Schon früher haben wir festgestellt, wie schwierig es für die Anbieter von börsengehandelter Fonds (exchange traded fund, ETF) die regulatorischen Hürden für den Start eines Bitcoin-ETFs zu nehmen—oder ganz generell für einen Kryptowährungs-ETF. Und daher ist der bisher einzige Fonds, der speziell auf die am weitesten verbreitete Kryptowährung zugeschnitten ist, Grayscale's Bitcoin Investment Trust (OTC:GBTC), der allerdings nicht an einer US-Börse sondern direkt gehandelt wird.
Das allerdings bedeutet nicht, dass Investmentmanager das Konzept aufgegeben hätten. Letzte Woche reichte der Anlageverwalter VanEck Securities zusammen mit der Blockchain-Firma SolidX Partners einen Antrag bei der US-Börsenaufsicht Securities and Exchange Commission (SEC) ein, um einen von Münzen gedeckten Bitcoin ETF an den Markt zu bringen, der VanEck SolidX Bitcoin Trust genannt werden und unter dem Tickersymbol XBTC laufen soll.
Beiden Unternehmen hatten jede für sich schon zuvor versucht BTC-Fonds zu starten: SolidX stellte einen Antrag zum Start eines physisch gedeckten Bitcoin ETFs, aber dieser wurde von der SEC Anfang 2017 abgelehnt; VanEck zog seinen Plan für einen auf Futures und Fonds basierenden Bitcoin ETF im Januar zurück, bevor die SEC die endgültige Entscheidung fällen konnte.
Was diesen ETF für die SEC akzeptabel machen könnte ist, dass er von tatsächlichen Bitcoin anstelle von spekulativeren Future gedeckt ist. SolidX CEO Dan Gallancy hebt hervor, dass:
“Letztes Jahr hatte die SEC unseren Antrag abgelehnt...Der Kontext hinter dieser Ablehnung war der Fakt, dass sie Sorgen über die Struktur des Marktes und das Potential für Kursmanipulationen im zugrundeliegenden Markt für Bitcoin hatten.”
Allerdings sagt er, dass diese Variante eines ETFs auf einem Index aufbaut:
“Was die Jungs von VanEck getan haben, durch ihre Indexabteilung ist, einen Index von direkt gehandelten Bitcoins zu erstellen. Das ist kein elektronischer Handel, es ist Telefonhandel und daher naturgemäß weniger anfällig für die Art von Blödsinn, über die die SEC besorgt war.”
Antrag vorsichtig begrüßt, aber Sorgen bleiben bestehen
Shane Brett, CEO von GECKO Governance, sagt der Antrag sollte "vorsichtig begrüßt" werden, da er zeigt, dass Bitcoin wie auch andere Kryptowährungen als legitime Anlageoptionen für Fondsmanager angesehen werden. Er hebt allerdings hervor, dass der Einstiegspreis für diesen Fonds überraschend abschreckend ist.
“Einer der Vorteile in dieser Art zu handeln, ist, dass die Investoren von den Risiken des Kaufs und Haltens von Bitcoin selbst abgeschirmt sind. Dieser Vorschlag für einen Bitcoin-basierten ETF allerdings, stellt die Anlagemöglichkeit außerhalb der Reichweite des durchschnittlichen Einzelinvestors, da der Anteilspreis als äquivalent von 25 BTC, derzeit etwa 200.000 USD angegeben ist.
Gary Bernstein, Gründer und CEO von CoTrader glaubt, dass ETFs großartige Investmentmöglichkeiten über verschiedene
Anlageformen hinweg (so auch Kryptowährungen geben). Aber es gibt auch einige Probleme, die angegangen werden sollten. Aus Bernsteins Sicht, könnten sich ETFs als nicht der beste Weg für Einzelne herausstellen in Bitcoin zu investieren. Es gibt eine Reihe von Risikofaktoren, die bei einem physisch gedeckten Bitcoin ETF mit in die Rechnung einbezogen werden sollten.
“Der Tracking Error beschreibt die Abweichung der Fondsentwicklung von dem Index, den er abbildet. Angesichts der Volatilität von Bitcoin, seine Transaktions- und Handelskosten, um nicht die Managementgebühren zu erwähnen, können letztlich zu sehr verschiedenen Renditen von dem zugrundeliegenden Werten führen. Wir können die gleiche Tendenz beim Bitcoin Tracker ETN beobachten, der an der Stockholmer Börse gelistet und derzeit das nächstbeste Ding zu einem Bitcoin ETF ist. Die Renditeabweichung zwischen dem ETN und Bitcoin liegt allein in diesem Jahr bei mittlerweile mehr als 7%!
Auf der anderen Seite, für Einzelinvestoren, die sich nicht die Arbeit machen wollen, zu lernen, wie die Kryptowelt funktioniert und in ihr direkt zu investieren, ist dies ein großartiger Weg an Bitcoin mitzuverdienen, während das Risiko minimiert ist.”
David Hanson, Co-CEO von Ultra sagt, ein Bitcoin ETF wäre eine großartige Nachricht für die Kryptowährung und den gesamten Bereich digitaler Münzen. Er würde den Markt legitimieren und Handelsvolumen und Kapitalisierung erhöhen der ersten Kryptowährung der Geschichte erhöhen.
“Es eröffnet jedem institutionellen Investor Bitcoin in sein Portfolio zu nehmen. Natürlich müssten sie herausfinden, wie der Kurs abgebildet werden kann. Es scheint so, dass VanEck und SolidX Partners OTC-Deals (over the counter, Direktgeschäfte) benutzen wollen, aber [ihr Fonds ist] zum BTC/USD von Coinbase und Bitfinex korreliert. Das ist wahrscheinlich der Grund, aus dem die US-Regulierer nun mögliche Kursmanipulationen an den Börsen untersuchen.”
Wer würde die Bitcoins verwalten?
Ein weiterer, bislang nicht behandelter Aspekt ist die Frage der Aufbewahrung. Wer wird am Ende des Tages die Token tatsächlich halten? Hanson sagt, dass Ledger, Gemini und Coinbase jede für sich an einer Lösung arbeiten, aber es letztlich noch keine Klarheit gibt, wer zuständig für die Bewegung und die Verwahrung der Bitcoins ist.
“Es ist eine knifflige Frage. ETFs könnten zu den größten Besitzern von Bitcoins werden. Ein Fort Knox für Kryptogeld müsste etabliert werden. Etwas, dass physisch und digital unverwundbar ist. Eine Anlage, die auch kommende Bedrohungen wie durch Quantencomputer, berücksichtigt.”
Hanson fügt hinzu, dass ein Schutz von Bitcoin technisch machbar ist, aber unzweifelhaft viel Unsicherheit bei den Regulierern hervorruft. “Eine andere, eher philosophische Frage, die aufkommt, ist diese" meint er. "Bitcoin-Gläubige haben immer von einer massiven Verbreitung geträumt, aber wenn diese von zentral gemanagten ETFs und institutionellen Treuhändern kommt, könnte dies bedeuten, dass das gesamte Dezentralisierungsexperiment gescheitert ist?”