnahmen zu beschließen. (Aufgrund des neuen Sechs-Wochen-Rhythmus der Zinssitzungen tagt die EZB erst wieder am 22. Januar und nicht wie in der Vergangenheit zum Anfang des Monats.)
EZB dürfte Maßnahmen am 22. Januar ausweiten
Eine Erweiterung des Kaufprogramms der EZB auf Unternehmensanleihen ist durchaus möglich, eine Ausweitung auf Staatsanleihenkäufe erwarten wir aber wohl erst auf der Sitzung im März. Denn angesichts der Tatsache, dass Griechenland erst mit den Wahlen am 25. Januar eine neue Regierung erhalten wird, könnte die EZB vielleicht noch abwarten müssen.
Euro auf 9-Jahres-Tief, Bund Future auf Rekordhoch – Zeit für antizyklische Trades
Nun wissen Sie, was die Kurse zum Jahresauftakt bewegt hat. Schauen wir nun, wohin sich die Kurse bewegten und was man daraus machen kann.
Euro auf 9-Jahres-Tief
Der Euro ist wegen der Aussicht auf ein weiteres Öffnen der Geldschleusen durch die EZB und der unsicheren Lage in Griechenland auf den tiefsten Stand seit rund neun Jahren gefallen. In den ersten Handelsstunden der neuen Woche war der Kurs der europäischen Gemeinschaftswährung bereits bis auf 1,1864 EUR/USD gesunken. Heute notierte er im Tief sogar bei nur noch 1,18086 EUR/USD gefallen, was der tiefste Stand seit Januar 2006 war.
Inzwischen dürfte viel im Wechselkurs eingepreist sein. Spätestens wenn die EZB am 22. Januar die Katze aus dem Sack gelassen hat und sich am 25. Januar ein Wahlsieger in Griechenland herauskristallisiert, könnte sich ein Tief im Euro ausbilden. Mit Blick auf den Chart könnte sich spätestens bei 1,164 EUR/USD eine antizyklische Long-Position lohnen.
Bund Future auf Rekordhoch
Auch auf die Anleihenmärkte hatten die jüngsten Ereignisse enorme Wirkung. Die Rendite für zwanzigjährige japanische Anleihen sank erstmals seit April 2013 unter 1,0%. Bei den zehnjährigen japanischen Bonds sank die Rendite auf beispiellose 0,28% und bei zwanzigjährigen Papieren auf 0,965%. Zehnjährige deutsche Bundesanleihen rentierten am Montag bei 0,492%. Die Erträge von 30-jährigen deutschen Staatsanleihen notiert inzwischen sogar tiefer als die Erträge von 30-jährigen japanischen Staatsanleihen. Die Umlaufrendite (linker Kursverlauf) erreichte heute ein Tief von rund 0,4%, während der Bund Future (rechter Kursverlauf) ein neues Allzeithoch bei 157,26 Punkten markierte.
Aufgrund der Inflationsdaten zum Euroraum könnte die Notenbank EZB bereits am 22. Januar weitere geldpolitische Maßnahmen beschließen. In dieser Erwartung steigen aktuell die Anleihenkurse und der Bund Future. Zudem treiben die Sorgen um den Wahlausgang in Griechenland am 25. Januar die Anleger in den sicheren Hafen Bund Future.
Geldpolitik, Griechenland und sinkendes Angebot lassen Anleihenkurse immer weiter steigen
Außerdem braucht die Bundesregierung immer weniger neue Anleihen herausgeben, weil die Neuverschuldung sinkt. Dies führt dazu, dass das Angebot an Staatsanleihen in Deutschland sinkt. Gleichzeitig sind Versicherungen und ähnliche Marktteilnehmer gezwungen, das geringer werdende Angebot an deutschen Staatsanleihen aufzukaufen. Auch dies ist ein Grund für die aktuell immer weiter steigenden Kurse des Bund Futures.
Konkrete Handlungsempfehlungen
Unseren Abonnenten des "Geldanlage Premium Depot" haben wir vor diesem Hintergrund eine Eilmeldung geschickt, die eine ganz konkrete Handlungsempfehlung enthielt. Um zu verstehen, welchen Hintergrund und welches Ziel dieser Trade hat, muss man erst einmal wissen, was eigentlich der Bund Future ist und wie man ihn traden kann. Genau dies haben wir den Abonnenten sehr genau erklärt.
Auch im Euro sind wir derzeit mit einigen Trades aktiv. Und gemäß der Euro-Chartanalyse oben werden wir in Kürze weitere Trades eröffnen.
(Quelle: Geldanlage-Brief, Ausgabe vom 07.01.2014)