Die London Metal Exchange (LME) wird russische Metalle nicht aus ihrem System verbannen. Der Grund: Das Interesse der Marktteilnehmer an Aluminium, Nickel und Co. aus Russland bleibt groß.
Die LME hatte am 06. Oktober ein Diskussionspapier zur Frage der Behandlung russischer Metalle veröffentlicht und Marktteilnehmer um eine Stellungnahme gebeten.
Dabei standen drei Vorgehensweisen im Raum. Erstens: Die Aufrechterhaltung des Status Quo. Zweitens: Die Suspendierung russischer Metalle aus den LME Lagerhäusern. Drittens: Die Einführung von Schwellenwerten oder ähnlichen Limits für russische Metalle.
Offensichtlich haben sich sehr viele Marktteilnehmer für die Aufrechterhaltung des Status Quo ausgesprochen. Jedenfalls plant die LME weder eine vollständige Suspendierung russischer Metalle noch die Einführung von Schwellenwerten.
Russland ist Lieferant von Aluminium und Nickel
In der Erklärung wird betont, dass die Akzeptanz russischer Metalle auch eine ethische Dimension besitze. Die LME halte jedoch nichts davon, dem Markt moralische Urteile aufzuerlegen. Entscheidungen der LME im Hinblick auf die Suspendierung russischer Metalle würden Kunden der Börse stärker treffen als die Börse selbst.
Die Entwicklung der Bestände russischer Metalle in den LME-Lagern würden jedoch weiterhin überwacht und so Transparenz geschaffen. So will die LME ab Januar 2023 regelmäßig Berichte veröffentlichen, aus denen der Anteil der gelagerten russischen Metalle in den LME Beständen hervorgehen soll.
Russland ist ein bedeutender Lieferant vieler wichtiger Metalle. So produzierte Rusal im Jahr 2021 3,8 Millionen t Aluminium – und war damit der drittgrößte Produzent nach den beiden chinesischen Unternehmen Chinalco und Hongqiao. Rusal lieferte 2021 rund 6 % des weltweiten Aluminiumbedarfs.
Auch für den Nickelmarkt ist Russland von Bedeutung. Der Konzern Nornickel etwa produzierte im Jahr 2021 mehr 193.000 t raffiniertes Nickel, was rund 7 % der weltweiten Produktion entspricht. Zudem ist das Land einer der wichtigsten Palladiumproduzenten.
Auch in der Kupferproduktion spielt Russland eine Rolle. 2021 wurden in den Minen des Landes 820.000 t gefördert – nur knapp 10 % weniger als in Australien und deutlich mehr als in Kanada.
Verschiedene Großunternehmen hatten ein Verbot russischer Metalle gefordert – und sich damit zum Teil auch dem Verdacht von Interessenkonflikten ausgesetzt. So forderte etwa der US Aluminiumproduzent Alcoa (NYSE:AA) (WKN: A2ASZ7, ISIN: US0138721065) die Suspendierung russischer Metalle von der LME. Auch andere Hersteller schlossen sich dieser Forderung an.
Reuters: Glencore (LON:GLEN) kauft Aluminium von Rusal
Manche großen Akteure im Rohstoffbereich handeln dagegen weiterhin mit Russland. Dies gilt laut der Nachrichtenagentur Reuters etwa für den Rohstoffhändler Glencore (WKN: A1JAGV, ISIN: JE00B4T3BW64). Dieser will offenbar am kommenden Jahr Aluminium von Rusal kaufen. Reuters berichtet darüber hinaus, dass Rusal bereits 76 % seiner Aluminiumproduktion für das kommende Jahr verkauft habe.
Letztlich, so scheint es, will die LME den Ball zurück ins Feld der Politik spielen. Die Börse werde „natürlich weiterhin auf Sanktionen oder Zölle reagieren, die von Regierungen verhängt werden“. Dazu könnte es nun in den USA kommen. Das Handelsministerium will Russland den Status als Marktwirtschaft aberkennen. Dies würde zu höheren Einfuhrzöllem auf russisches Aluminium führen.
In nächster Zeit könnten die Bestände russischer Metalle in den LME Lagerhäusern durchaus ansteigen. Die Börse verweist dabei auf Erwartungen im Hinblick auf eine sich Bkühlende globale Konjunktur und auch die Möglichkeit, dass sich einige Marktteilnehmer selbst sanktionieren und keine russischen Metalle kaufen. Darin sieht die LME aber kein Problem, da die meisten Marktteilnehmer die Metalle nicht boykottieren dürften und es somit auch nicht zu einem dysfunktionalen Markt komme.
Laut der Mitteilung der LME haben 42 Marktteilnehmer ihr Feedback zu dem Diskussionspapier übermittelt. Zudem seien viele Ideen im Rahmen von Meetings und Calls mitgeteilt worden. Die aktuelle Stellungnahme stelle eine Zusammenfassung des durch die Marktteilnehmer übermittelten Feedbacks dar.
Mittelfristig spricht jedoch vieles dafür, dass Marktteilnehmer eine weitreichende Unabhängigkeit von russischen Exporten erreichen möchten. Auf politischer Ebene wurden bereits mehrere Maßnahmen zur Absicherung von Lieferketten verabschiedet – die bislang vor allem Batteriemetalle betreffen, aber mittelfristig nicht darauf beschränkt bleiben dürften.
Davon profitieren Unternehmen, die in als zuverlässig eingestuften Ländern neue Vorkommen entwickeln. Ein Beispiel dafür ist der kanadische Explorer Alpha Copper Corp. (CSE:ALCU) (CSE: ALCU, WKN: A3DB6E, ISIN: CA02074D1087), der in der kanadischen Provinz British Columbia zwei Kupferprojekte forciert.