von Barani Krishnan
Öl wird wahrscheinlich der einzige Rohstoff bleiben, der in den kommenden Monaten “wirklich wichtig” für Investoren und Händler sein wird, als die Krise um die Sanktionen gegen den Iran die Ölmärkte am Kochen hält, während den Aussagen von Fondsmanagern und Analysten in Investmentbanken nach, Metalle und Futures auf Agrarrohstoffe von den Handelskriegen über Zölle gehemmt sind. Die Ölpreise sind über die letzten 12 Monate hin um rund 50% in die Höhe geschossen und liegen derzeit auf ihren höchsten Ständen seit November 2014, vor allem dank der sorgfältig koordinierten Produktionssenkungen durch die Organisation Erdölexportierender Länder (Opec), dem mächtigsten Rohstoffkartell der Welt.
Eine Konjunkturerholung in Amerika, ein stärker als erwartet ausgefallener Rückgang der US-Ölvorräte, ein nachlassendes Wachstum der Schieferölförderung in den Vereinigten Staaten und Lieferstörungen in aller Welt haben die Aufwärtsbewegung verstärkt. Während gelegentliche Ausverkäufe die Rallye ein wenig uneben gemacht haben, bleiben der generelle Aufwärtstrend und der optimistische Ausblick auf solider Grundlage.
Der Ausblick für die meisten anderen Rohstoffe bleibt bestenfalls unklar. Kupferfutures sind in diesem Jahr um mehr als 10% gesunken, auf eine schwächere globale Nachfrage hin, was wegen der Sorgen über Vergeltungsmaßnahmen aus China, der EU und anderer Nationen gegen die neuen Zollschranken der USA nicht eben rosiger gesehen wird. Sogar Gold, sonst eine Absicherung gegen Inflationsgefahr, das daher gewöhnlich mit dem Ölpreis aufwärts geht, hat als Ergebnis des starken Dollars gelitten.
Bei den Agrarrohstoffen sind Sojabohnenfutures auf ihren tiefsten Stand seit 2008 gefallen. Während Zucker eines der wenigen Agrarerzeugnisse zu sein scheint, dass sich dem Trend widersetzen konnte, sehen Analysten auch Öl hinter der Rallye, da aus Zucker erzeugtes Bioethanol mit den höheren Benzinpreisen ebenfalls teurer geworden ist.
“Das steht nicht in Frage. Öl war in der gegenwärtigen Phase am Rohstoffmarkt an erster Stelle in einen Bullenmarkt eingetreten und das erklärt die Phänomene um es herum” sagt Adam Sarhan, Gründer und CEO des New Yorker Fonds 50 Park Investments. “Die Tatsache, dass Öl den anderen Rohstoffen vorausläuft ist eine Reflexion der inhärenten Schwäche in den anderen Märkten. Große institutionelle Anleger kaufen Öl. Die US-Wirtschaft wächst. Die Nachfrage nach Öl wächst.” fügte Sarhan hinzu und führte weiter aus, er habe sich für seine Klienten stärker auf Öl fokussiert, zulasten der anderen Rohstoffe.
Ein Fass US-Rohöl wird in Form des Kontrakts auf West Texas Intermediate (WTI) an der New York Mercantile Exchange derzeit zu 74 USD gehandelt. Das Nordseeöl Brent, dem Benchmark für den globalen Ölmarkt, der an der Intercontinental Exchange gehandelt wird, bewegt sich derzeit bei 78 USD das Fass. Vor einem Jahr noch, kosteten beide rund 50 USD das Fass.
Viele Analysten sehen WTI jenseits der 80 USD das Fass und Brent auf dem Weg Richtung 90 USD und darüber hinaus, sollten die Vereinigten Staaten erfolgreich die Öllieferungen aus dem Iran unterbinden, dem viertgrößten Ölexporteur der Welt. Die Krise um die iranischen Ölexporte brach im Mai aus, nachdem US-Präsident Donald Trump eine internationale Vereinbarung der Obama Administration aufgehoben hatte. Diese hat zu einer Aufhebung der Sanktionen gegen den Iran geführt im Gegenzug für Beschränkungen bei Teherans Nuklearprogramm. Seit es aus dem Abkommen ausgestiegen ist, hat das Weiße Haus Verbündete und andere ausländische Mächte unter Druck gesetzt, kein iranisches Öl mehr zu beziehen.
Der Iran hat als Vergeltung mit einer Blockade der Straße von Hormuz gedroht, einer Meeresenge innerhalb seines Hoheitsgebiets, durch die ein Drittel des weltweiten per Schiff transportierten Öls geht, aus anderen Golfstaaten in die Märkte der Asien-Pazifik-Region, Europa, Nordamerika und darüber hinaus. Analysten sagen, die Folgen für den Rohölpreis können nicht überbewertet werden, sollten beide diese Ereignisse eintreten.
Erst in der letzten Woche haben Analysten der Investmentbank Morgan Stanley ihre Prognose für Brent um 7,50 USD das Fass auf 85 USD über die nächsten sechs Monate angehoben, was die härter als erwartet ausgefallene Iranpolitik von Trump widerspiegeln soll. "Wir denken, dass das Risiko-Gewinn-Verhältnis auf kurze Sicht" für Öl im Vergleich zu anderen Rohstoffen "viel höher ist" sagte Jonathan Goldberg, Gründer des 600 Mio USD schweren New Yorker Energiehedgefonds BBL Commodities. Goldberg, der früher als Händler bei Goldman Sachs und Glencore arbeitete, hat auch einen Makro-Fonds aufgelegt, für den er 1 Mrd USD einsammeln will, um mit Währungen und Aktienindizes auf breite Rohstofftrends zu handeln.
Goldberg sagte, er werde besonders von den Kursdifferenzen zwischen dem nächstens fälligen Kontrakt und längerfristigen Kontrakten, wegen des Aufschlags am Ölmarkt für sofortige Lieferung. Die Welle an Absicherungen für Leerverkäufe und die Schaffung neuer Long-Positionen hat den in sechs Monaten fälligen Kontrakt billiger werden lassen als jetzt fällige Kontrakte, letzte Woche um mehr als 6 USD das Fass.
“Wir denken, dass die Spreads am vorderen Ende der Kurve weiter bestehen werden" sagte Goldberg und begründete dies damit, dass Investoren, um ihre Position im laufenden Monat angesichts auslaufender Ölkontrakte beizubehalten, auf neue Kontrakte umsatteln müssen. “Ausfälle von Lieferungen aus dem Iran, Kanada, Libyen und Venezuela, die mit einer relativ starken Nachfrage zusammenfallen, machen den kurzfristigen Ausblick sehr positiv.” so Goldberg. “Während jeder Rohstoff seine eigenen Fundamentaldaten hat, ist derzeit Öl die beste Option für Investoren, da es einzigartige Angebotseigenschaften aufweist.”