Ein Aktiensplit findet statt, wenn ein Unternehmen die bestehenden Aktien in mehrere Anteile aufteilt. Technisch gesehen ändern Aktiensplits weder den Wert eines Unternehmens noch die Beteiligungen der Investoren.
Diese Strategie verringert jedoch den Preis der einzelnen Aktien, was eine Aktie für Kleinanleger leichter zugänglich machen kann, insbesondere wenn der Aktienpreis ein Niveau erreicht, das für Kleininvestoren als zu hoch erachtet wird.
Ein niedrigerer Aktienkurs kann die Attraktivität der Aktie für eine breite Masse an Investoren erhöhen, von denen sich nicht alle eine Aktie zum Preis von 1.640 Dollar im Falle des Elektroautoherstellers Tesla (NASDAQ:TSLA) leisten können.
Die Rallye der Tesla-Aktien seit der Ankündigung eines Aktiensplits durch das Unternehmen zeigt den wachsenden Einfluss der Privatanleger auf dem Markt, wo große institutionelle Investoren seit der COVID-19-Pandemie eher in den Hintergrund getreten sind.
Anfang dieser Woche kündigte Tesla an, seine Aktien im Verhältnis 5:1 zu splitten. Dieser Schritt soll die Aktien günstiger machen, nachdem sie in diesem Jahr bereits um 300% in die Höhe geschossen waren. Die Aktien von Tesla schlossen am Mittwoch um 13,12% höher, da die Anleger aufgrund der Meldung zum Aktiensplit All-In gegangen waren. Gestern gewann die Aktie wieder etwas mehr als 4,2% und schloss bei 1.621,00 Dollar. Der Handel mit Tesla-Aktien zum splitbereinigten Wert beginnt am 31. August.
Im vergangenen Monat hatten an einem Punkt fast 40.000 Robinhood-Konten innerhalb von vier Stunden Aktien des Autoherstellers hinzugefügt. Die Rallye war auch ein Segen für andere Elektroautofirmen, von denen einige noch kein Fahrzeug einziges produziert haben.
"Der Aktiensplit ist Ausdruck dafür, dass der Markt zunehmend von Privatanlegern beeinflusst wird, einschließlich derer, die ein Engagement im Transportbereich der nächsten Generation anpeilen", sagte Ben Kallo, ein Analyst von Robert W. Baird, der Tesla-Aktien in einer Notiz von Bloomberg auf "Halten" einstuft.
Retail-Party
Mit dieser durch den Aktiensplit geschaffenen Dynamik sind die Tesla-Aktien auch im Vorfeld ihrer weithin erwarteten Aufnahme in den renommierten S&P 500 Index stark nachgefragt. Der Autohersteller hat sich für eine Aufnahme in den S&P 500 qualifiziert, nachdem er in vier aufeinander folgenden Quartalen Gewinne ausgewiesen hatte. Sollte dies der Fall sein, müssen Investmentfonds und börsengehandelte Fonds, die die den Aktienindex nachbilden, die Aktie kaufen. Die Investment- und börsengehandelten Fonds, die den S&P 500 nachbilden, weisen nach Angaben von Morningstar Direct ein Vermögen von mindestens 1,6 Billionen Dollar auf.
Für langfristige Anleger, die Aktien aufgrund ihrer fundamentalen Stärke kaufen, ist dies unserer Ansicht nach sicherlich kein guter Zeitpunkt, um Tesla-Aktien zu erwerben. Der Rausch der schlecht informierten Privatanleger, angefacht durch das Stay-at-Home-Umfeld, hat es fast unmöglich gemacht, die aktuelle Tesla-Bewertung zu rechtfertigen.
Tesla-Aktien werden jetzt mit dem 217-fachen des geschätzten 12-Monatsgewinns gehandelt. Bei General Motors (NYSE:NYSE:{GM) sind es lediglich das 14-fache. Die Marktkapitalisierung des Autoherstellers ist mit 306 Milliarden Dollar höher als der Marktwert von Toyota (NYSE:TM) und Ford (NYSE:F) zusammen.
Erschwerend kommt hinzu, dass Tesla noch nicht einmal Geld aus dem Verkauf seiner Elektroautos gemacht hat.
Der Wall Street Journal-Korrespondent Charley Grant erklärt:
"Die Gesamtumsätze sind gegenüber dem Vorjahr sogar um 4% gesunken. Darüber hinaus umfasste der Umsatz des Unternehmens in Höhe von 6 Milliarden Dollar einen Erlös von 428 Millionen Dollar aus dem Verkauf von Emissionsrechten, um anderen Herstellern zu helfen, die Emissionsauflagen zu erfüllen. Diese Verkäufe sind im Wesentlichen reiner Gewinn und machten mehr als 100% des operativen Ergebnisses des Unternehmens aus. Vor einem Jahr verkaufte Tesla im zweiten Quartal nur Emissionsrechte in Höhe von 111 Dollar Millionen".
Tatsächlich hat Tesla seit dem vierten Quartal 2018 die Umsätze kaum noch gesteigert. Ohne ZEV und andere regulatorische Zuschüsse wäre Tesla nicht imstande gewesen, zum vierten Mal in Folge ein positives Nettoergebnis (US-GAAP) auszuweisen.
Fazit
Die Tesla-Aktie (NASDAQ:TSLA) hat vom Aktiensplit deshalb so profitiert, weil der Elektroautobauer dadurch die Einstiegshürde für Kleinanleger drastisch gesenkt hat. Aber dieser Schritt ändert nichts an den fundamentalen Rahmenbedingungen des Unternehmens und seiner Bewertung, die bei nicht steigenden Umsätzen sowie Gewinnen im Autogeschäft kaum zu mehr rechtfertigen ist.