Während sich die Eurozone insgesamt weiter erholt, wird die Finanznot Griechenlands immer akuter. Zuletzt konnte sich das Land nur noch deshalb finanzieren, weil griechische Banken Staatspapiere aufkauften. Dieser Praxis schob die EZB nun jedoch einen Riegel vor. Schon im Januar hatten die Aufseher dies griechischen Banken empfohlen. Nun sei der Beschluss rechtlich verbindlich und er gilt auch für kurzfristige Papiere. Damit erhöht die EZB den Druck auf Athen massiv. Hintergrund ist die Sorge der Notenbanker vor einer Staatspleite Griechenlands, denn diese könnte die Banken mit in den Bankrott reißen, wenn die Institute zu viele Staatspapiere halten.
Schon am Montag steht der griechische Staatshaushalt ohne liquide Mittel da
Schon am Montag soll Griechenland ohne liquide Mittel dastehen. Das bedeutet allerdings noch nicht die Insolvenz, denn die Regierung hat noch einige Geldquellen, die sie anzapfen kann. So hatte die Regierung schon in der vergangenen Woche die gesetzliche Grundlage dafür geschaffen, dass sie auf liquide Mittel von staatlichen Rentenfonds oder Staatsunternehmen zugreifen darf. Für die kommenden Wochen wird der Kontostand des Zentralstaates daher negativ werden. Wie weit die Liquidität aus den anderen Quellen reichen wird, ist selbst in Athen Gegenstand von Spekulationen.
Da ist es fast kein Wunder, dass Alexis Tsipras immer mehr Bereitschaft zeigt, auf die Geldgeber zuzugehen. Nach Angaben aus Athener Regierungskreisen sollen Arbeitnehmer künftig auch in Griechenland generell erst mit 67 Jahren in Rente gehen. Die Rente mit 62 soll es nur für jene geben, die mindestens 40 Jahre lang gearbeitet haben.
Rente in Griechenland höher als in Deutschland
Keine schlechte Idee angesichts der jüngsten Zahlen, die in Brüssel zum griechischen Rentensystem kursieren. Laut übereinstimmenden Berichten von „Welt“ und „Handelsblatt“ ist die durchschnittlich gezahlte Rente in Griechenland höher als in Deutschland. Insgesamt gibt Griechenland 17,5% seiner Wirtschaftsleistung für Renten aus, was mehr ist als die 13,2%, die EU-Staaten durchschnittlich ausgeben. Und Griechenlands Renten sind trotz aller Spar-Rhetorik in den vergangenen Jahren kaum gesunken.
Das Damoklesschwert Griechenland schwebt also weiter über den Märkten. Eine Staatspleite könnte den DAX und den Euro zumindest kurzzeitig deutlich unter Druck setzen.
(Quelle: Geldanlage-Brief, Ausgabe vom 29.03.2015)