Starker Dollar, schwacher Yuan, hohe Inflation, hohe Energiepreise, schwache Konjunkturaussichten, steigende Zinsen: Die Liste der belastenden Faktoren für die Rohstoffmärkte wird länger. Viele Rohstoffe sind so billig wie lange nicht.
Die Preise vieler Rohstoffe sind deutlich gefallen:
- Kupfer: 7.420 USD pro Tonne, ca. 32 % Verlust gemessen am 52-Wochen-Hoch
- Nickel: 21.880 USD pro Tonne, ca. 65 % Verlust gemessen am 52-Wochen-Hoch
- Aluminium: 2.110 USD pro Tonne, ca. 45 % Verlust gemessen am 52-Wochen-Hoch
- Zink: 2940 USD pro Tonne, ca. 35 % Verlust gemessen am 52-Wochen-Hoch
- Zinn: 20.875 USD pro Tonne, ca. 58 % Verlust gemessen am 52-Wochen-Hoch
- Blei: 1.755 USD pro Tonne, ca. 30 % Verlust gemessen am 52-Wochen-Hoch
- Eisenerz: 99 USD pro Tonne, ca. 39 % Verlust gemessen am 52-Wochen-Hoch
Für den Preisverfall auf vielen Rohstoffmärkten gibt es unterschiedliche Gründe. Einer davon ist der starke US-Dollar. Der US-Dollar Index – der den Wert des Greenback gegen einen Korb verschiedener Währungen misst – hat in den vergangenen zwölf Monaten um rund 20 % zugelegt.
Währungswende: Starker US-Dollar setzt Rohstoffe unter Druck
Der starke Dollar setzt Währungen weltweit unter Druck. In der Nacht von Sonntag auf Montag kam es etwa im Britischen Pfund zu einem Flash Crash und einem zeitweisen Verlust von 500 Pips – eine für etablierte Währungen außergewöhnlich seltene Größenordnung. Auch der Euro, der japanische Yen und der chinesische Yuan stehen unter Druck.
Kommentatoren des Nachrichtendienstes Bloomberg nennen es bereits „Währungswende“: Rohstoffe verteuern sich für Unternehmen und Konsumenten in Ländern außerhalb der USA. Dies dämpft die Nachfrage und damit die Preisentwicklung.
Besonders stark sind diese Auswirkungen durch die Abwertung des chinesischen Yuan. China ist der mit Abstand wichtigste Rohstoffimporteur auf dem Weltmarkt. Seit April hat der US-Dollar gegen die chinesische Währung um rund 12 % aufgewertet. Erhöhte Reserveanforderungen für Devisenkäufe haben sich bislang nicht ausgewirkt.
Die Nachfrage aus China fällt aus weiteren Gründen schwach aus. Das Land leidet unter einer handfesten Immobilienkrise, die trotz diverser staatlicher Maßnahmen nicht so schnell überwunden sein dürfte. Nach wie vor gibt es wirtschaftliche Störungen infolge der Zero Covid Politik. Im Sommer machten zudem Stromausfälle der Wirtschaft zu schaffen.
Inflation, Zinswende, Marginkosten und Energiekrise belasten
Trotz der zuletzt deutlich gesunken Rohstoffpreise bleibt die Inflation weiterhin hoch – und zwar in den USA genauso wie in Europa. Das hat die Notenbanken auf den Plan gerufen. In den vergangenen Monaten hatte es die stärksten Zinserhöhungen seit vielen Jahrzehnten gegeben. Die Renditen für Staatsanleihen notieren teils wieder jenseits von 4 % – ein lange Jahre undenkbarer Zustand.
Höhere Zinsen dämpfen zum einen die Rohstoffnachfrage aus dem Finanzsektor, da die Opportunitätskosten unverzinster Rohstoffinvestments steigen. Zum anderen sorgen sich die Marktteilnehmer auch zunehmend über eine konjunkturelle Abkühlung bis hin zu einer schweren Rezession, die mit einer sinkenden Rohstoffnachfrage einhergeht.
In Europa scheint diese sinkende Nachfrage schon allein aufgrund Energiekrise bereits ausgemacht. Zahlreiche Unternehmen haben ihren Betrieb bereits eingestellt oder gedrosselt – besonders häufig in energieintensiven Branchen.
Die europäische Aluminiumproduktion etwa ist auf das niedrigste Niveau seit 1973 zurückgefallen. Auch die Produktion von Zink und Kupfer ist aufgrund hoher Energiekosten deutlich geschrumpft. Betroffen sind auch die Produktion von Düngemittel und Ölsaaten.
Hohe Energiekosten in Verbindung mit niedrigen Rohstoffpreisen sind für Produzenten von Aluminium und Co. problematisch. Doch auch für Rohstoffhändler wird die Situation nicht einfacher: Steigende Marginanforderungen müssen mit Krediten finanziert werden – die Zinsen dafür steigen deutlich.
Nach wie vor belasten angeschlagene Lieferketten die Rohstoffnachfrage. Unternehmen müssen Aufträge aufgrund der Unsicherheit von Lieferungen und Preisen ablehnen. Etwas Entlastung kommt hier von den Frachtraten. Der Baltic Dry Index, der von Mai 2020 bis Oktober 2021 um mehr als 1300 % angestiegen war, ist wieder deutlich gefallen und notiert wieder auf einem auch vor Corona üblichen Niveau.