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US-Zollpolitik verschärft - UK: Absurdistan auf Kontinent Egomanien?

Veröffentlicht am 04.02.2020, 10:53
Aktualisiert 09.07.2023, 12:32
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Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,1060 (06:43 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1034 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 108,82. In der Folge notiert EUR-JPY bei 120,36. EUR-CHF oszilliert bei 1,0696.

Das Coronavirus hält die Welt weiter in Atem. Wir gehen davon aus, dass die kritische Phase zunehmender oder hoher Dynamik noch circa zwei Wochen anhalten kann, wenn man Erfahrungswerte mit ähnlichen Konstellationen aus der Historie berücksichtigt. Garantien gibt es jedoch nicht.

China agiert geldpolitisch mit voller Kraft, um wirtschaftliche Folgen abzufedern. Der Schaden wird aber dennoch beträchtlich sein. Auf die Weltwirtschaft bezogen kann es zu einer Dämpfung um 0,1% - 0,2% Wachstum im laufenden Jahr kommen.

US-Zollpolitik verschärft!

Das US-Handelsministerium hat eine neue Verordnung bezüglich Antisubventionszöllen beschlossen. Demnach können Produkte aus Ländern, denen die USA Devisenmanipulation vorwerfen, mit Zöllen belegt werden. Damit wird US-Unilateralismus weiter forciert. Welches Gremium bestimmt auf welcher Basis welcher Kriterien, wer manipuliert? Parteilichkeit und Beliebigkeit im Sinne von "America first" ist damit festgeschrieben.

Aus dem US-Finanzministerium (Mark Sobel, hochrangig) kam eine Anmerkung, dass diese Verordnung voraussichtlich nicht dem Regelwerk der WTO entsprechen würde und diese einseitige Politik der USA die Länder der Welt entfremden würde.

Warum gibt es die WTO? Es gibt diese Institution, damit große und mächtige Staaten nicht kleine Staaten kujonieren und majorisieren und schlussendlich fremdbestimmen! Wer ist der Aggressor in unserer Welt?


EU/UK: Großbritannien das Absurdistan auf dem neuen Kontinent Egomanien?

Nach dem Austritt des UK aus der EU ergeben sich verhärtete Fronten bezüglich eines möglichen Handelsabkommens. EU-Chefunterhändler Michel Barnier bot den Briten ein umfassendes Abkommen an, während Premierminister Johnson den Rahmen der anstehenden Gespräche faktisch mit roten Linien bespickte. Die Erfahrungen, die Frau May mit dieser Taktik hatte, sind bekannt.

Völlig zurecht machte Barnier den Zugang Großbritanniens zum EU-Binnenmarkt von der Einhaltung von EU-Regeln abhängig. Die EU ist der größte homogene Wirtschaftsraum der Welt nach China (Basis Kaufkraftparität). Wer Zugang haben will, muss die Regeln dieses Raumes erfüllen. Das ist selbstverständlich. Alles andere wäre im höchsten Maße irritierend. Oder sollten die Regeln der EU in London gemacht werden? Wie demokratisch wäre das denn wohl?

Premier Johnson betonte, Großbritannien habe gerade nicht die Absicht, sich für eine Vereinbarung EU-Gesetzen zu unterwerfen. Damit propagiert er faktisch eine Lex UK. Ob er ein Handelsdeal mit den USA erreichen kann, wenn er sich US-Gesetzen nicht unterwerfen will? Wir sind da recht skeptisch und denken an die Erfahrungen von Bayer (DE:BAYGN) oder Volkswagen (DE:VOWG).

Ist Großbritannien das Absurdistan auf dem neuen Kontinent Egomanien?

In Brüssel gibt es völlig zurecht Befürchtungen, dass das UK im Konkurrenzkampf mit der EU- Arbeitsrechte, sowie den Verbraucher- oder Umweltschutz aufweichen könnte. Derartige Programme sind aus London hinlänglich bekannt (Singapore on Thames).

Boris Johnson charakterisierte sein Land zukünftig als einen Champion des Freihandels. Das UK würde florieren, auch wenn es kein umfassendes Handelsabkommen mit der EU gäbe. Das nehmen wir zur Kenntnis.

Ein Vertrag mit der EU müsse nicht bedeuten, dass die Briten EU-Gesetze zur Wettbewerbspolitik, zu Subventionen, Sozialstandards, der Umwelt oder ähnlichen Fragen akzeptierten, jedenfalls nicht weniger, als dass die EU verpflichtet werden sollte, Regeln des Vereinigten Königreichs zu beachten.

Letztere Einlassung hallt laut nach. Sie impliziert eine wachsende Chance auf "No-Deal". Faktisch zeichnet sich damit ein Handelsverhältnis für das UK ab, das Australien mit der EU vereinbart hat.

Gestern wurde in der Presse im UK (Guardian) eine andere Frage bezüglich der Verlässlichkeit von Johnsons Regierung thematisiert. Bei seiner Wahl ist er angetreten mit dem Slogan, dass die Sparpolitik beendet werden müsse. Sein Finanzminister will jetzt aber Einsparungen im Volumen von 30 Mrd. GBP durchsetzen. Was ist das Wort Johnsons wirklich wert?

Link: https://www.theguardian.com/commentisfree/2020/feb/03/sajid-javid-policy-government-without-purpose-boris-johnson

"Good luck Boris Johnson!" - Glück werden die Menschen im UK dann wohl nötig haben.


Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

Eurozone: Freundliche Stabilität bei PMI

Der von Markit ermittelte Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe stellte sich laut finaler Berechnung per Berichtsmonat Januar auf 47,9 (Prognose 47,8) nach 47,8 Zählern.


USA: PMIs mit positiven Akzenten

Der von Markit ermittelte Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe stellte sich laut finaler Berechnung per Berichtsmonat Januar auf 51,9 nach zuvor 51,7 Punkten.

Der stärker beachtete ISM-Index für das Verarbeitende Gewerbe legte per Januar unerwartet stark von 47,8 (revidiert von 47,2) auf 50,9 Zähler zu. Die Prognose lag bei 48,5 Punkten.

Bauausgaben verzeichneten in den USA einen unerwarteten Rückgang im Monatsvergleich um 0,2% (Prognose +0,5%). Der Vormonatswert wurde von 0,6% auf 0,7% angepasst.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem US-Dollar favorisiert. Ein Durchbrechen der Unterstützungszone bei 1.0950 - 1.0980 negiert den positiven Bias des EUR.

Viel Erfolg!

© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Solvecon Invest GmbH

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