Börsen-Zeitung: Auf Kosten der Starken, Kommentar zur
Bund-Länder-Anleihe von Kai Johannsen
Frankfurt (ots) - Eines sei vorausgeschickt: Gemeinsame Anleihen
von Ländern und dem Bund befinden sich noch im Planungszustand. Noch
sind diverse Aspekte vollkommen ungeklärt. Dabei geht es um
Haftungsausgestaltung, beteiligte Länder, benötigte Kapitalvolumina,
Aufteilung der Emission, Emissionsverfahren, Laufzeitenstrukturen
etc. Auf Bund-Länder-Ebene wird es in den kommenden Monaten
demzufolge noch einigen Gesprächsbedarf geben.
Angesichts der vielen (noch) ungeklärten Aspekte lassen sich nur
schwer konkrete Aussagen über exakte Auswirkungen auf Märkte und
Emittenten machen, aber der prinzipielle Trend lässt sich schon heute
abschätzen. Kommt es zu gemeinsamen Bonds von Bund und Ländern, wird
der Markt segmentiert. Es wird nicht bei einer Bund-Länder-Anleihe
bleiben, sondern dieses neue Marktsegment wird laufend bedient werden
(müssen), um ein nachhaltig funktionierendes und liquides Bondsegment
zu etablieren. Bei Investoren wird dieses Papier Anklang finden,
schließlich stehen mehrere Länder und zudem der Bund hinter dem Bond.
Diese Bonds werden als (ausfall)sicher erachtet werden. Für die
beteiligten Parteien bedeutet das zusammengenommen nur eines: Diese
Bonds ermöglichen eine günstige Refinanzierung - wobei anzumerken
ist, dass der Bund aufgrund der Tatsache, der Benchmark-Emittent
Europas zu sein, diese Anleihen für seine Refinanzierung wirklich
nicht braucht.
Die Bund-Länder-Anleihen gehen aber zu Lasten der Länder-Jumbos,
Anleihen also, die gemeinsam von mehreren (meist schwächeren) Ländern
begeben werden. Das mag diese Länder wenig kratzen, bekommen sie doch
bei den gemeinsamen Bund-Länder-Bonds entsprechende
Refinanzierungsvorteile, die bei den Länder-Jumbos wegfallen.
Nachteilig werden sich die Bund-Länder-Anleihen aber für die Anleihen
einzelner Länder auswirken. Denn ein einzelnes Land, wie etwa Bayern,
verfügt natürlich nicht über die geballte Emissionskraft gemeinsamer
Bund-Länder-Bonds.
Es sind aber gerade die in wirtschaftlicher und finanzieller
Hinsicht starken Länder, die in der Lage sind, mit eigenen
Anleiheemissionen am Markt aufzutreten. Und diese starken Adressen
werden im Vergleich zu den gemeinschaftlichen Emissionen das
Nachsehen in puncto Refinanzierungskonditionen haben. Von ihnen ist
bereits erster Widerstand zu vernehmen. Und dass sich der
wirtschaftlich Starke gegen gemeinsame Emissionen wehrt, dürfte dem
Bund aus der Euroland-Bond-Debatte sicherlich bekannt vorkommen.
Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377
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Telefon: 069--2732-0
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Bund-Länder-Anleihe von Kai Johannsen
Frankfurt (ots) - Eines sei vorausgeschickt: Gemeinsame Anleihen
von Ländern und dem Bund befinden sich noch im Planungszustand. Noch
sind diverse Aspekte vollkommen ungeklärt. Dabei geht es um
Haftungsausgestaltung, beteiligte Länder, benötigte Kapitalvolumina,
Aufteilung der Emission, Emissionsverfahren, Laufzeitenstrukturen
etc. Auf Bund-Länder-Ebene wird es in den kommenden Monaten
demzufolge noch einigen Gesprächsbedarf geben.
Angesichts der vielen (noch) ungeklärten Aspekte lassen sich nur
schwer konkrete Aussagen über exakte Auswirkungen auf Märkte und
Emittenten machen, aber der prinzipielle Trend lässt sich schon heute
abschätzen. Kommt es zu gemeinsamen Bonds von Bund und Ländern, wird
der Markt segmentiert. Es wird nicht bei einer Bund-Länder-Anleihe
bleiben, sondern dieses neue Marktsegment wird laufend bedient werden
(müssen), um ein nachhaltig funktionierendes und liquides Bondsegment
zu etablieren. Bei Investoren wird dieses Papier Anklang finden,
schließlich stehen mehrere Länder und zudem der Bund hinter dem Bond.
Diese Bonds werden als (ausfall)sicher erachtet werden. Für die
beteiligten Parteien bedeutet das zusammengenommen nur eines: Diese
Bonds ermöglichen eine günstige Refinanzierung - wobei anzumerken
ist, dass der Bund aufgrund der Tatsache, der Benchmark-Emittent
Europas zu sein, diese Anleihen für seine Refinanzierung wirklich
nicht braucht.
Die Bund-Länder-Anleihen gehen aber zu Lasten der Länder-Jumbos,
Anleihen also, die gemeinsam von mehreren (meist schwächeren) Ländern
begeben werden. Das mag diese Länder wenig kratzen, bekommen sie doch
bei den gemeinsamen Bund-Länder-Bonds entsprechende
Refinanzierungsvorteile, die bei den Länder-Jumbos wegfallen.
Nachteilig werden sich die Bund-Länder-Anleihen aber für die Anleihen
einzelner Länder auswirken. Denn ein einzelnes Land, wie etwa Bayern,
verfügt natürlich nicht über die geballte Emissionskraft gemeinsamer
Bund-Länder-Bonds.
Es sind aber gerade die in wirtschaftlicher und finanzieller
Hinsicht starken Länder, die in der Lage sind, mit eigenen
Anleiheemissionen am Markt aufzutreten. Und diese starken Adressen
werden im Vergleich zu den gemeinschaftlichen Emissionen das
Nachsehen in puncto Refinanzierungskonditionen haben. Von ihnen ist
bereits erster Widerstand zu vernehmen. Und dass sich der
wirtschaftlich Starke gegen gemeinsame Emissionen wehrt, dürfte dem
Bund aus der Euroland-Bond-Debatte sicherlich bekannt vorkommen.
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