Rund sechs Wochen sind es bis zur Entscheidung der EU-Kartellbehörde. Bis spätestens 5. Juni 2019 wollen die Wettbewerbshüter die Joint Venture Pläne von ThyssenKrupp (DE:TKAG) und Tata Steel Europe (BO:TISC) prüfen. Beide Konzerne hatten in den zurückliegenden Jahren Probleme mit ihren europäischen Stahlbereichen. Das Ziel des Joint Venture: Durch die Zusammenlegung der Stahlsparte von ThyssenKrupp mit Tata Steel Europe soll Europas zweitgrößter Stahlriese – nach Arcelor Mittal – entstehen und durch Synergien könnten Kosten eingespart werden und das Joint Venture solide wirtschaften. Anleger schauen sich den Capped-Bonus HX6HGC von Onemarkets mit 22 Prozent Puffer an. Die p.a. Rendite beträgt 32 Prozent.
Im Vorfeld der EU-Entscheidung machten ThyssenKrupp und Tata bereits zahlreiche Zugeständnisse. „Unsere Vorschläge decken aus unserer Sicht alle von der Kommission vorgetragenen Bedenken ab“, sagte Thyssenkrupp-Vorstandschef Guido Kerkhoff. Das Angebot sei „weitreichend und ein substanzielles Entgegenkommen“. Eine positive Entscheidung könnte der Aktie von ThyssenKrupp wieder kräftigen Rückenwind geben. Derlei Impulse kann der Anteilsschein gut gebrauchen. Das Papier zählt im laufenden Jahr bisher zu den schlechtesten Werten im DAX®. Über zwölf Prozent gab die Aktie bisher nach während der DAX® knapp 16 Prozent zulegte. Nach Angaben von Thomson Reuters zeigt sich ein großer Teil der Analysten mittelfristig optimistisch. Auch charttechnisch gibt es erste Indizien für eine Wende nach oben.
Aufspaltung hebt Potenzial
Kaum eine Branche musste in den zurückliegenden Jahren mit stetig neuen Widrigkeiten kämpfen wie der Stahlsektor. Zunächst überschüttete China den Weltmarkt mit billigem Stahl. Dann trafen US-Strafzölle Konzerne wie ThyssenKrupp. Hinzu kamen bei den Essenern hausgemachte Probleme. So investierte ThyssenKrupp zunächst Milliarden Euro in die Expansion in den USA und Brasilien ehe sie dann abgegeben wurden. Mit einer Fusion der Stahlsparte mit Tata Steel wäre ThyssenKrupp wäre ein wichtiger Schritt bei der Sanierung des Industriekonzerns getan. Zur Ruhe käme Kerkhoff dennoch nicht.
In den übrigen Sparten schrumpften zuletzt die Margen. Aktivistische Investoren wie Cevian Capital und Elliott Management drängen das Management seit Monaten zu radikalen Sanierungen. Mit Erfolg. Nun soll der Konzern aufgespalten werden. Bei thyssenkrupp Industrials werden die Aufzüge, das Automobilzuliefergeschäft und der Anlagenbau gebündelt. Mit der thyssenkrupp Materials AG entsteht ein Unternehmen, das die Beteiligung am Stahl-Joint-Venture und das Marinegeschäft zusammenfasst. Dazu kommen die Schmiedeaktivitäten und die Großwälzlager. Gleichzeitig wird das Restruktuierungsprogramm „impact“ fortgesetzt. Derweil konnte ThyssenKrupp im Marine-Bereich kürzlich zwei Erfolge verbuchen. So wurde die Werftentochter von ThyssenKrupp gemeinsam mit Embraer Korvetten für die brasilianische Marine bauen. Zudem genehmigte die Bundesregierung Anfang des Monats die Lieferung von Fregatten an Ägypten. In diesem Jahr könnte noch ein Auftrag über sechs U-Boote aus Norwegen und Deutschland folgen. Auch im Anlagenbau konnte ThyssenKrupp in diesem Jahr bereits Großaufträge an Land ziehen.
Tuning in der Aufzug- und Autosparte
Die Aufzugsparte fährt ThyssenKrupp zwar zweistellige Renditen ein. Die Konkurrenz wie Kion (DE:KGX) und Schindler arbeiten jedoch noch rentabler. Mit dem neuen ThyssenKrupp-Elevator-Chef Paul Walker sollen die Margen wieder wachsen. Tuning-Möglichkeiten sieht das Management auch im Bereich Components Technology/Automotive Sector. Im laufenden Jahr soll der Umsatz im mittleren einstelligen Bereich wachsen und die EBIT-Marge auf über sieben Prozent steigen.
Für das laufende Geschäftsjahr 2018/19 strebt der Konzern ein bereinigtes EBIT von über einer Milliarde Euro an und der Jahresüberschuss soll dabei deutlich steigen. Die Ziele erscheinen ehrgeizig. Zudem ist die Aufspaltung des Konzerns zwar schon im Gange und könnte mittelfristig Fantasie entfachen. Der Ausgang der geplanten Fusion der Stahlsparte mit Tata Steel ist jedoch noch offen. Zudem belastet die hohe Nettoverschuldung. Mit einem KGV von 12,8 und einer Dividendenrendite von 1,7 Prozent erscheint die Bewertung moderat. Nach Einschätzung vieler Analysten ist ein großer Teil der Risiken bereits im Kurs eingepreist und mittelfristig sind sie mehrheitlich optimistisch, dass der Turnaround gelingen kann. Weitere Kursrücksetzer können dennoch nicht ausgeschlossen werden.
Quelle: Onemarkets