Frankfurt (Reuters) - An den europäischen Aktienmärkten haben am Dienstag die Schnäppchenjäger den Ton angegeben.
Der Dax stieg um 2,2 Prozent auf 10.057,31 Punkte. Der EuroStoxx50 legte 2,6 Prozent auf 3010,12 Zähler zu. "Der Sprung beim Dax über die 10.000er Marke wurde von vielen als Kaufsignal verstanden", sagte ein Händler. Allerdings sei es eine rein technische Erholung aufgrund der Verluste vom Montag. "Der Optimismus ist auf Sand gebaut", warnte CMC-Markets-Analyst Jochen Stanzl. Es bestehe weiter große Unsicherheit über die US-Zinspolitik.
Mehrere führende Zentralbanker haben zuletzt eine baldige Anhebung der US-Zinsen signalisiert. Die Fed hatte im Dezember zum ersten Mal seit fast zehn Jahren an der Zinsschraube gedreht. An den Terminmärkten wird die Wahrscheinlichkeit für einen Zinsschritt im Juni bei 30 Prozent und im Juli bei 60 Prozent gesehen. Die Fed wird etwa eine Woche vor der Abstimmung in Großbritannien über die Mitgliedschaft in der EU turnusmäßig entscheiden. Dieses Timing macht viele Anleger nervös.
Unterstützung erhielten die Börsen vom fallenden Euro, der europäische Waren auf dem Weltmarkt billiger macht. Wegen der Spekulationen auf eine nahende US-Zinserhöhung fiel die Gemeinschaftswährung um mehr als einen halben US-Cent auf 1,1146 Dollar. An der Wall Street notierten der Dow-Jones- und der S&P500-Index bei Handelsschluss in Europa je mehr als ein Prozent höher
AKTIENPLATZIERUNG DRÜCKT EVONIK - WMF-KÄUFER SEB GEFRAGT
Im Dax holten Bayer (DE:BAYGN) 3,2 Prozent auf, nachdem am Vortag die Sorge vor einem zu teuren Übernahmeangebot für Monsanto (NYSE:MON) die Titel um 5,7 Prozent ins Minus gedrückt hatte. Laut Insidern wird der US-Saatgutriese die Offerte zurückweisen und auf einen höheren Preis setzen. Dies bremste die Erholung der Bayer-Aktien zwar etwas, gab Monsanto in New York aber zeitweise neuen Schub.
Covestro stiegen um 3,6 Prozent und zählten im MDax zu den Spitzenwerten. Anleger hatten befürchtet, dass sich Bayer schneller als gedacht von der Kunststoff-Tochter trennen könnte, um die Übernahme zu finanzieren, was die Titel am Montag um 2,4 Prozent gedrückt hatte.
Größter Dax-Gewinner waren VW (DE:VOWG) mit einem Plus von vier Prozent. Nach Aufarbeitung des Abgasskandals in den USA rechnen die Wolfsburger laut Konzerninsidern nicht mit weiteren Rückstellungen.
Zu den größten Gewinnern im EuroStoxx50 zählten einige Finanzwerte wie SanPaolo Intesa, Generali (MI:GASI) und Societe Generale (PA:SOGN) mit Gewinnen über fünf Prozent. Die Deutsche Bank (DE:DBKGn) und die Commerzbank (DE:CBKG) stiegen im Dax um mehr als zwei Prozent, Allianz (DE:ALVG) um drei Prozent. Börsianer verwiesen auf die Zinsspekulationen in den USA. Die Banken hatten zuletzt stark unter der Niedrigzinspolitik der Notenbanken gelitten.
Die 1,6 Milliarden Euro schwere Übernahme des Kaffeemaschinen- und Besteck-Herstellers WMF hievte SEB um 10,7 Prozent auf einen Rekordschluss von 105,40 Euro. Der bislang größte Deal des Haushaltsgeräte-Herstellers, der seine Produkte unter anderem unter den Markennamen Moulinex und Krups vertreibt, bringe den Franzosen erhebliche Wettbewerbsvorteile, erklärte Analyst Cedric Rossi von der Investmentbank Bryan Garnier. Der Konzern überhole seinen größten Rivalen Philips (DE:PHI1).