Ruchir Sharma, Vorsitzender von Rockefeller International, behauptet in der Financial Times, dass der amerikanische Aktienmarkt aktuell überbesessen, überbewertet und überhypt ist – in einem nie zuvor gesehenen Ausmaß. Das klingt nach einer drastischen Aussage, aber die Daten untermauern diese These überraschend gut. Während die Wall Street vor Kurzem noch vorsichtige Prognosen für den S&P 500 abgab, zeigt sich nun ein beispielloser Stimmungsumschwung.
Warren Pies weist darauf hin, dass die führenden Analysten an der Wall Street 2024 noch extrem vorsichtige Ziele für den S&P 500 hatten. Doch für 2025 drehen sie nun massiv auf: Die neuen Kursziele liegen 20 % über den bisherigen Erwartungen für 2024 und 11 % über dem aktuellen Niveau von rund 6.700 Punkten.
Das ist der größte Anstieg des Optimismus unter Wall-Street-Strategen, der jemals gemessen wurde. Ein Rekord, der stutzig machen sollte. Denn gerade dann, wenn alle euphorisch werden, war die Realität an der Börse in der Vergangenheit oft weniger rosig.
Wenn du denkst, dass die Wall Street übertreibt, wirf einen Blick auf den Meme-Coin-Markt. Laut Forbes wurden allein in diesem Jahr über 13 Millionen neue Kryptowährungen geschaffen – ein Paradebeispiel für Spekulationswahn. Die sogenannten „Animal Spirits“, wie Wirtschaftswissenschaftler John Maynard Keynes sie einst nannte, sind hier in vollem Gange.
Warum ist das relevant? Wenn Spekulationen in einem Bereich des Finanzmarktes überhandnehmen, sind häufig andere Sektoren nicht weit entfernt. Es ist ein Signal, dass Anleger bereit sind, hohe Risiken einzugehen, egal wie fragwürdig die Investments sein mögen.
Mark Hulbert bringt einen weiteren beunruhigenden Punkt ins Spiel: Der Value Line Median Appreciation Potential (VLMAP), ein wichtiger Indikator für die erwarteten durchschnittlichen Renditen am US-Aktienmarkt, liegt derzeit auf einem extremen Niveau, das in der Vergangenheit oft mit schwachen Marktleistungen in den folgenden 1 bis 5 Jahren einherging.
Das heißt: Historisch gesehen folgten solchen Höchstständen regelmäßig mäßigere bis negative Renditen. Kombiniert mit den rekordhohen Kurszielen der Wall Street und der Spekulationswelle im Krypto-Bereich ergibt das ein ungesundes Gesamtbild.