Der hawkishe Kurswechsel der US-Notenbanker, wie er im Protokoll ihrer Mitte Dezember abgehaltenen Sitzung kundgetan wurde, führte zu einem Ausverkauf an den Märkten, als sich die längst überfällige Erkenntnis durchsetzte, dass eine hartnäckig hohe Inflation eine recht dringliche Reaktion der Fed erfordert.
Um die verlorene Zeit wieder aufzuholen, sprachen sich die Mitglieder des Offenmarktausschusses der US-Notenbank nicht nur für ein beschleunigtes Tapering der Wertpapierkäufe und eine Vorverlegung des so genannten "Lift Off" aus, sondern diskutierten sogar über Maßnahmen, um ihr Portfolio zu verkleinern, indem sie die Erlöse aus fällig werdenden Wertpapieren nicht reinvestieren.
Dreifach-Bedrohung erschüttert die Märkte
Börsenkommentatoren interpretierten den Kurswechsel der Zentralbank schnell als dreifache Bedrohung, die den Anlegern einen Schrecken einjagte und sie zum Verkauf sowohl von Aktien als auch von Staatsanleihen veranlasste. Einige Analysten behaupteten, die Märkte hätten überreagiert, aber die Aussicht, den schlafenden Drachen zu wecken, hat die Marktteilnehmer sehr eindeutig verunsichert.
Der frühere US-Finanzminister Larry Summers sagte unterdessen bei Bloomberg TV, dass seiner Meinung nach immer noch unterschätzt werde, was nötig sei, um die Inflation einzudämmen.
"Ich bin der Meinung, dass die Fed und die Märkte immer noch nicht erkennen, was sehr wahrscheinlich notwendig sein wird. Die Einschätzung der Märkte und der Fed ist, dass man die Inflation schon irgendwie eindämmen kann, ohne gleich den Leitzins über 2,5 % anzuheben."
Summers befürchtet jedoch, dass die Situation fragiler ist, als die Menschen derzeit noch glauben. Er fügte hinzu, dass es für die Entscheidungsträger der Fed eine Herausforderung sein werde, eine weiche Landung hinzubekommen, zumal der Arbeitsmarktbericht für Dezember auf eine robuste Nachfrage nach Arbeitskräften hinweise, obwohl der Beschäftigungszuwachs geringer als erwartet ausgefallen sei, was den Inflationsdruck hoch halten werde.
Auch der Hedgefonds-Manager Ray Dalio ist skeptisch, ob die Fed überhaupt in der Lage ist, die Zinsen ausreichend anzuheben, um die emporschießende Inflation zu kompensieren. In einem CNBC-Interview sagte er, dass die politischen Differenzen allein die Möglichkeiten der Fed einschränken werden, insbesondere da die Stimmung trotz des billigen Geldes bereits angespannt sei, weshalb die negativen Realzinsen wahrscheinlich fortbestehen werden.
"Ich glaube nicht, dass die Federal Reserve, auch wenn sie deutlich hinter der Kurve liegt, es schaffen kann, den Rückstand aufzuholen und Cash und Anleihen zu einer attraktiven Anlage zu machen."
Fed-Reden stehen an
Nach der Urlaubspause werden sich in dieser Woche zahlreiche Fed-Vertreter äußern. Der Fed-Chef Jerome Powell wird am Dienstag vor dem Bankenausschuss des Senats zu seiner Anhörung über seine Bestätigung für eine zweite Amtszeit auftreten, Gouverneurin Lael Brainard wird dann am Donnerstag über ihre Beförderung zur stellvertretenden Vorsitzenden Stellung nehmen.
Zu den weiteren FOMC-Mitgliedern, die in dieser Woche zu Wort kommen und vielleicht Aufschluss über die Absichten der Fed geben, gehören die Leiter der Regionalbanken in Cleveland, Kansas City, Chicago, St. Louis, Richmond und New York: Loretta Mester, Esther George, Charles Evans, James Bullard, Thomas Barkin bzw. John Williams.
Selbst wenn die Fed hinter der Kurve liegt, wie viele glauben, so ist es doch von großer Relevanz zu sehen, inwieweit sie ihren Rückstand aufholt. Wenn sich herausstellt, dass ihr maßvoller Ansatz der richtige ist, ist es ebenso wichtig zu erfahren, was genau sie denkt.
Und dann ist da noch die Frage, wie Präsident Joe Biden die drei vakanten Posten im Gouverneursrat der US-Notenbank besetzt, die wohl eher progressiv ausgerichtet sein dürften. Reuters berichtete, dass die Nominierungen bereits letzte Woche hätten bekannt gegeben werden sollen, wies aber darauf hin, dass Schneestürme in Washington die Ankündigung verzögern könnten, die das Weiße Haus im Rahmen einer Präsenzveranstaltung bekannt zu geben hofft.
Wie es der Zufall wollte, war die Bundesregierung am Freitag wegen eines erneuten Wintereinbruchs geschlossen, nachdem Anfang der Woche mehrere Zentimeter Schnee gefallen waren. Aber vielleicht klappt es ja diese Woche.