(DailyFX.de) Zum Ende des ersten Halbjahres haben die Preise von Gold und Silber an Dynamik gewonnen und es sieht so aus, als stünde den Edelmetallen auch eine sehr gute zweite Jahreshälfte bevor. Im Schatten eines steigenden Goldpreises konnte Silber mit einem Anstieg von 11 Prozent das größte Monatsplus seit fast einem Jahr verbuchen. Dieser Anstieg wurde vor allem von den großen institutionellen Investoren getragen, wie der aktuelle „Commitments of Traders“(COT)-Report zeigt. Während Großinvestoren von März bis Mai ihre Position im Terminmarkt immer weiter zurückfuhren und kurz davor standen, mehrheitlich gar auf einen fallenden Silberkurs zu setzen, löste die eskalierende Gewalt der ISIS-Kämpfer im Irak und die Aussicht auf eine andauernde Niedrigzinspolitik der US-Notenbank die Stimmung rasch wieder ab. Im Juni zeigte sich am Terminmarkt förmlich eine spekulative Nachfragewelle im Gold und Silber. Seit drei Wochen steigern Großinvestoren nun schon wieder ihre Position in diesen Märkten.
Im Juni wurde Gold wieder verstärkt nachgefragt
Im Juni erhöhten Großinvestoren ihre Positionen im Terminmarkt der COMEX im Silber um rund 2,5 Mrd. US-Dollar und im Gold um 6,25 Mrd. US-Dollar. Um 27.818 Kontrakte erhöhten Großinvestoren wie Hedgefonds ihre Kaufpositionen an der COMEX im Gold auf 183.433 Kontrakte im Juni. Das entspricht einem Anstieg von fast 18 Prozent. Die Wetten auf einen fallenden Kursverlauf wurden in diesem Zeitraum um 19.650 Kontrakte auf 62.574 Kontrakte und damit um 24 Prozent reduziert. Dass sich der Kurs trotz der in China aufgedeckten gefälschten Gold-Transaktionen komfortabel über 1.300 US-Dollar je Feinunze halten konnte, ist ein Zeichen von Stärke. Andeutungen über das Wochenende von indischen Offiziellen, dass die Importsteuer auf Gold gesenkt werden könnte, stützen den Goldkurs. Allerdings steigt damit auch die Gefahr, dass die aktuelle Nachfrage erst einmal zurückgeht, bis diese Steuer gesenkt wird.
Nachfrage nach Silber stellt Gold in den Schatten
Im Silber steigerten diese institutionellen Spekulanten im Juni ihre Kauf-Position um 6.034 Kontrakte (12,54%), während gehaltene Verkauf-Kontrakte in den Juni-Wochen um 42,31% um 18.208 Kontrakte zurückgefahren wurden. Die Netto-Position (Kauf-Positionen minus Verkauf-Positionen) stieg mit 29.330 Kontrakten auf den höchsten Stand seit Februar 2013.
Gold oder Silber?
Mit 11 Prozent stieg Silber in den vergangenen vier Wochen deutlich stärker als Gold. Im Gold/Silber-Ratio lässt sich seit Anfang Mai bereits eine relative Stärke von Silber gegenüber dem Goldkurs ablesen.
Zinswende in den USA wird noch auf sich warten lassen
Während weiterhin das Hautaugenmerk für Rohstoff-Händler auf den geopolitischen Risiken liegt, so stehen diese Woche mit dem US-Arbeitsmarktbericht, den sogenannten Non Farm Payrolls, sowie dem ISM Herstellungsindex bedeutende US-Wirtschaftsdaten an. Sollte die US-Konjunktur in diesen Datenstatistiken Schwächen aufweisen, so könnten sich weiter anziehende Spekulationen einer späteren Zinswende der US-Notenbank positiv auf die Edelmetallpreise auswirken. Eine klare restriktivere Haltung der Notenbank wird noch eine Zeit lang auf sich warten lassen. Trotz des Hinweises von James Bullards, Fed-Präsident von St. Louis, in der vergangenen Woche, dass Ende des ersten Quartals in 2015 bereits eine Zinserhöhung erfolgten könnte, rechne ich aktuell erst im Sommer kommenden Jahres mit einem solchen Schritt. Enttäuschende US-Wirtschaftsdaten könnten diese Distanz noch vergrößern.
Ausblick für die Edelmetalle weiter positiv
Beim Goldpreis ist die Marke von 1.300 US-Dollar ganz klar zurückerobert worden. Nach einer Konsolidierungsphase nimmt der Kurs nun Anlauf auf den Widerstandsbereich um 1.330 US-Dollar. Sollte diese überwunden werden, steht einem Anstieg vorerst bis zum Jahreshoch bei 1.392 US-Dollar nichts im Wege. Andernfalls bietet die runde Zahl 1.300 eine gute Unterstützung. Für Silber gilt es nun, das Jahreshoch von 22,30 US-Dollar zu überwinden, sonst droht ein erneuter Rückschlag unter die 20 US-Dollar-Marke. Mit einer zögernden US-Notenbank, dem erhöhten Sicherheitsbedürfnis der Anleger im Zuge der Irak-Krise sowie des anhaltenden Konflikts in der Ukraine ist ein weiterer Preisanstieg realistisch. Oberhalb der 22,3 US-Dollar könnte es mittelfristig wieder Richtung 25 US-Dollar gehen.
Analyse geschrieben von Niall Delventhal, Marktanalyst von DailyFX.de