Die Marktstimmung hat sich in jüngster Zeit zugunsten defensiver Aktiensektoren verschoben, was insbesondere den Versorgeraktien zugutekam. Diese Veränderung spiegelt sich in einer starken Performance wider, wobei Versorger-ETFs bis zum Börsenschluss am Dienstag, den 10. September, die besten Ergebnisse im Vergleich zu anderen Sektoren erzielten.
Der Utilities Select Sector SPDR Fund (XLU) kommt seit Jahresbeginn auf ein Plus von 23,6 %, deutlich über der Wertentwicklung des breiten Marktes, gemessen am SPDR S&P 500 ETF (NYSE:SPY), der im gleichen Zeitraum "nur" um 16,2 % zulegte. Auch im Vergleich zu anderen Sektoren hebt sich der XLU ab: Der Finanzsektor (XLF) folgt mit einem Zuwachs von 19,2 %, während der Energiesektor (XLE) mit einem moderaten Zuwachs von 3,2 % das Schlusslicht bildet.
Der Versorgersektor befindet sich seit Anfang Juli in einem nahezu ununterbrochenen Höhenflug. Ein wichtiger Treiber ist die wachsende Zuversicht der Marktteilnehmer, dass die Fed auf der FOMC-Sitzung nächste Woche (18. September) mit den lange erwarteten Zinssenkungen beginnen wird. Die Fed Funds Futures preisen derzeit eine Wahrscheinlichkeit von 71 % für eine Zinssenkung um 25 Basispunkte und eine Wahrscheinlichkeit von 29 % für eine stärkere Senkung um 50 Basispunkte ein.
Die Aussicht auf niedrigere Zinsen hat zinssensible Sektoren wie Versorger beflügelt. Wenn die Verzinsung risikofreier Staatsanleihen sinkt, wie es in den letzten Monaten der Fall war, steigt die Attraktivität der Ausschüttungsquoten von Versorgern und anderen Sektoren, die für ihre relativ hohen Dividendenrenditen geschätzt werden.
Ein weiterer Nutznießer der Erwartung niedrigerer Staatsanleiherenditen sind Immobilieninvestmentfonds (REITs). Der Real Estate Select Sector SPDR Fund (XLRE) erlebte in letzter Zeit ebenfalls einen Höhenflug und schloss gestern auf dem höchsten Stand seit zweieinhalb Jahren. Ähnlich wie Versorger werden REITs wegen ihrer relativ hohen Ausschüttungsquoten geschätzt, so dass der Rückgang der Treasury-Renditen auch diesem Sektor zugute kommt.
Natürlich gibt es Grenzen für eine zinsgetriebene Rallye. Wenn die Kurse der Versorger und REITs in die Höhe schießen, sinken die nachlaufenden Renditen. Wann genau sich diese Märkte auf niedrigere Zinsen einstellen werden, ist unklar.
Sicher ist, dass die Sektorrotation in diesen Tagen auf Hochtouren läuft. Die oft als langweilig bezeichneten Sektoren Versorger und REITs waren zu Jahresbeginn den heißen Technologiewerten nicht gewachsen - dieses Muster hat sich nun umgekehrt.