von Pinchas Cohen
Am 3. Juli prognostizierten wir, dass der Euro seinen zweijährigen Abwärtstrend gegenüber dem Dollar durchbrechen wird.
Heute schließt die Währung zum vierten Mal seit dem 14. Juli über der Trendlinie. Dadurch werden zwei Zeitfilter gegen eine Bullenfalle bei einem Ausfall nach einem Absinken des Preises unter die Trendlinie bedient. Der erste Zeitfilter wäre der Schlusskurs am Freitag über der Trendlinie, der auf Zuversicht der Anleger in Bezug auf das Wochenendrisiko hindeutet. Der zweite Filter fand gestern mit dem dritten Schlusskurs über der Aufwärtstrendlinie statt.
Was den Zeitfilter angeht, so stieg der Preis gestern auf 1,13, schloss jedoch nur 0,85 Prozent über der Trendlinie. Der typische Preisfilter reicht von 1 bis 3 Prozent beim Schlusskurs. Während also der Zeitfilter auf zwei Ebenen bedient wurde, kann das Gleiche nicht über den Preisfilter gesagt werden.
Der Anstieg des Euro wird durch das Wirtschaftswachstum in der Eurozone gefördert, das manchmal im starken Gegensatz zu der globalen Wirtschaft steht. Die Eurozone ist in der Tat so stark, dass Europa Chinas Rolle als Reflationsanführer übernommen hat.
EZB-Sitzung im Rampenlicht
Der Zinssatz dürfte mit ziemlicher Sicherheit bei 0,00 Prozent bleiben. Draghis Rede in Sintra im vergangenen Monat wurde als ein Signal für eine Straffung interpretiert, die früher kommt als erwartet. Diese Rede sowie aktuelle bullishe Bemerkungen trieben den Euro auf ein 14-Monatshoch von 1,1583.
Einige der Händler realisieren im Vorfeld der Sitzung ihre Gewinne und üben so vor der EZB-Pressekonferenz leichten Druck aus, der den Preis wieder nach unten drückt. Der Euro erreichte ein Tagestief von 1,1515, erholte sich jedoch wieder auf 1,1530. Gegenüber dem Vortag ist es ein Abstieg um 0,14 Prozent.
Vielleicht provozierte ein Bericht von Reuters, der sich auf anonyme Quellen berief, die behaupteten, die EZB habe vor, das Ende des QE-Programms offen zu lassen, die Gewinnmitnahmen. Die Tatsache, dass ein solcher Bericht den Euro nicht noch tiefer schickt – und, was noch wichtiger ist, – nicht wieder unter die Zweijahresabwärtslinie, ist sehr bullish für das Paar. Entweder glauben die Händler dem Bericht nicht oder er interessiert sie nicht.
Wenn sie skeptisch sind, gibt es offensichtlich Überraschungspotenzial mit einem Abwärtsrisiko. Wenn der Bericht sie jedoch nicht interessiert, weil sie die Währung aufgrund des Wirtschaftswachstums kaufen, dann besteht dieses Risiko nicht.
Vom technischen Standpunkt aus betrachtet ist die durchbrochene Abwärtstrendlinie 1,1450 $ die erwartete Unterstützung und die Aufwärtslinie seit April, die in Richtung dieses Preisniveaus geht, geschützt durch die 50 dma (in Grün) darunter bei 1,1256. Beachten Sie, wie 200 dma (in Rot) die tiefere Aufwärtstrendlinie seit Anfang des Jahres schützt, während 100 dma (in Orange) zwischen ihnen steht.
EUR/USD Tagesdiagramm: Zweijahresabwärtstrendlinie
Zielimplikationen
Die Zielimplikationen beim Überwinden der Zweijahresabwärtstrendlinie sind 1000 Pips oder 8,75 Prozent, das ist die Größe der Preisaktion darunter. Dies könnte bereits in sechs Monaten oder einem Jahr geschehen. Werden größere Hauptniveaupreise durchbrochen, besteht eine größere Neigung zu schnellen und ausgeprägten Bewegungen.
Handelsstrategien
Konservative Händler sollten auf die Marktreaktion auf das EZB-Ereignis warten. Die Enttäuschung könnte den Euro innerhalb einer Rückbewegung drücken. Eine Kaufmöglichkeit ergibt sich zwischen der Aufwärtslinie von 1,1360 (sechs Monate) und der Abwärtstrendlinie 1,1450 (zwei Jahre). Eine hawkishe/bullishe Botschaft könnte, wie bereits oben erwähnt, den Preisfilter bedienen. RSI könnte den hohen Wert dämpfen und eine Abwärtskorrektur ermöglichen.
Gemäßigte Händler sollten bis zur Sitzung warten, um zu sehen, aus welcher Richtung der Wind weht. Sie können aber auch bereits Long-Positionen bezogen haben, mit einem Kurslimit unterhalb der zuvor genannten Hauptpreisniveaus.
Aggressive Händler könnten Short-Positionen beziehen mit einem Kurslimit bei 1,1583, dem Hoch des Vortages. So können sie eine potenzielle Rückbewegung nutzen und gleichzeitig eine Long-Position mit einem zuvor erwähnten Kurslimit beziehen.