Trotz IRA fährt die Rohstoffproduktion in den USA noch nicht noch. Dies liegt zum einen an langen Vorlaufzeiten großer Projekte, zum anderen am Preisverfall bei vielen kritischen Mineralien.
Die USA streben seit Jahren eine stärkere Unabhängigkeit von China bei der Versorgung mit kritischen Mineralien an – auch dazu hatte der frühere Präsident Joe Biden den Inflation Reduction Act (IRA) ins Leben gerufen.
USA bei 12 von 50 kritischen Mineralien komplett von Importen abhängig
Trotz großer Anstrengungen ist der Weg zum Ziel noch weit. Wie der US Geological Survey kürzlich berichtete, waren die USA 2024 bei 12 der 50 Mineralien auf der Liste der kritischen Mineralien zu 100 % auf Importe angewiesen – keine Veränderung gegenüber dem Vorjahr.
Lediglich die Zahl der kritischen Mineralien, bei denen die USA zu mehr als 50 % auf Importe angewiesen sind, sank geringfügig von 29 auf 28. Nicht mehr auf der Liste ist anders als im Vorjahr in diesem Korb Nickel. "Der Rückgang der Nickelimporte ist jedoch nicht unbedingt ein Zeichen für eine Stärkung der inländischen Lieferketten – er ist auf den geringeren Nickelverbrauch der US-Industrie zurückzuführen", heißt es in dem Bericht des USGS.
Die Pipeline von der frühen Exploration bis zur Entwicklung von Projekten beginnt sich zu füllen, braucht aber bis zum Erreichen der Produktion noch Zeit. Auch das USGS beteiligt sich mit seiner Earth Mapping Resources Initiative an der Suche nach heimischen Rohstoffvorkommen.
Im vergangenen Jahr wurden mehr als 57 Millionen USD an 39 Bundesstaaten ausgezahlt. Die Mittel dienen der Erfassung und Kartierung geowissenschaftlicher Daten um Gebiete des Landes zu identifizieren, in denen kritische Mineralien vorkommen können.
US-Mineralproduktion legt nur wertmäßig zu – wegen steigender Goldpreise
Der Gesamtwert der US-Mineralproduktion legte dem Dienst zufolge 2024 um eine Mrd. USD auf 106 Mrd. USD zu. Die Angabe in USD verzerrt die Statistik jedoch. Im Jahr 2024 stieg der geschätzte US-Produktionswert von Gold um 9 %, obwohl die geschätzte Menge des produzierten Goldes zurückging.
Die Rekordpreise für Gold und Silber stützten den Gesamtwert und glichen den Rückgang des Wertes der US-Produktion von Batteriemetallen um 40 % bis 60 % mehr als aus.
Die Rohstoffe im Wert von 106 Milliarden USD umfassten Eisen- und Nichteisenmetalle sowie Industriemineralien und natürliche Zuschlagstoffe. Der geschätzte Wert der US-Produktion aller Industriemineralien im Jahr 2024 betrug 72,1 Mrd. USD.
Die US-Metallminenproduktion 2024 schätzt der Bericht auf 33,5 Mrd. USD nach 33 Mrd. USD im Vorjahr. Wertmäßig entfiel der Großteil der Metallminenproduktion auf Gold (35 %), Kupfer (30 %), Eisenerz (16 %), Zink (7 %) und Molybdän (5 %).
Vierzehn in den USA produzierte Mineralrohstoffe hatten einen Wert von jeweils mehr als 1 Mrd. USD. Dabei handelte es sich zu großen Teilen jedoch nicht um kritische Rohstoffe. (in absteigender, wertmäßiger Reihenfolge: Schotter, Bausand und Kies, Gold, Zement, Kupfer, Eisenerz, Industriesand und Kies, Kalk, Soda, Salz, Zink, Phosphatgestein, Molybdän und Helium).
Großprojekte erreichen Produktion
Rohstoffpotenzial und große, fortgeschrittene Projekte gibt es in den USA. Lithium Americas (NYSE:LAC) (ISIN: CA53681J1030, WKN: A3ERHF) etwa betreibt mit Thacker Pass – im Rahmen eines Joint Ventures mit General Motors (NYSE:GM) – in Nevada ein Vorhaben, das eine Produktionskapazität von 160.000 Tonnen Lithiumcarbonat (Li2CO3) in Batteriequalität pro Jahr erreichen soll.
Die jüngste Mineralreservenschätzung taxiert die Lagerstätte auf 14,3 Millionen Tonnen Lithiumcarbonatäquivalent – genug für eine Minenlebensdauer von 85 Jahren. Die Fertigstellung von Phase 1 ist für Ende 2027 geplant.
MP Materials (ISIN: US5533681012, WKN: A2QHVL) vermeldete kürzlich den Beginn der kommerziellen Produktion von Neodym-Praseodym-Metall (NdPr) und der Probeproduktion von gesinterten Neodym-Eisen-Bor-Magneten (NdFeB) in Automobilqualität in Independence im texanischen Fort Worth.
Beim Projekt Mountain Pass erreichte das Unternehmen 2024 eine Rekordproduktion und lieferte mehr als 45.000 Tonnen Seltenerdoxide (REO) in Konzentrat – ein Allzeithoch für die US-Primärproduktion. Zudem produzierte Mountain Pass im Jahr 2024 neben Cer, Lanthan und anderen getrennten und raffinierten Produkten etwa 1.300 Tonnen NdPr-Oxid.
American Rare Earths (ISIN: NZARRE0004S7, WKN: A2P8A0) konnte zuletzt die Ressourcenschätzung für das Seltenerdprojekt Halleck Creek in Wyoming erhöhen. Die Gesamtmineralressourcenschätzung wurde um 12,2 % auf 2,63 Milliarden Tonnen mit 3.926 ppm Gesamt-Seltenerdoxiden (TREO) angehoben.
Und es gibt noch sehr viel mehr Potenzial: 2023 entdeckte Ramaco Rescources (WKN: A3D2B7, ISIN: US75134P5017) in einer alten Kohlemine die möglicherweise größte sogenannte unkonventionelle Seltene Erdenlagerstätte der USA. Der Wert der Rohstoffe zu damaligen Marktpreisen: Rund 37 Milliarden USD.
Das bislang größte Hindernis auf dem Weg zur Realisierung einer großen heimischen Produktion ist der anhaltende Preisverfall bei vielen Rohstoffen. Dadurch wird die Produktion unattraktiv.
"Die größten Rückgänge der Metallproduktionsmengen betrafen Nickel, Kobalt, Platin, Palladium und Cadmium. Der Preisrückgang führte dazu, dass einige inländische Bergbauprojekte ihren Betrieb verzögerten oder die Materialverarbeitung einstellten", heißt es dazu im Bericht des USGS. Die Einführung von Zöllen scheint ausgemacht…