Die Erwägung eines Börsenrückzugs, der Abgang des Chefbuchhalters, das Gerücht über das Ausscheiden der Personalchefin und ein leidlich missglückter Internetauftritt Elon Musks bringen Tesla nicht zur Ruhe. Angesichts der Turbulenzen auf dem Aktienmarkt drängt sich naturgemäß der Vergleich mit dem Aufstieg und Fall der Kryptoleitwährung auf. Tesla (NASDAQ:TSLA) und Bitcoin sind nichtsdestotrotz zwei Paar Stiefel.
Begründete Achterbahnfahrt des Tesla-Papiers
Nicht von ungefähr bleibt für Frank Schwope, den Analysten der Norddeutschen Landesbank, Tesla eine Wette auf die Zukunft. Gelingt allerdings der Wandel vom Premium- zum Massenhersteller, ist eine Marktkapitalisierung von einer Billion Dollar durchaus drin. Wagemutige, die sich von den aktuellen Schwierigkeiten des Unternehmens nicht beirren lassen und sich mit Tesla-Aktien eindecken, könnten dann den großen Reibach machen.
Zur Stunde gibt lediglich die zusehends in Schwung kommende Model-3-Produktion Anlass zu berechtigter Hoffnung. Dafür hat Elon Musks Tweet am 7. August 2018, Tesla zum Preis von 420 US-Dollar je Aktie von der Börse zu nehmen, für gehörigen Wirbel gesorgt. Während sich die Kursausschläge in Grenzen hielten und die Aktie am 7. August 2018 bei 293,960 Dollar eröffnete und anderntags bei 321,860 Dollar schloss, rief Musk die US-Börsenaufsicht SEC auf den Plan, nachdem er nur 2 Wochen später seine Meinung revidierte und von einem Börsenabschied nichts mehr wissen wollte. Diesem Druck der Öffentlichkeit hielt Chefbuchhalter Dave Morton, der seit 6. August 2018 mit an Bord ist, scheint’s nicht stand. Nach nur einem Monat quittierte er den Dienst. Erst neulich wurde bestätigt, dass auch Personalchefin Gaby Toledano nach längerer Abwesenheit den Konzern endgültig verlässt. Unterdes leistete sich Musk bei einem Internetauftritt einen Fauxpas, indem er im Beisein des Komikers Joe Rogan einen Joint rauchte.
Naheliegender Vergleich mit ehemaligen Marktüberhitzungen
Mit Schwierigkeiten ganz anderer Natur hat die Kryptoleitwährung Bitcoin zu kämpfen. Während China rigoros gegen Bitcoin & Co vorgeht, lässt die EU-Kommission fürs Erste die Regulierungskeule stecken, wie das jüngste Treffen der EU-Finanzminister in Wien ergab. Allerdings ist an eine rosige Bitcoin-Prognose ausschließlich mit der Lösung des Skalierungsproblems zu denken. Mit SegWit, dem implementierten Soft Fork Change im Transaktionsformat der Kryptowährung, ist ein Anfang auf dem Weg zu kürzeren Transaktionszeiten und geringeren Transaktionsgebühren gemacht.
Inzwischen assoziiert alle Welt mit dem Aufstieg und Fall von Bitcoin die großen Spekulationsblasen der Geschichte. Namentlich das niederländische Tulpenfieber Anfang des 17. Jahrhunderts ist neuerdings wieder in aller Munde. Die rege Nachfrage der Oberschicht nach der aus der Türkei stammenden Tulpe befeuerte nicht nur umgehend die allgemeine Sammelwut, sondern im Besonderen die Stückpreise der Blumen. Auf dem Höhepunkt der Spekulationsblase gingen die raren Exemplare zu Preisen von 30.000 Gulden über den Ladentisch, während das Durchschnittseinkommen der Bevölkerung des Landes anno Tobak gerade mal 150 Gulden betrug. Als im Februar 1637 bei einer Wirtshausversteigerung im niederländischen Alkmaar mit einem Mal die Tulpenzwiebeln nicht mehr die erwarteten Preise erzielten, griff die Panik um sich und waren die Tulpen faktisch Knall auf Fall komplett wertlos. Nicht minder wird der Vergleich mit der Dotcom-Blase bemüht. Als sie 2000 platzte, verlor der Nasdaq Composite Index 78 Prozent. Nachdem der MVIS CryptoCompare Digital Assets 10 Index, der über die Marktkapitalisierung der 10 größten wie liquidesten Krypto-Assets Aufschluss gibt, seit seinem Hoch im Januar 2018 rund 80 Prozent an Wert eingebüßt hat, ist die Dotcom-Blase allemal der probatere Vergleich mit dem Bitcoin-Crash als die Tulpenmanie der Niederländer.
Die nackten Tatsachen
Der Schein trügt. Auch wenn sich der Verdacht aufdrängt, dass sich mit Tesla und Bitcoin kein Staat machen lässt, sind langfristig Anleger nachweislich mit beiden Investitionsmöglichkeiten gut bedient. Bloß aufs Jahr bezogen tun sich erhebliche Unterschiede auf. Einesteils sind die Kursausschläge von Tesla gemessen am Kurseinbruch von Bitcoin nicht der Rede wert, andernteils wartet Bitcoin im Jahresvergleich anders als Tesla mit einer positiven Rendite auf.
Heißt im Klartext, dass Teslas augenblicklicher Kurs von 251,73 Dollar (Stand 21. September 2018) gemessen am Vorjahr um 17,2 % an Wert eingebüßt hat, im 5-Jahres-Vergleich jedoch um 89 Prozent zugelegt hat. Werden das 52-Wochen-Tief und das 52-Wochen-Hoch als Gradmesser für die Volatilität herangezogen, ist mit Preisschwankungen zwischen —17 % und +32 % zu rechnen. Bitcoin wartet hingegen zur Stunde mit einem Wert von 5.711,78 Euro (Stand 21. September 2018) auf. Dies bedeutet für die Kryptoleitwährung ein Plus von 89,2 % innerhalb eines Jahres, ein Plus von 5.824,6 % hingegen innerhalb von 5 Jahren. Der Kurs von Bitcoin liegt damit um rund 51 Prozent über dem 52-Wochen-Tief, allerdings auch 195 Prozent unter dem 52-Wochen-Hoch. Wer nicht auf kurzfristige Gewinnmitnahmen aus ist, kann auf Dauer mit 303,465 US-Dollar für das Tesla-Papier rechnen, während ein Bitcoin Schätzungen zufolge Ende 2018 5.609 Euro, Ende 2019 6.564 Euro und Ende 2020 12.814 Euro einbringen soll.