- Der drastische Einbruch der Moderna-Aktie fällt in eine Zeit, in der sich die Pandemie auf ein endemisches Stadium zubewegt
- Das Biotech-Unternehmen verfügt nach wie vor über eine starke Verkaufspipeline für seine COVID-Impfstoffe, die ihm kurzfristig einen starken Cashflow sichern sollte
- Die Unternehmensleitung gibt sich optimistisch, dass ihre Technologie künftig neben Covid 19 auch andere Atemwegserkrankungen heilen kann
Das Jahr 2022 war für praktisch alle Aktien, die aufgrund der COVID-19-Pandemie an Popularität dazugewonnen haben, ein schlechtes Jahr. Das gilt auch für Moderna Inc (NASDAQ:MRNA), einen der größten Hersteller von COVID-Spritzen und einen ehemaligen Börsenliebling. Die Papiere des Biotech-Unternehmens sind in diesem Jahr um mehr als 43 % eingebrochen und haben sich damit erheblich schlechter entwickelt als die Vergleichsindizes.
Der steile Fall der Aktie ereignet sich zu einer Zeit, in der die Pandemie sich auf ein endemisches Stadium zubewegt und die Menschen weniger bereit sind, ihre Ärmel für Booster-Impfungen hochzukrempeln, selbst angesichts des Auftauchens weiterer übertragbarer Virusvarianten.
Nach Angaben des Center for Disease Control and Prevention haben nur etwa 31 % der Amerikaner, die für eine vierte Impfung in Frage kommen, diese auch erhalten. Das in Cambridge, Massachusetts, ansässige Unternehmen Moderna, das fast seinen gesamten Umsatz mit dem Verkauf von COVID-Impfungen erzielt, ist von diesem rückläufigen Trend besonders betroffen.
In seinem Geschäftsbericht zum zweiten Quartal teilte das Unternehmen den Anlegern mit, dass sein Gewinn um 21 % auf 2,2 Mrd. USD zurückgegangen sei, was auf Kosten im Zusammenhang mit abgelaufenen Impfstoffdosen und Änderungen bei den Kaufverpflichtungen zurückzuführen sei. Dazu gehörte eine Abschreibung in Höhe von 499 Mio. USD für nicht verwendete Dosen, die ihre zugelassene Haltbarkeitsdauer überschritten haben oder bald überschreiten dürften.
Attraktives Chance-Risiko-Verhältnis?
Es besteht kein Zweifel daran, dass Moderna seinen Gipfel bereits überschritten hat, während die Pandemie in eine endemische Phase übergeht, in der das Virus die Gesellschaft weniger stark beeinträchtigt. Dennoch bietet die Aktie meines Erachtens sowohl kurz- als auch langfristig ein attraktives Chance-Risiko-Verhältnis.
Auf kurze Sicht verfügt das Unternehmen nach wie vor über eine starke Verkaufspipeline für seine COVID-Impfstoffe, wodurch es weiterhin über genügend liquide Mittel verfügt. Nach der jüngsten Prognose von Moderna hat das Unternehmen Vorabkaufvereinbarungen abgeschlossen, die für das Jahr einen Umsatz von etwa 21 Mrd. USD bedeuten, einschließlich der COVID-19-Boosterimpfungen.
Darüber hinaus erwartet das Unternehmen, dass sich die Umsätze im letzten Quartal des Jahres gegenüber dem laufenden Quartal beschleunigen werden, da mehr Regierungen den aktualisierten Impfstoff für COVID-19 zulassen werden.
Laut der Investmentbank Cowen könnte die endemische Phase erst in zwei Jahren einsetzen. Wenn dem so ist, wird der aktuelle COVID-Impfstoff von Moderna länger und stärker nachgefragt werden, als viele erwarten.
Unterdessen kann sich die finanzielle Situation von Moderna aufgrund des hohen Auftragsbestands durchaus sehen lassen. Das Unternehmen gehört zum Kreis der Qualitätsunternehmen mit soliden Bilanzen, hohen Margen und einer überdurchschnittlichen Rendite des freien Cashflow.
Nach verschiedenen Finanzmodellen, die Unternehmen auf der Grundlage von Multiplikatoren wie KGV, KUV oder Terminal Value bewerten, liegt der durchschnittliche faire Wert der Moderna-Aktie laut InvestingPro bei 197,75 USD. Dies impliziert ein Kurssteigerungspotenzial von mehr als 37 %.
Die Führungskräfte von Moderna sind optimistisch, dass ihre Technologie über die COVID-19-Pandemie hinaus auch andere Atemwegsinfektionen wie das Respiratorische Synzytialvirus (RSV) und das Cytomegalovirus (CMV) heilen kann, sowie andere potenzielle Therapien für Krankheiten wie Krebs und Entzündungskrankheiten.
Fazit
Der Hype um den Impfstoff hat nachgelassen und viele Kleinanleger haben sich aus Moderna zurückgezogen. Dadurch ist die Bewertung des Unternehmens attraktiver geworden und spiegelt ein besseres Chance-Risiko-Szenario für seine Pipeline potenzieller Behandlungsmethoden außerhalb von COVID-19 wider. Meiner Meinung nach hat diese Anpassung Moderna zu einem besseren Investment für langfristig orientierte Anleger gemacht, als es noch im letzten Jahr der Fall war.
Offenlegung: Der Autor ist in keine der hier genannten Wertpapiere investiert.