Investing.com -- Der US-Aktienmarkt befindet sich in greifbarer Nähe zu neuen Rekordhöhen. Im Fokus der Anleger steht in dieser Woche der Arbeitsmarktbericht am Freitag, der wichtige Hinweise für die wirtschaftliche Entwicklung liefern könnte – insbesondere im Vorfeld der entscheidenden Dezembersitzung der US-Notenbank. Gleichzeitig wird die Rede von Fed-Chef Jerome Powell aufmerksam verfolgt, da sie neue Einschätzungen zu den globalen Wachstumsperspektiven und den potenziellen Auswirkungen der wachsenden Zolldrohungen liefern könnte.
1. Jobbericht aus den USA
Das starke Wirtschaftswachstum hat die Aktienmärkte in diesem Jahr kontinuierlich angetrieben – trotz Sorgen, dass die Inflation wieder anziehen könnte, falls die Zentralbank die Zinssätze zu früh oder zu stark senkt. Ein solches Szenario könnte die hart erkämpften Fortschritte bei der Eindämmung des Preisdrucks der letzten zwei Jahre gefährden.
Ein erneuter Überraschungseffekt, ähnlich dem unerwartet starken Arbeitsmarktbericht vom September, könnte die Erwartungen künftiger Zinssenkungen der Fed ins Wanken bringen. Das wäre ein potenzieller Dämpfer für die aktuelle Aktienrallye, die maßgeblich von der Hoffnung auf eine lockere Geldpolitik getragen wird.
Das Protokoll der letzten Fed-Sitzung zeigt, dass unter den Verantwortlichen keine klare Einigkeit darüber herrscht, wie der Zinspfad in den kommenden Monaten aussehen sollte. Diese Unsicherheit erhöht die Spannungen an den Märkten.
Für den Arbeitsmarktbericht im November rechnen Ökonomen mit 202.000 neu geschaffenen Stellen. Diese Erholung würde der temporären Verlangsamung im Oktober – bedingt durch Streiks und Wetterereignisse – wieder ausgleichen und ein stabileres Bild des Arbeitsmarktes liefern.
2. Powell spricht
Der Vorsitzende der US-Notenbank, Jerome Powell, wird am Mittwoch beim New York Times DealBook Summit an einer moderierten Diskussion teilnehmen. Investoren werden seine Worte genau verfolgen – insbesondere zu Themen wie der Stärke des Arbeitsmarktes, den Inflationsaussichten und der Frage, ob die Fed auf ihrer Dezembersitzung tatsächlich die Zinsen erneut senken könnte.
Doch Powell ist nicht der einzige Redner der Fed in dieser Woche. Eine Reihe weiterer Vertreter wird ebenfalls auftreten und Einblicke in die Geldpolitik geben, darunter Christopher Waller und Michelle Bowman aus dem Gouverneursrat, der Präsident der New Yorker Fed, John Williams, sowie Alberto Musalem (St. Louis Fed), Mary Daly (San Francisco Fed), Beth Hammack (Cleveland Fed) und Austan Goolsbee (Chicago Fed).
Die Woche dürfte also wichtige Signale liefern – nicht nur für die künftige Zinspolitik, sondern auch für die Einschätzung der wirtschaftlichen Gesamtlage.
3. Zolldrohungen
In der vergangenen Woche sorgte der frisch wiedergewählte US-Präsident Donald Trump für Aufsehen an den Märkten, als er ankündigte, ab seinem Amtsantritt am 20. Januar Zölle von 25 % auf alle Importe aus Mexiko und Kanada sowie 10 % auf Waren aus China erheben zu wollen.
Diese Drohungen haben die Befürchtungen eines möglichen Handelskriegs zwischen den USA und zwei ihrer wichtigsten Handelspartner geschürt. Besonders stark betroffen wäre die Automobilbranche, die auf eine nahtlos integrierte Lieferkette zwischen den drei Ländern angewiesen ist. Höhere Zölle könnten hier massive Störungen und zusätzliche Kosten verursachen.
In diesem Kontext rechnen einige Analysten damit, dass China neue Stimulierungsmaßnahmen einleiten könnte, um die negativen Auswirkungen eines Handelskonflikts abzufedern. Gleichzeitig könnte das Land seine Bemühungen verstärken, sich technologisch unabhängiger zu machen – insbesondere in strategischen Sektoren wie High-Tech-Produkten.
Die Finanzmärkte scheinen jedoch größtenteils positiv auf Trumps Pläne zu reagieren. Viele Anleger setzen darauf, dass seine wirtschaftsfreundliche Politik das Wachstum der US-Wirtschaft und die Unternehmensgewinne weiter beflügeln wird. Ökonomen hingegen warnen vor möglichen Nebenwirkungen: Steigende Zölle könnten die Inflation anheizen, die geldpolitische Lockerung der Fed ausbremsen und das globale Wirtschaftswachstum belasten.
4. OECD-Ausblick
Die OECD wird am Mittwoch ihren aktuellen Wirtschaftsausblick präsentieren – eine Analyse, die regelmäßig wichtige Einblicke in den Zustand und die Perspektiven der Weltwirtschaft liefert.
In ihrer letzten Prognose vom September ging die in Paris ansässige Organisation davon aus, dass die globale Wirtschaft in diesem und im kommenden Jahr um 3,2 % wachsen wird. Für 2024 hatte die OECD ihre Wachstumsprognose leicht auf 3,2 % angehoben, während die Einschätzung für 2025 unverändert blieb.
Ein spannender Aspekt des Berichts wird die Einschätzung der Zinspolitik sein. Mit Blick auf die nachlassende Inflation, die sich den Zielen der Zentralbanken annähert, erwartet die OECD, dass die US-Notenbank Fed ihren Leitzins bis Ende 2025 von derzeit 4,75–5 % auf 3,5 % senken könnte. Auch die Europäische Zentralbank dürfte laut Prognose ihren Zinssatz im selben Zeitraum von aktuell 3,5 % auf 2,25 % reduzieren.
5. Ölpreise
Die Ölpreise schlossen vergangene Woche mit einem Minus von rund 3 %. Hauptgründe dafür sind nachlassende Bedenken über Versorgungsrisiken im Zusammenhang mit dem Konflikt zwischen Israel und der Hisbollah sowie die Aussicht auf höhere Fördermengen im Jahr 2025 – selbst wenn die OPEC+ ihre Förderkürzungen weiterhin umsetzt.
Die OPEC+, bestehend aus den Mitgliedern der Organisation erdölexportierender Länder und Partnern wie Russland, hat ihre nächste Sitzung auf den 5. Dezember verschoben. Experten erwarten, dass die Gruppe dort eine erneute Verlängerung der Produktionskürzungen beschließen wird.
Gleichzeitig hat die OPEC im vergangenen Monat ihre Prognosen für das Wachstum der weltweiten Ölnachfrage 2024 und 2025 nach unten korrigiert. Grund dafür sind schwächere Wirtschaftsdaten aus Schlüsselregionen wie China, Indien und anderen wichtigen Märkten.
Die Internationale Energieagentur (IEA) geht unterdessen davon aus, dass das weltweite Ölangebot im Jahr 2025 die Nachfrage übersteigen wird – selbst dann, wenn die OPEC+ an ihren Förderkürzungen festhält. Dieses Szenario könnte weiteren Druck auf die Ölpreise ausüben.