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Fokus auf USA – US-Schuldenobergrenze – IWF: "Misstrauensvotum" – Durham Report

Veröffentlicht am 17.05.2023, 09:14
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Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,0870 (05:12 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0856 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 136,49. In der Folge notiert EUR-JPY bei 148,37. EUR-CHF oszilliert bei 0,9734.

Märkte: Fokus auf USA

Die Finanzmärkte spiegeln weiter sowohl Nervosität als auch relative Stabilität. Der Fokus verschiebt sich immer stärker auf die Debatte zur Schuldenobergrenze in den USA. Die Hoffnungswerte, die diesbezüglich gestern durch McCarthy genährt wurden, hatten partielle Wirkungen. Der USD konnte insbesondere gegenüber den Edelmetallen an Boden gewinnen. Aktienmärkte verloren leicht an Boden. Schwache US-Einzelhandelsumsätze verunsicherten.

Gedanken zur US-Schuldenobergrenze (34,4 Billionen USD)

Bei dem Treffen zwischen Präsident Biden und dem Kongressführer McCarthy gab es gestern keine Lösung in der Frage der US-Schuldenobergrenze. McCarthy zeigt sich optimistisch, dass eine Lösung bis zum Ende der Woche möglich sei. Das Treffen hätte die Grundlage für weitere Verhandlungen generiert.

An den Märkten und in den Medien wird diskutiert, wie lange die US-Treasury zahlungsfähig bleibt, sofern es zu keiner politischen Einigung käme. Termine zwischen dem 1. Juni bis Ende Juni werden "gehandelt". Die Präferenz am Finanzmarkt liegt in der ersten Hälfte des Monats Juni.

Fakt ist, dass das Problem nicht überraschend kommt. Die Besetzung der Position des Mehrheitsführers im US-Kongress (McCarthy) war nur möglich durch bindende Zusagen bezüglich der Haushaltspolitik und der Energiepolitik innerhalb der Partei der Republikaner. Das wusste man im Weißen Haus seit Anfang des Jahres. Man hätte sich frühzeitig um die Entschärfung des Themas bemühen können. Ergo hat man zugelassen, dass sich dieses Problem entwickelt. So weit zum Thema des "professionellen Managements".

Fakt ist, dass die "Cash-Position" der US-Treasury aktuell genau diese Debatte des "technischen Bankrotts" erlaubt. Nach der kurzfristigen Erholung durch die Steuerzahlungen per April (176 Mrd. Überschuss im Federal Budget) ergab sich eine markante Reduzierung der Cash-Reserven auf zuletzt 87,43 Mrd. USD.

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© Zerohedge

Diese Debatte ist verzerrt. Wenn die USA wollen, sind sie jederzeit zahlungsfähig, da Zinszahlungen lediglich 13% des US-Haushalts ausmachen.

Es ist ultimativ die Frage der politischen Präferenzen und der politischen Agenda der Demokraten und Republikaner, ob es zum technischen Bankrott kommen wird.

Welche Optionen gibt es? Man könnte das historisch hohe Militär-Budget einfrieren oder andere diskretionäre Ausgaben reduzieren, die für die USA nicht von existentieller Bedeutung sind, um einen technischen Zahlungsausfall zu vermeiden.

IWF: "Ökonomisches Misstrauensvotum" für Deutschland

Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat seine Deutschland-Prognose vorgestellt. Sie ist ernüchternd ausgefallen.

Kommentar: In Kurzform: Innerhalb von 10 Jahren vom konjunkturellen Paradepferd zum abgehalfterten Gaul! "Chapeau!" Wieviel "Aristoteles" (Struktur/Konjunktur/Einkommen) wurde ignoriert?

Erinnern Sie sich noch an die deutsche Hybris in der Eurodefizitkrise, als der deutsche Mainstream den Reformländern die Fähigkeit zur erfolgreichen Reformpolitik absprach? Ich erinnere mich an meine diesbezüglichen Talk-Show Auftritte (u.a. Illner 2014, Söder, Lucke), die wegen mangelnder "Mainstream-Hörigkeit“ meinerseits den größten "Shitstorm" auslösten, den die Bremer Landesbank je ertragen musste.

Deutschland schulmeisterte und befolgte selbst nicht die Lektionen, die man dritten Ländern erteilte. Auf Reformen zu bestehen (Aristoteles), war in der Sache hinsichtlich der Probleme richtig. Es trägt heute Früchte. Der deutsche Ton gegenüber den Problemländern war in Teilen diskutabel.

So gut wie keiner warnte vor einer negativen Entwicklung Deutschlands mangels positiver Strukturanpassungen, die heute längst Realität ist.

Beginnen wir mit einer positiven Meldung des IWF:

  • Kapital- und Liquiditätspositionen der Banken und Versicherungen bleiben solide.

Kommentar: Das deckt sich mit unserer Analyse. Europa hat die nach der Krise 2008/2009 forcierten Regulierungen anders als die USA nicht aufgeweicht.

Fahren wir fort mit den negativen Meldungen des IWF:

  • Das BIP-Wachstum wird vom IWF 2023 nahe 0% erwartet.
  • Das langfristige Wachstum wird seitens des IWF unter 1% veranschlagt.

Kommentar: Das ist prekär, denn Deutschland wird damit weiter eines der schwächsten konjunkturellen Glieder innerhalb der Eurozone sein. (Auch relative) Konjunkturschwäche impliziert innerhalb der Eurozone keinen ausgeprägten Führungsanspruch.

Konjunkturschwäche impliziert verringertes politisches Durchsetzungsvermögen.

Der IWF-Blick in Richtung Inflation ist wenig erbaulich:

  • Die Verbraucherpreise sollen bis Ende 2023 laut IWF bei 4,5% liegen.
  • Die Kernrate der Verbraucherpreise würde später und langsamer zurückgehen.

Kommentar: Auch hier baut sich im relativen Vergleich innerhalb der Eurozone, aber auch gegenüber dem Rest der Welt (Asien, USA) ein Stabilitätsnachteil auf, der ein Standortnachteil ist (Investitionen, Kapitalstock).

Das ist heute schon messbar. Laut einer Studie von Ernst & Young ist die Zahl ausländischer Investitionsvorhaben per 2022 gegenüber 2021 um 1% gesunken und liegt jetzt auf dem Niveau von 2013. Seit 2017 kommt es kontinuierlich zu Rückgängen. Ernst & Young führt die Entwicklung auf einen Verlust an Attraktivität auf der Kostenseite vor allen Dingen für Industrieunternehmen zurück.

In der Europa-Studie war Frankreich Spitzenreiter. Frankreich hat sich latent reformiert (Umfang circa 1% des BIP nach Defizitkrise, Analogie zu Schröder Reformen). Die Zahl der Investitionsvorhaben legte in Frankreich per 2022 um 3% und per 2021 um 24% zu.

Kernproblem: Die Forcierung der Anspruchsgesellschaft und Abwendung von der Leistungsgesellschaft ist das Kernproblem Deutschlands. Die Divergenz zwischen unserer Selbstwahrnehmung (Selbstüberschätzung) und der Fremdwahrnehmung (sachliche Nüchternheit) lässt sich an den versiegenden Kapitalströmen messen.

Fazit: Deutschland muss neu „gedacht“ werden. Deutschland muss restrukturiert werden. Deutschland wird sich wie frühere Reformländer strecken müssen. Da helfen weder Subventionen (temporäre, nicht strukturelle Wirkung), Narrative noch Wirtschaftsesoterik, denn Ökonomie basiert auf der normativen Kraft des Faktischen.

USA: Durham Report: Keine Einmischung Russlands in die US-Wahlen 2016

Laut offiziellem Durham Report hätte das FBI niemals eine Untersuchung auf Basis der Informationen starten dürfen. In dem Report werden dem FBI und dem US-Justizministerium mangelnde Gesetzestreue vorgeworfen. Dazu die BBC im O-Ton (Link).

Kommentar: Wir nehmen dieses Thema auf, weil die weitere politische Entwicklung in den USA für Europa von weitreichender politischer und wirtschaftlicher Bedeutung sein wird. Dieses Regierungspapier stellt die seinerzeitigen Vorwürfe auf den Kopf, denn mit diesem Thema haben die Demokraten faktisch zu Unrecht Wahlkampf gemacht und "Framing" gegenüber Republikanern, aber auch gegenüber Russland betrieben.

Wie wirkt sich dieses Papier auf die Stimmungslage in den USA aus, unterstützend für Demokraten oder Republikaner? Ich bin gespannt auf die mediale Aufarbeitung bei uns.

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

Eurozone: Neuer Beschäftigungsrekord in der Eurozone – Handelsbilanz aktiv!

Das BIP legte laut Zweitschätzung per 1. Quartal 2023 um 0,1% im Quartalsvergleich und im Jahresvergleich um 1,3% zu. Das entsprach den Prognosen und der Erstschätzung. Die Handelsbilanz der Eurozone wies per März in der saisonal bereinigten Fassung einen Überschuss in Höhe von 17,0 EUR nach zuvor -0,2 Mrd. EUR aus. Es war der erste Überschuss seit Oktober 2021.

Die Gesamtbeschäftigung der Eurozone nahm per 1. Quartal 2023 im Quartalsvergleich um 0,6% (Prognose 0,3%) nach zuvor 0,3% zu. Im Jahresvergleich ergab sich ein Anstieg um 1,7% nach 1,5% im Vorquartal. Die Gesamtbeschäftigung erreichte einen neuen Rekordwert mit 166.063.400 Beschäftigungsverhältnissen (zuvor 165.060.000).

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Deutschland: Der ZEW-Sentiment-Index sank per Mai von zuvor +4,1 auf -10,7 Punkte (Prognose -5,3). Der ZEW-Lageindex stellte sich per Mai auf -34,8 nach zuvor -32,5 Zähler (Prognose -37,0).

USA: Einzelhandelsumsätze schwächer als erwartet

Die nicht inflationsbereinigten Einzelhandelsumsätze verzeichneten per April einen Anstieg im Monatsvergleich um 0,4% (Prognose 0,8%) nach zuvor -0,7% (revidiert von -0,6%). Im Jahresvergleich ergab sich eine Zunahme um 1,60% nach zuvor 2,42% (revidiert von 2,34%).

Die Industrieproduktion legte per April im Monatsvergleich um 0,5% (Prognose 0,0%) nach 0,0% (revidiert von 0,4%) zu. Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 0,24% nach 0,07%. Die Kapazitätsauslastung stellte sich auf 79,7% (Prognose 79,7%) nach 79,4% (zuvor 79,8%).

Der NAHB Housing Market Index legte per Mai von 45 auf 50 Punkte zu (Prognose 45). Es ist der höchste Indexstand seit Juli 2022.

Japan: BIP deutlich höher als erwartet

Das BIP nahm im Quartalsvergleich per 1. Quartal 2023 um 0,4% (Prognose 0,1%) nach zuvor 0,0% zu. Annualisiert ergab sich ein Anstieg um 1,6% (Prognose 0,7%) nach zuvor -0,1%.

China: Stabilisierung bei Hauspreisen

Die Hauspreise sanken per April im Jahresvergleich um 0,2% nach zuvor -0,8%.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den EUR gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.0700 – 1.0730 negiert dieses Szenario.

Viel Erfolg!

© Folker Hellmeyer
Chefvolkswirt der Netfonds Gruppe

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