Ich habe mir Jerome Powells Pressekonferenz nach der FED-Sitzung gestern Abend bei CNBC angeschaut. Der Präsident der US-Notenbank verwies auf die starke Wirtschaftserholung und betonte erneut, dass ein temporäres Überschießen des Inflationszieles von 2% überhaupt kein Problem und auch wahrscheinlich wäre. Der Grund für den zu erwartenden deutlichen Preisanstieg sei der Produktions-„Flaschenhals“, weil in einigen Sektoren Engpässe wegen der Lockdowns beständen. Sorge macht ihm weiterhin der Arbeitsmarkt. Die Erholung sei zunächst rasant verlaufen, hätte aber über den Winter komplett gestockt. Freilich habe der Februar wieder Hoffnung gemacht. Die USA seien noch weit entfernt von dem Beschäftigungsstand, den die FED anstrebt. Erwartungsgemäß hob Powell die bislang moderate FED-Wachstumsprognose für die USA deutlich an, betonte aber zugleich, dass es noch ein sehr langer Weg bis zu Zinserhöhungen sei. Diese würden zudem mit weitem Vorlauf angekündigt werden. Zunächst rutschten die 10y US-Staatsanleihen von 1,68 auf 1,63% ab. Zeitgleich drehten die vier großen Indizes das bis dahin aufgebaute Tagesminus in ein Plus. Die gute Stimmung setzte sich in Asien fort, jedoch setzt sich der Renditeanstieg der US-Langläufer heute früh fort. Dahinter könnte stehen, dass Powell keine Switch-Operationen von kurz- in langfristige Anleihen angekündigt hatte, was manche Marktteilnehmer (auch ich) für zumindest denkbar hielten. Zehnjährige US-Staatspapiere rentieren heute früh bei 1,722%. Das dreht den Euphoriehahn wieder ein Stück zu. Der Zinsspread zwischen 2- und 10jährigen Laufzeiten liegt in den USA auf dem höchsten Stand seit 2015. Profiteure dieser Situation sind die Finanzwerte, während der Nasdaq 100 die während der Powell Rede angehäuften Kursgewinne zur Stunde wieder nahezu komplett abgegeben hat. Heute wird das Ergebnis der EMA zu AstraZeneca (LON:AZN) vorliegen, das dürfte insbesondere für den Reise- und Freizeitsektor relevant werden. Nach derzeitigem Stand dürfte eine Wiederfreigabe erfolgen, freilich mit Einschränkungen für bestimmte Personengruppen. Das Thema Impfpass wird immer lauter in der EU diskutiert und dürfte sich durchsetzen. Ansonsten ist zu beachten, dass morgen der große Verfallstermin („Hexensabbat“) an den Terminmärkten ist. Nach dem hektischen Börsenverlauf der letzten Wochen ist damit zu rechnen, dass dieser bis weit in die nächste Woche ausstrahlt.
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