(DailyFX.de) Auf den ersten Blick mögen die heute veröffentlichten Daten zum britischen Arbeitsmarkt auf eine gedrosselte Geschwindigkeit der britischen Konjunktur deuten und Anlass für Spekulationenbieten, dass der Bank of England Druck genommen wurde eine Leitzinserhöhung zeitnah vorzunehmen. Als enttäuschend und unerwartet lässt sich zumindest der Anstieg der Arbeitslosenquote einfangen. Mit 7,2% rückt die Arbeitslosenquote wieder ein Stück vom relevanten Schwellenwert der 7% Marke weg, ab der die Notenbank eine Anpassung des Leitzinses abwägen wollte. Doch künftig soll nicht mehr die Arbeitslosenquote im Fokus der „Forward Guidance“ der Währungshüter stehen, denn laut Prognosen werde die Quote deutlich früher als erwartet erreicht. Vielmehr sollen weitere Wirtschaftsindikatoren wie Wirtschafts- oder auch Lohnwachstum betrachtet werden. Das mindert jedoch nur geringfügig die Bedeutung der Entwicklung am Arbeitsmarkt.
Trend einer fallenden Arbeitslosenquote vorerst gestoppt – Anstieg auf 7,2%
Nicht alles grau – was der Arbeitsmarktbericht bot
Trotz des Anstiegs der Arbeitslosenquote bietet der britische Arbeitsmarkt auch viele positive Komponenten, die auf eine Nachhaltigkeit eines britischen Wirtschaftswachstums deuten. Die Anzahl an arbeitslosen Briten fiel nach Zahlen der britischen Statistikamts „Office for National Statistics“ um 125.000 auf 2,34 Millionen im letzten Quartal der vergangenen Jahres. Die Erwerbstätigkeit entwickelte sich im Vereinigten Königreich positiv und notiert bei über 30 Millionen. Um 0,6% ist Erwerbstätigkeitsquote im Vergleich zum Vorjahr gestiegen, diese notiert bei 72,1%. Auch die durchschnittlichen Löhne verzeichneten einen Anstieg von 1,1% in 2013 im Vergleich zum Vorjahr.
Seit der Aufzeichnung der britischen Arbeitsmarktdaten wurde zudem noch nie eine derartige hohe Anzahl von erwerbstätigen Frauen verzeichnet.
Auf eine Nachhaltigkeit deutet besonders, dass die Jugend- sowie Langzeitarbeitslosigkeit weiter abnimmt.
Aus meiner Sicht könnte der Anstieg der Arbeitslosenquote sich als Ausreißer in den kommenden Monaten herausstellen. Mit 1,9% verzeichnete die britische Wirtschaft in 2013 das stärkste Wachstum seit sechs Jahren und freie Kapazitäten seien laut der Bank of England noch vorhanden. Unternehmen könnten verstärkt weiterhin nach neuen Arbeitskräften greifen und ein frühes Erreichen einer Arbeitslosenquote von 7% in den kommenden Monaten ist weiterhin realistisch.
Sitzungsprotokoll offenbart einheitliche Stimmung
Neben den Arbeitsmarktdaten ist zeitgleich auch die Mitschrift der letzten geldpolitischen Lagebeurteilung veröffentlicht worden. Einstimmig stimmten alle Entscheidungsträger der Bank of England auf der letzten Sitzung für eine Beibehaltung des Leitzinses von 0,5% und der Asset Purchases von 375 Mrd. Pfund. Das Protokoll festigte im Grunde genommen, den bereits im Inflationsbericht eingefangenen Ausblick der Notenbank, einer robusten konjunkturellen Erholung auf der Insel und einer langfristig festverankerten Inflation nahe der Zielmarke von 2%. Die gestern veröffentliche Inflation von 1,9% verzeichnete einen Rutsch von eben dieser Marke. Bis Mitte März könne die Inflation laut der Notenbank bis etwa 1,7% weiter sich kurzzeitig rückläufig entwickeln und dann wieder Richtung der Zielmarke ziehen.
Die Aussicht einer robusten Erholung auf der Insel verhalfen dem GBP/USD nicht allzu kräftig auf die enttäuschende Arbeitslosenquote zu reagieren. Lediglich geringfügig notierte der Kurs mit -0,05%unter dem Eröffnungskurs des Tages.
Am Terminmarkt der CME setzen institutionelle Spekulanten bereits seit 12 Wochen mehrheitlich auf das Pfund, zuletzt betrug ihre Position (netto) in Futures mit der sie auf GBP/USD Stärke setzen rund 1,12 Mrd. USD.
Der Ausblick für das Britische Pfund bleibt positiv gestimmt. Das Währungspaar drängte sich zu Beginn der Woche auf ein neues 4-Jahreshoch. Nach der Feb.-Rallye verschnauft der Kurs zurzeit. Rücksetzer könnten im Bereich der 1,65 auf Unterstützung stoßen. Sollte das übergeordnete Momentum wieder einsetzen, könnten sich Chancen für einen Einstieg im Währungspaar ergeben.
Analyse geschrieben von Niall Delventhal, Marktanalyst von DailyFX.de