Der Preis von Brent ist heute Morgen um 4 Prozent hochgeschnellt., während sichere Anlagehäfen wie Gold, der Yen und der Schweizer Franken auf breiter Front zulegen konnten. Anlass war der US-Drohnenangriff auf den Flughafen von Bagdad, bei dem der Anführer der iranischen al-Quds-Einheit, Qassem Soleimani, getötet wurde.
Auf den ersten Blick mögen die jüngsten Ereignisse im Nahen Osten eine neue Eskalationsstufe des Schattenkrieges zwischen dem Iran und den USA darstellen, schließlich war Soleimani eine der wichtigsten Figuren im iranischen Regime. Der Iran kündigte sogar umgehend schwere Rache an. In der Vergangenheit haben aber sowohl der Iran als auch die USA eine direkte Konfrontation immer wieder gescheut. Das bedeutet jedoch nicht, dass es zu keiner längeren Phase mit erhöhten Spannungen und höheren Ölpreisen kommen kann.
US-Präsident Donald Trump betonte vor einigen Tagen aber selbst, dass er keinen Krieg zwischen den USA und dem Iran erwartet. "Ich sehe nicht, dass dies passieren wird", sagte er und fügte hinzu, dass er den Frieden mag.
Außerdem war eines der wichtigsten Wahlversprechen von Trump die Beendigung der Kriege, die die USA seit Jahren im Nahen Osten führen. Vor den Präsidentschaftswahlen, die im November stattfinden, dann einen Krieg mit dem Iran vom Zaun zu brechen, sieht Donald Trump trotz seiner aggressiven Außenpolitik nicht ähnlich.
Ja, es gab den Luftangriff der USA auf das iranische Militärmitglied, aber es gab doch keinen direkten Angriff auf irgendwelche Ölanlagen wie im September letzten Jahres in Saudi-Arabien, wodurch vorübergehend 5 Prozent der weltweiten Ölversorgung wegfielen. Irans Ölexporte werden durch die US-Sanktionen ohnehin stark beschränkt und der Irak hat bereits mitgeteilt, dass die jüngsten Ereignisse keinerlei Auswirkungen auf die Ölproduktion des Landes hatten.
Die größte Sorge der Investoren ist eine mögliche Schließung der Strasse von Hormuz - einer Meerenge zwischen dem Iran und dem Oman, wodurch gut 90 Prozent des Öls aus dem Mittleren Osten in den Rest der Welt geschifft werden. Allerdings würde sich der Iran mit einer solchen Maßnahme nur selbst schädigen, so dass wir in nächster Zeit zwar ein provozierendes Gehabe aus dem Iran mit leicht höheren Ölpreisen sehen könnten, aber ein ausgewachsener Krieg zwischen den beiden Ländern mit Preisen von Öl jenseits der Marke von 100 Dollar erscheint meiner Meinung nach derzeit unwahrscheinlich zu sein.
Aus Sicht der Markttechnik schwankt Brent Öl trotz des massiven Anstiegs am Freitag noch immer innerhalb eines Dreiecks. Derzeit schickt sich der Ölpreis aber an, die obere Begrenzungslinie seit April 2019 bei 69,20 Dollar zu brechen, womit er dann die Dreiecksformation positiv auflösen würde.
Der nächste Widerstand befände sich dann in Form einer horizontalen Linie, die sich aus mehreren markanten Hochs und Tiefs zusammensetzt, bei 70,26 bis 71,29 Dollar. Erst ein Spurt über diese Marken würde größeres Aufwärtspotenzial in Richtung der Marken von 73,63 Dollar und dann 75,60 Dollar entfesseln. Letztere dürfte den Ölpreisanstieg ausbremsen, und zwar solange, bis die Weltwirtschaft tatsächlich wieder an Schwung gewinnt.
Auf der Unterseite fungieren die Glättung der letzten 200 Tage sowie das Ausbruchsniveau bei 64,59/40 Dollar als Schlüsselunterstützung. Rutscht der Ölpreis unter diese Marke, drohen Verluste auf 60,00 Dollar.