Die Rallye bei den in EUR gehandelten Anleihen erfuhr gestern aufgrund von Gerüchten, dass Griechenland eine rückwirkende Steuer für ausländische Inhaber von griechischen Anleihen einführen würde, eine abrupte Wende. Die Spannungen gaben nach, nachdem die griechische Regierung die Vorwürfe zurückwies, Medienberichte reichten jedoch aus, die Anleiherenditen der Peripherieländer nach unten zu drücken. Wir haben seit der Sitzung der EZB in der letzten Woche über eine beachtliche Anleiherallye gesprochen. Die spanischen und italienischen Renditen mit 10-jähriger Laufzeit wurden aufgrund der von den Erwartungen an eine quantitative Lockerung der EZB hervorgerufenen Zuflüsse unter 3,00% gehandelt.
In der Tat sollte sich ein Eingreifen der EZB positiv auf die Anleihekurse auswirken (und somit die Renditen reduzieren). Die Wahrnehmung des Risiko-Rendite-Verhältnisses wurde jedoch offensichtlich verzerrt, da die Anleger dachten, dass es „zu sicher“ wäre, in diese Anlagen der Peripherieländer der Eurozone einzusteigen. Kurzmeldungen zur griechischen „rückwirkenden Steuer“ haben die Kurzsichtigkeit der Anleger in Bezug auf das Gesamtbild nur korrigiert. Zu diesem Zeitpunkt haben wir gesehen, dass die Anleihen der Peripherieländer der Eurozone einer nicht erschöpfenden Liste an Risiken unterliegen. Auch wenn sich die spanischen und italienischen Bonds nicht länger im überkauften Terrain bewegen, so sind die Renditen der spanischen Staatsanleihen mit 10-jähriger Laufzeit zurück unter 3,00% - es gibt immer noch Appetit in den Peripherieländern.
EUR/USD fiel gestern in New York auf 1,3648. Die Abwärtsbewegung wurde durch die unterschiedlichen Wirtschaftswachstumszahlen zwischen Kern- und Peripherieländern ausgelöst. Die Erholung wird mehr seitens der USA gesehen (Schwäche nach den rückläufigen Industriedaten aus den USA). Aufgrund der höheren Erträge bei den in Euro gehandelten Anleihen gehen wir davon aus, dass die EUR-Zuflüsse mit diesem Einstieg abnehmen und den Abwärtsdruck auf den EUR erhöhen werden. Vanilla Optionen sind heute bei 1,3745/50 fällig, die Positionen weisen eine negative Tendenz auf. Mit heutiger Fälligkeit zeigen sich leichte Optionsangebote bei 1,3700/10. Ab nächster Woche unterliegt EUR/USD wahrscheinlich Barrieren bei 1,3700. Der gleitende 200-Tagesdurchschnitt (heute bei 1,3628) ist die Schlüsselebene nach unten. An diesem Punkt können wir an den Volatilitäten lesen, dass die Händler zögern, eine Position einzugehen. Die bärischen Bewegungen sind trotz der Erwartungen an eine stark zurückhaltende EZB noch immer brüchig. Die realisierte 1-Monatsvolatilität (3,75%) bei EUR/USD bleibt auf einem 7-Jahrestief.
Offen zum Franken gesagt...
Seit September 2013 sehen wir, dass sich EUR/USD positiv vom EUR/CHF unterscheidet und beobachten eine deutlich negative Korrelation. Die Frage hier ist, was wir vom EUR/CHF im Falle einer möglichen geldpolitischen Lockerung durch die EZB erwarten sollten? Ist die Bodenbildung bei 1,200 in Gefahr oder werden Dynamiken der Intuition trotzend eventuell zu einem höheren EUR/CHF führen? Wird ein Einschreiten der EZB eine Reaktion der SNB auslösen?
Die Reaktion der SNB wird natürlich davon abhängen, wie der EUR/CHF von einer möglichen Maßnahme der EZB betroffen ist. Die Schweizer Nationalbank ist vor allem darum besorgt, den Boden bei 1,2000 zu sichern. Falls die oben genannte negative Korrelation zusammenbricht und ein deutliches Risiko für den Boden bei 1,2000 bedeutet, kommen die negativen Zinssätze für Fristeinlagen wieder ins Gespräch. Auch wenn die Inhaber des Schweizer Franken bekannt dafür sind, risikoorientiert zu sein (und nicht renditeorientiert), bringen die zusätzlichen Kosten wahrscheinlich einige dazu ihre CHF-Anteile in andere sichere Häfen zu verlegen (Gold?). Hält sich jedoch die negative Korrelation, so kann eine Aufwärtsbewegung im EUR/CHF die SNB eventuell dazu motivieren, den Boden auf 1,2500 zu erhöhen, um seinerseits die niedrige Inflation zu bekämpfen. Auch wenn die Wahrscheinlichkeit einer solchen Maßnahme niedrig ist, schließen wir eine überraschende Maßnahme im Zusammenhang mit dem "Swissy" - dem sicheren Hafen (?) nicht aus.
EURUSD Der EUR/USD hat gestern eine Innertagesumkehr in der Nähe des Schlüsselunterstützungsbereichs zwischen 1,3673 (siehe auch die Keilformation) und 1,3643 verzeichnet (siehe auch den gleitenden 200-Tagesdurchschnitt). Ein Durchbruch des anfänglichen Widerstands bei 1,3732 (15.05.2014 Hoch) würde eine kurzfristige Stabilisierungsphase bestätigen. Weitere Widerstände liegen bei 1,3775 (12.05.2014 Hoch) und bei 1,3845 (09.05.2014 Hoch). Längerfristig befindet sich der EUR/USD immer noch in einer Abfolge höherer Hochs und höherer Tiefs. Allerdings weisen die jüngsten, marginalen neuen Hochs (auf einen potenziellen langfristig ansteigenden Keil hinweisend) auf einen erschöpften Anstieg hin. Ein Durchbruch des Schlüsselunterstützungsbereichs bei 1,3673 (04.04..2014 Tief) und 1,3643 (27.02.2014) ist erforderlich, um eine langfristige baissierende Trendumkehr (siehe potenzielle Doppeldecke) zu bestätigen.
GBPUSD Der GBP/USD hat die durch seinen ansteigenden Kanal markierte Unterstützung bisher herfolgreich getestet. Stündliche Widerstände liegen bei 1,6819 (13.05.2014 Tief) und bei 1,6903 (12.05.2014 Hoch). Eine stündliche Unterstützung liegt nun bei 1,6732 (15.05.2014 Tief). Längerfristig bewegen sich die Kurse weiterhin in einem ansteigenden Kanal. Eine haussierende Tendenz wird bevorzugt, solange sich die Unterstützung bei 1,6661 (15.04.2014 Tief) hält. Allerdings sind wir zurückhaltend, ein Aufwärtspotential oberhalb des wichtigen Widerstands bei 1,7043 (05.08.2009 Hoch) anzudeuten, insbesondere angesichts der allgemein überkauften Bedingungen.
USDJPY Der USD/JPY fordert sein jüngstes Tief und die Unterstützung bei 101,43 heraus. Schlüsselunterstützungen stehen bei 101,20 und 100,76. Widerstände liegen bei 102,36 und bei 103,02. Eine langfristig haussierende Tendenz wird begünstigt, solange sich die Schlüsselunterstützung bei 99,57 (19.11.2013 Tief) hält. Beobachten Sie den Unterstützungsbereich, der durch den gleitenden 200-Tagesdurchschnitt (bei rund 101,16) verläuft und die ansteigende Trendlinie vom Tief bei 93,79 (13.06.13) aus. Ein wichtiger Widerstand liegt bei 110,66 (15.08.2008 Hoch).
USDCHF Der USD/CHF hat den starken Widerstand bei 0,8953 bisher erfolgreich getestet und eine kurzfristige Phase der Konsolidierung bevorzugt. Stündliche Unterstützungen liegen bei 0,8882 (Innertagestief) und bei 0,8859 (12.05.2014 Tief). Aus einer längerfristigen Perspektive wird die seit 0,9972 (24.07.2012) vorhandene Struktur als große korrektive Phase erachtet. Ein entscheidender Durchbruch des Schlüsselwiderstands bei 0,8953 ist erforderlich, um ein haussierendes Umkehrmuster (siehe die potenzielle Formation eines doppelten Bodens) zu validieren. Die erste Einheit unserer Long-Strategie wurde verkauft.