Die Opec, das Kartell der erdölexportierenden Länder wird in dieser Woche in Wien zusammentreten. Noch in 2016 und 2017, wurde die Organisation von einigen Experten für "tot" erklärt, aber heute scheint sie wiederauferstanden zu sein und ist wieder eine der zentralen Kräfte im Ölmarkt. Und hier kommt, was man im Auge behalten sollte, wenn das Treffen seinen Lauf nimmt:
1. Der Ölverbrauch zum jetzigen Zeitpunkt
Der Internationalen Energieagentur (IEA) zufolge, ist die globale Ölschwemme, die den Preisrutsch von 2015 und 2016 auslöste, Vergangenheit. Im Gegenteil, die IEA warnte, sollte die Opec nicht die Ölförderung anheben, dann könnte die steigende Nachfrage in 2019 den Markt “anfällig für steigende Preise” machen. Sogar der Ölminister der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), der zur Zeit als Präsident der Opec agiert, sagte diese Woche, dass der Ölmarkt kurz vor einem neuen Gleichgewicht stünde.
Daher ist die Frage, die vor den vierzehn Mitgliedsstaaten bei ihrem bevorstehenden Treffen steht, ob sie vom Juli an die Ölproduktion anheben werden.
2.Fallende Ölförderung der Opec
Daten von Thomson Reuters nach, lag die Gesamtförderung der Opec im Mai auf 32 Mio Fass Öl am Tag. Das liegt über 700.000 Fass unter dem Produktionsziel des Kartells. Libyen und Nigeria haben vorübergehende Störungen ihre Ölexporte gesehen und neue Kämpfe in Libyen versprechen, die Ölförderung und den Export auch in der absehbaren Zukunftzu stören. Allerdings ist Venezuela das Land, das für die größten Produktionsrückgänge verantwortlich ist. Im Mai erreichte die Förderung des Landes ein neues Tief. Daten von Platts nach, förderte Venezuela lediglich 1,36 Mio Fass am Tag, während seine Quote 1,97 Mio Fass am Tag beträgt. Es gibt ernstzunehmende Anzeichen, dass die Förderung weiter sinken wird. Die US-Energieinformationsagentur (EIA) und die IEA glauben beide, dass Venezuelas Ölproduktion schon im Juni oder Juli unter 1 Mio Fass am Tag fallen könnte und dass diese Störungen ausreichen, um die Preise in der zweiten Jahreshälfte 2018 nach oben zu schieben.
3. Schlüsselländer
Saudi-Arabien und Russland, die beiden wichtigsten Länder, haben Interesse an einer Anhebung der Ölförderung gezeigt, als die Ölminister Khalid al Falih und Alexander Novak sich am Rande des St. Petersburger Wirtschaftsforums am May 25 trafen. Die beiden Minister erstellten Berichten nach einen Vorschlag, die Ölförderung über den Rest des Jahres 2018 allmählich anzuheben. Eine Reihe von Möglichkeiten wurden genannt, so Erhöhungen um 300.000 Fass am Tag (weniger als 1% der Förderung der Opec und der anderen Unterzeichner des Abkommens), um 500.000 Fass am Tag, um 700.000 Fass am Tag, um 1 Mio Fass am Tag und um 1,5 Mio Fass am Tag. Die Idee wäre, die Produktion allmählich anzuheben, um die Verluste durch Venezuela und anderer Opec-Mitglieder auszugleichen, die sich unfreiwilligen Produktionsrückgängen gegenübersehen.
4. Die Opposition
Der Iran protestiert lautstark gegen jegliche Anhebungen der Förderung, da die neuen US-Sanktionen es schwer für das Land machen werden, auch nur die Fördermenge zu verkaufen, die es schon jetzt erzeugt. Der Iran ist schon jetzt gezwungen sein Öl mit Preisnachlässen zu verkaufen und eine generelle Produktionserhöhung würde die Einnahmen des Landes noch stärker in Mitleidenschaft ziehen. Es fühlt sich auch von den anderen Opec-Mitgliedern im Stich gelassen, nachdem das Kartell die Bitte der Iraner um Unterstützung gegen die neuen US-Sanktionen abgewiesen hatte.
Der iranische Vertreter in der Opec sagte am Sonntag, dass “Sollten das Königreich Saudi-Arabien und Russland die Produktion erhöhen wollen, dann erfordert das Einstimmigkeit. Wenn die beiden für sich handel, dann wäre das ein Bruch des Kooperationsabkommens”. Er fügte dann noch hinzu: “Die drei Gründer der Opec werden dies stoppen” (in Bezugnahme auf den Iran, den Irak und Venezuela).
Das bedeutet nicht notwendigerweise, dass der Vorschlag von Saudi-Arabien und Russland schon Makulatur ist. Die Mitgliedsländer der Opec machen häufig starke Ansagen wie diese vor einem Treffen und sind dann doch in der Lage in Wien einen Kompromiss zu finden. Kein Land will auf Dauer die Macht aufgeben, die mit einer Mitgliedschaft in der Opec einhergeht.
Der Irak wendet sich ebenfalls gegen eine generelle Anhebung der Fördermenge. Allerdings hat der Irak über seine Quote hinaus produziert, seit die Produktionseinschränkungen in Kraft getreten sind.Platts zufolge, hat der Irak im Mai 4,47 Mio Fass am Tag gefördert, was 0,12 Mio Fass am Tag über seiner Förderquote liegt. Angesichts dessen, dass der Irak eine Befreiung von den Produktionsquoten auf so ziemlich jeder Sitzung der Opec seit November 2016 erbeten hat—als die Beschränkungen zum ersten Mal beschlossen wurden—ist es keine Frage, dass der Irak in Wirklichkeit mehr Öl fördern will. Es ist nur so, dass das Land gerne das einzige wäre, dass mehr als seine zugewiesene Quote fördert.
5. Erwartungen der anderen Mitglieder
Kuwait und die VAE haben sich bisher im Wesentlichen in Schweigen gehüllt, werden aber vermutlich den Vorschlag Saudi-Arabiens für eine wie auch immer geartete, graduelle Anhebung der Förderung unterstützen. Hitzige Gemüter und starke Sprache im Vorfeld von Opec-Gipfeln sind nichts Neues. Es wird in dieser Woche drei Tage mit Sitzungen geben. Zuerst werden Vertreter der Länder, die einen Sitz im Gemeinsamen Ministerialen Überwachungsausschuss (Joint Ministerial Monitoring Committee, JMMC) haben, sich am Donnerstag treffen und die Umsetzung des Abkommen und Produktionsmengen diskutieren. Die Opec wird dann am Freitag ihre Sitzung mit Abgesandten aller Länder abhalten und die Minister aus den Nicht-Opec Staaten werden dann am Sonnabend zu einer gemeinsamen Sitzung hinzustoßen.
Dem Ölminister Ecuadors nach, haben Russland und Saudi-Arabien eine Erhöhung der gemeinsamen Produktion von Opec und teilnehmenden Nicht-Opec Ländern um 1,5 Mio Fass am Tag vorgeschlagen. Angesichts des Umstands, dass die meisten Ölexporteure, die nicht Saudi-Arabien, Russland, die VAE, Kasachstan und Ecuador sind, nicht viele Reservekapazitäten haben, dürfte die tatsächliche Produktionserhöhung geringer als die 1,5 Mio Fass am Tag ausfallen—sollte dieser Vorschlag sich durchsetzen.
Unterdessen fuhr der saudische Ölminister al Falih fort, sich für das stark zu machen, was er als eine "vernünftige und moderate" aber "unausweichliche" Einigung auf eine Anhebung der Ölförderung ansieht.
Der Markt scheint einen Zunahme der Ölförderung der Opec und Russlands zu erwarten, sodass ohne eine Einigung auf eine Erhöhung der Ölpreis einen Satz nach oben machen wird. Auf der anderen Seite gibt es Anzeichen darauf, dass egal wie die Organisation am Freitag entscheidet, einige Exporteure in den kommenden Monaten die Ölpumpen auf Hochtouren laufen lassen werden.
Anmerkung der Autorin: Für einen umfassenderen Blick darauf, wie die OPEC und Russland den Ölmarkt beeinflussen werden, schauen Sie doch beim Energy Week Podcast (englisch) vorbei.