WTI und Brent im Bärengriff

Veröffentlicht am 16.11.2018, 10:40
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Die Preise für Rohöl sind zuletzt auf Talfahrt gegangen. Wir stellen fünf Faktoren vor, die dafür sorgen dürften, dass sich die Sorte Brent in den kommenden Monaten in einer Handelsspanne von 65 – 85 US-Dollar bewegen wird. Passend dazu unsere Inliner-Empfehlung ST6VZJ und ST6V0P. Ebenfalls spannend ist die WKN DS7M6T auf Euro/USD.

(1) Die OPEC und Russland stehen unter Druck, das derzeitige Produktionsniveau zu senken. Das ist eine Entscheidung, die voraussichtlich auf der nächsten OPEC-Sitzung am 6. Dezember gefällt werden wird. Dafür sind folgende Gründe ausschlaggebend:

- Angesichts der jüngsten Preiskorrekturen und des nachlassenden Drucks, den Ölpreis zu niedrig zu halten, könnte die OPEC auf ihrer Dezembertagung wieder Produktionskontingente in Erwägung ziehen. Darüber hinaus hat die OPEC einiges an Glaubwürdigkeit verloren, da sie schon zum zweiten Mal in diesem Jahr die Produktion zu schnell wieder hochfuhr, nachdem einige ihrer Mitglieder die Produktion stärker als geplant gekürzt hatten (die OPEC und Russland machen +1 mbpd und +0,3 mbpd des Angebotswachstums in den letzten 5 Monaten aus; mbpd=1000 Barrel Öl/Tag). Die gestiegene Produktion kompensierte mehr als den Verlust iranischer Exporte, der seit dem 4. November zu spüren ist und letztlich das globale Angebot um weitere 1,5 mbpd verringern könnte.

- Der Druck der Trump-Regierung auf die OPEC, mit maximaler Kapazität zu produzieren, nimmt ab. Jetzt, da die US-Mid-Term-Elections vorbei sind, hat Trump weniger Interesse daran, die Benzinpreise niedrig zu halten. Allerdings gibt es ein Szenario bei dem sich die OPEC wenig geneigt zeigen könnte, die Produktion in der zweiten Jahreshälfte 2019 zu kürzen: Nämlich dann, wenn Trump strengere Exportsanktionen gegen den Iran umsetzen und die befristeten Ausnahmeregelungen verschärfen würde. Eine solche Entwicklung könnte China, Indien und die EU dazu zwingen, die iranischen Importe in den nächsten 180 Tagen deutlich zu reduzieren. Sollte dies der Fall sein, könnten die iranischen Rohölexporte auf unter 0,5 mbpd oder um weitere -1 mbpd sinken und so das globale Angebot verringern. Was dieses Szenario noch weiter verschärfen könnte, ist die bisherige schlechte Bilanz von Saudi-Arabien und den USA, wenn es darum geht, die verlorene iranische Erdölproduktion durch zusätzliche saudische Fässer auszugleichen. Die Menge der von der Trump-Regierung gewährten Ausnahmen überraschte die Saudis, da ihre Produktionssteigerung damit auf weniger strenge Sanktionen als erwartet traf.

(2) Gleichzeitig beeindrucken die US-amerikanischen Schieferölproduzenten weiterhin mit massivem Produktionswachstum. Tatsächlich könnten die USA nach aktuellen Schätzungen bis Mitte 2019 die Produktion von 12 mbpd überschreiten. Dies wird aus unserer Sicht jeden Aufwärtstrend von Rohöl über 85 US-Dollar begrenzen.

(3) Nach umfangreichen Wartungsarbeiten in den letzten Monaten steigern die Raffinerien ihre Produktion und erhöhen damit die Nachfrage nach Rohöl. Mit ihrem starken Produktionswachstum sind die USA zu einem wichtigen Akteur auf dem Exportmarkt geworden. Insbesondere erwarten wir, dass die Preise für leichte, „süße” Rohölsorten (z.B. WTI und Brent) stark von der zukünftigen Saisonalität der Raffinerieaktivitäten beeinflusst werden (stärker als in der Vergangenheit). Während die Instandhaltungsaktivitäten der US-Raffinerien die für US-Exporte verfügbaren Rohölmengen erhöhen werden, wirken sich Turnarounds umgekehrt aus.

(4) Obwohl die Zahl der Beschäftigten außerhalb der Landwirtschaft im November die Erwartungen übertraf und der durchschnittliche Stundenlohn in den USA im Jahresvergleich um +3,1 Prozent gestiegen ist, könnte die Fed einen stärkeren US-Dollar, ein schwächeres globales Wachstum und niedrigere Ölpreise als zwingende Gründe für eine weniger restriktive Politik sehen. Weniger starke Zinserhöhungen sind negativ für den US-Dollar und damit positiv für auf US-Dollar lautende Rohstoffe wie Rohöl.

(5) Mögliche Fortschritte bei der Beilegung des Handelsstreits zwischen den USA und China auf dem G20-Gipfel im November und die Umsetzung antizyklischer Maßnahmen der chinesischen Regierung zur Ankurbelung der Wirtschaft des Landes werden sich positiv auf die chinesische Rohölnachfrage und somit auf Rohölpreise auswirken. Aus unserer Sicht wird dies auch positive Spillover-Effekte auf Schwellenländer im Allgemeinen haben, da sie sowohl von erhöhter Wirtschaftstätigkeit als auch von stärkeren Währungen in Folge eines Handelsabkommens zwischen den USA und China profitieren werden.

Quelle: Vontobel, eigene Recherche

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