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Veröffentlicht am 20.11.2012, 20:51
Börsen-Zeitung: Auf Kosten der Starken, Kommentar zur

Bund-Länder-Anleihe von Kai Johannsen

Frankfurt (ots) - Eines sei vorausgeschickt: Gemeinsame Anleihen

von Ländern und dem Bund befinden sich noch im Planungszustand. Noch

sind diverse Aspekte vollkommen ungeklärt. Dabei geht es um

Haftungsausgestaltung, beteiligte Länder, benötigte Kapitalvolumina,

Aufteilung der Emission, Emissionsverfahren, Laufzeitenstrukturen

etc. Auf Bund-Länder-Ebene wird es in den kommenden Monaten

demzufolge noch einigen Gesprächsbedarf geben.

Angesichts der vielen (noch) ungeklärten Aspekte lassen sich nur

schwer konkrete Aussagen über exakte Auswirkungen auf Märkte und

Emittenten machen, aber der prinzipielle Trend lässt sich schon heute

abschätzen. Kommt es zu gemeinsamen Bonds von Bund und Ländern, wird

der Markt segmentiert. Es wird nicht bei einer Bund-Länder-Anleihe

bleiben, sondern dieses neue Marktsegment wird laufend bedient werden

(müssen), um ein nachhaltig funktionierendes und liquides Bondsegment

zu etablieren. Bei Investoren wird dieses Papier Anklang finden,

schließlich stehen mehrere Länder und zudem der Bund hinter dem Bond.

Diese Bonds werden als (ausfall)sicher erachtet werden. Für die

beteiligten Parteien bedeutet das zusammengenommen nur eines: Diese

Bonds ermöglichen eine günstige Refinanzierung - wobei anzumerken

ist, dass der Bund aufgrund der Tatsache, der Benchmark-Emittent

Europas zu sein, diese Anleihen für seine Refinanzierung wirklich

nicht braucht.

Die Bund-Länder-Anleihen gehen aber zu Lasten der Länder-Jumbos,

Anleihen also, die gemeinsam von mehreren (meist schwächeren) Ländern

begeben werden. Das mag diese Länder wenig kratzen, bekommen sie doch

bei den gemeinsamen Bund-Länder-Bonds entsprechende

Refinanzierungsvorteile, die bei den Länder-Jumbos wegfallen.

Nachteilig werden sich die Bund-Länder-Anleihen aber für die Anleihen

einzelner Länder auswirken. Denn ein einzelnes Land, wie etwa Bayern,

verfügt natürlich nicht über die geballte Emissionskraft gemeinsamer

Bund-Länder-Bonds.

Es sind aber gerade die in wirtschaftlicher und finanzieller

Hinsicht starken Länder, die in der Lage sind, mit eigenen

Anleiheemissionen am Markt aufzutreten. Und diese starken Adressen

werden im Vergleich zu den gemeinschaftlichen Emissionen das

Nachsehen in puncto Refinanzierungskonditionen haben. Von ihnen ist

bereits erster Widerstand zu vernehmen. Und dass sich der

wirtschaftlich Starke gegen gemeinsame Emissionen wehrt, dürfte dem

Bund aus der Euroland-Bond-Debatte sicherlich bekannt vorkommen.

Originaltext: Börsen-Zeitung

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