Nachdem die Verhandlungen um einen weichen Brexit weiter voran schritten, ist mit dem Misstrauensvotum gegen Theresa May auch ein harter Brexit wieder denkbar. Weiteren Zündstoff liefern ebenso der Haushaltsstreit mit Italien und der Handelsstreit zwischen den USA und China. Hört sich alles sehr negativ an und in den Kursen ist der Pessimismus bereits eingepreist. Jedoch bietet das aktuelle Umfeld, wie der beliebte Winterschlussverkauf, eben die Möglichkeit die Aktien günstiger und nicht zu Rekordkursen zu kaufen. Dabei sind zweistellige Rendite bei den Papieren: Wirecard (DE:WDIG) Capped-Bonus HX2HB7, Infineon (DE:IFXGn) Discounter DDM3UP und BMW (DE:BMWG) Capped-Bonus CP2CAK, drin.
Ergänzend blicken wir auf den Marktkommentar der VP Bank zum Thema Brexit und Misstrauensvotum:
Großbritannien hat eine reiche Vergangenheit und Geschichte an großen Frauen. Eine Königin, die mit 92 Jahren noch in Amt und Würden ist. Nicht zu vergessen sei die schon verstorbene Eiserne Lady Margaret Thatcher. Sie wird gerne zitiert mit: „Ich bin außerordentlich geduldig, vorausgesetzt, ich kriege am Ende, was ich will.” Gemessen an diesen Worten, ist Theresa May so etwas wie die neue stählerne Lady Großbritanniens. Theresa May entpuppte sich zur geduldigen und zähen Kämpferin eines weichen Brexit. Nun stehen ihr noch aufreibendere Tage, als sie es ohnehin schon sind, bevor: Es geht um ihr politisches Überleben.
Harter oder weicher Brexit?
Theresa May muss sich laut Medienberichten möglicherweise bereits am kommenden Dienstag einem Misstrauensvotum stellen. Die Vertrauensfrage im Unterhaus wird zu einer zentralen Weichenstellung. Würde Theresa May die nötigen Stimmen erhalten, wäre vermutlich erst einmal Ruhe und die Premierministerin würde mit der EU zusammen an einem weichen Brexit feilen können. Bei einem Vertrauensentzug könnten als eine denkbare Option, Neuwahlen auf dem Programm stehen. Letztere würden wohl zu einer Art zweitem Referendum mutieren. Da die britische Bevölkerung mittlerweile mehrheitlich entweder einen weichen Brexit oder ein Verbleib in der EU wünscht, würden die Brexiteers wohl zu den Verlierern gehören. Allerdings kann aktuell auch nicht ausgeschlossen werden, dass die britischen Ausstiegshardliner die Macht nach einer verlorenen Vertrauensabstimmung direkt an sich reißen würden. In diesem Fall würde wohl ein harter Brexit näher rücken.
Chaos bei den Brexit-Befürwortern
Theresa May hat indes einen entscheidenden Vorteil auf ihrer Seite: Es gibt zu ihr kaum eine Alternative – sowohl inhaltlich, konzeptionell und personell. Wie chaotisch derzeit gehandelt wird, zeigt der Rücktritt des Brexit-Ministers Dominic Raab. Herr Raab quittierte sein Amt mit der Begründung, er könne die Bedingungen nicht akzeptieren, die für den EU-Austritt vorgeschlagen worden seien. Er hat die Verhandlungen mit Theresa May federführend geführt. Muss man das verstehen? Auch ansonsten gilt: Konstruktive Vorschläge seitens der Brexiteers waren in den vergangenen Wochen kaum zu vernehmen. Gerade deshalb ist es noch immer möglich, dass Theresa May die Reihen hinter sich schließen kann.
Neuer Schwung für das Pfund
Gewinnt Theresa May die Vertrauensfrage, sollte das Pfund gewinnen. Zu einem Durchstart zurück zu den Niveaus des Jahres 2015 wird es aber vorerst noch nicht reichen. Die Frage, wie das tatsächliche zukünftige Verhältnis zwischen Großbritannien und der EU ausfällt, bleibt noch geraume Zeit ungeklärt. Erst wenn während der weiteren Verhandlungen klar würde, dass das Königreich weiterhin einen vollständigen oder zumindest teilweisen Zugang zum Binnenmarkt hätte, wäre eine Rallye der britischen Valuta angesagt.
Auch Neuwahlen wären für das Pfund nicht zwingend negativ zu sehen. Da mittlerweile große Teile der Bevölkerung die Nähe zur EU suchen, könnte ein pro-europäischer Wahlausgang der britischen Valuta helfen.
Das Pfund müsste wohl aber weitere deutliche Kursverluste hinnehmen, wenn die Revolte der Hardliner Erfolg hätte und der Regierungsvorsitz direkt an einen Ausstiegsbefürworter ging. Dann würde ein harter Brexit, also ein No-Deal, wohl zu einem realistischen Szenario heranwachsen. Dann hieße es wohl nicht nur Bye-bye Großbritannien sondern auch Bye-bye Pfund.
Quelle: VP Bank, eigene Recherche