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Börse Stuttgart-News: bonds weekly

Veröffentlicht am 22.03.2013, 15:08

STUTTGART (BOERSE-STUTTGART AG) - Bonds Weekly - Ausgabe 12 / 22.03.2013

„Die Wichtigkeit, die die Gewissheit des Rechts für das glatte und wirksame Funktionieren einer freien Gesellschaft hat, kann kaum übertrieben werden. Wahrscheinlich hat kein einzelner Faktor mehr zur Prosperität des Westens beigetragen als die verhältnismäßig große Rechtssicherheit, die dort bestand.“ (Friedrich August von Hayek - Die Verfassung der Freiheit, S. 270)

EUROZONE: SPIEL MIT DEM FEUER

Es ist ein Spiel mit dem Feuer, das derzeit in und mit Zypern betrieben wird. Richtlinie 94/19/EG garantierte dem europäischen Sparer eine Einlagensicherung bis zu 100.000 Euro nominal - allerdings nur bis zum vergangenen Wochenende. Und offenbar nicht für jeden Fall.

Zypern: Rote Linie überschritten?

Am vergangenen Wochenende wurde erstmals offen über eine Teilenteignung zypriotischer Bankkunden diskutiert. Dieser scheint möglich, da oben benannte Einlagensicherung - in juristischem Sinne - nur im Falle einer Insolvenz des Kreditinstitutes greift. Ein Zugriff des Staates findet keine Berücksichtigung in der Richtlinie. Ein erster Vorschlag sah vor, Vermögen bis 100.000 Euro mit einer Steuer in Höhe von 6,75 Prozent zu belasten, ab 100.000 Euro würden 9,9 Prozent fällig. Über diese Zwangssteuer, so der Plan aus Brüssel, sollte der Beitrag aus dem Rettungspaket auf zehn Milliarden Euro gedrückt werden. Gut sieben Milliarden weniger als ursprünglich geplant.

Doch vorerst ist sowohl die Zwangsabgabe, als auch das Rettungspaket für Zypern passé. Bei der auf Dienstag verschobenen Parlamentssitzung stimmte kein einziger Abgeordneter in Nikosia für die Zwangsbeteiligung der Sparer. 36 der 56 anwesenden Mandatsträger votierten gegen die Zwangsmaßnahme, 19 enthielten sich und eine Abgeordnete war gar nicht anwesend. Von der zypriotischen Bevölkerung wurde die Ablehnung als Erfolg gefeiert. Ein Erfolg, der sich jedoch schon sehr bald als Pyrrhus-Sieg erweisen könnte. Die Zwangsabgabe galt für Zypern als conditio sine qua non, um an die zehn Milliarden aus dem Rettungsfonds zu kommen. Geld das dringend benötigt wird um Zyperns Banken vor der Insolvenz zu bewahren.

Der Fall Zypern droht zum gordischen Knoten zu werden: Einerseits kann es sich die Eurozone nicht leisten von Zypern erpressen zu lassen, andererseits erklärte die EZB den Inselstaat für systemrelevant. „Wir haben ausreichend Vorsorge getroffen, dass die heutige Entscheidung auf Zypern keine negativen Auswirkungen auf den Rest der Eurozone haben wird“, beeilte sich Finanzminister Schäuble zu erklären. Aus fundamentaler Sicht eine durchaus nachvollziehbare Feststellung - Zypern steuert gerade einmal 0,2 Prozent zur gesamten Wirtschaftsleistung der Eurozone bei. Selbst ein vorübergehender Zusammenbruch des Finanzsektors dürfte für Deutschland vergleichsweise überschaubare Folgen nach sich ziehen. Vor diesem Hintergrund scheint zumindest die Bundesregierung bereit, den Druck auf Zypern beizubehalten. Aber sieht das Mario Draghi genauso? Kann der EZB-Chef einen Staat den er für systemrelevant erklärte einfach so fallen lassen? Offenbar scheint man in Frankfurt genau dazu bereit: Sollte sich Zypern bis Montag auf kein gemeinsames Rettungspaket mit den Euro-Ländern verständigen können, will die EZB ihre Notkredit-Zusagen zurückziehen. Sollte den Zyprioten kein „weißer Ritter“ - vielleicht aus Moskau - beistehen, droht dem Inselstaat endgültig die Insolvenz.

Fed senkt Wachstumsprognose

Die US-Wirtschaft kommt einfach nicht nachhaltig in Schwung. Wie Ben Bernanke in dieser Woche bekannt gab, rechnet die Fed für das laufende Jahr nur noch mit einem Wachstum von 2,3 Prozent. Das sind 0,5 Prozent weniger, als die Prognosen zu Beginn des Jahres hoffen ließen. Aufgrund dieser verhaltenen konjunkturellen Aussichten will man weiter an der expansiven Geldpolitik der vergangenen Monate festhalten. Der Leitzins bleibt - erwartungsgemäß - bei 0,25 Prozent und soll es auch bleiben, bis die Arbeitslosenquote auf 6,5 Prozent gefallen ist. Zudem einigte sich der Offenmarktauschuss (FOMC) auf eine Fortsetzung der Anleihenkäufe durch die Fed. Bereits seit vergangenem Dezember kauft die Fed jeden Monat Staats- und Immobilienanleihen im Gegenwert von 85 Milliarden US-Dollar.

Bund-Future legt weiter zu

Bundesanleihen profitieren von den schlechten Nachrichten aus der Europeripherie. Der Bund-Future konnte seine Gewinne sukzessive ausbauen und erreichte in dieser Woche seinen höchsten Stand, seit dem Kontraktwechsel vor gut zehn Tagen.

Anlegertrends

STAATSANLEIHEN: ZYPERN-STAATSANLEIHEN UNTER DRUCK

Die Lage in Zypern sorgte auf dem Rentenmarkt für entsprechende Unsicherheit. Die Kurse zypriotischer Anleihen kamen spürbar unter Druck und wurden in Stuttgart entsprechend rege gehandelt. Der Kurs einer Anleihe mit Fälligkeit im November 2015 fiel in dieser Woche um gleich 15 Prozentpunkte (A1A238). Der Kurs einer zypriotischen Schuldverschreibung mit Fälligkeit im kommenden Juni kam um knapp zehn Prozentpunkte zurück (A1AHJL).

bondm-News

getgoods.de AG

Das Online Handelshaus gab diese Woche die vorläufigen Zahlen für 2012 bekannt. Nach bisherigen Berechnungen stieg im Geschäftsjahr 2012 der Umsatz um 27,0% auf 402,3 Mio. Euro im Vergleich zum Vorjahr (Vorjahr 2011: 316,9 Mio. Euro). Die Umsatzentwicklung in 2012 entspricht nach Angaben des Unternehmens dem allgemeinen Markttrend. Insgesamt erzielte die Gesellschaft 2012 ein Konzern-EBIT von 6,5 Mio. Euro (Vorjahr 2011: EUR 7,0 Mio. Euro) sowie eine EBIT-Marge von 1,6% (Vorjahr 2011: 2,2%). Im Geschäftsjahr 2013 will die getgoods.de AG ihre Strategie “auf dem Weg zum Vollsortimenter” fortsetzen und die Produktgruppen sowie das Sortiment weiter ausbauen. Der Bundesverband des Deutschen Versandhandels e. V. erwartet 2013 ein Marktwachstum von 21,3 %. Dementsprechend geht der Vorstand der getgoods.de AG mit einer Umsatzsteigerung von ca. 20,0 % aus.

3 W Power S.A.

Ebenfalls vorläufige Zahlen für 2012 legte 3 W Power vor. Im Geschäftsjahr 2012 erzielte das Unternehmen einen Umsatz in Höhe von 368,0 Mio. Euro sowie ein bereinigtes EBITDA von 27,0 Mio. Euro. Durch die Erhöhung der Rückstellung für zweifelhafte Forderungen, verfehlte 3 W Power ihre EBITDA-Erwartungen. Das Unternehmen hätte ohne diese Rückstellung nach eigenen Angaben eine EBITDA-Marge von 9,1% erreicht. Infolge von Sonderabschreibungen auf den Firmenwert und immaterielle Vermögenswerte sowie Abschreibungen in Höhe von 175,3 Mio. Euro erzielte AEG Power Solution 2012 einen Nettoverlust in Höhe von 177,9 Mio. Euro. Zudem vermeldete das Unternehmen ihren Geschäftsbericht innerhalb der nächsten zwei Wochen zu veröffentlichen und nicht wie geplant am 21. März 2013. Grund hierfür sind ausstehende Forderungen in Höhe von 124,5 Mio. Euro eines europäischen Kunden, welcher seine Geschäfte über eine zypriotische Tochtergesellschaft abwickelt. Nach Angaben des Unternehmens könnte 3 W Power aufgrund des Umfangs der Forderungen in finanzielle Schwierigkeiten geraten, sollte der ausstehende Betrag infolge der derzeitigen Zypernkrise nicht eingefordert werden können. Das Unternehmen geht zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht davon aus.

Air Berlin PLC

Deutschlands zweitgrößte Airline beendete das Geschäftsjahr 2012 mit schwarzen Zahlen. Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2012 erzielte die Fluggesellschaft ein EBIT (operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern) in Höhe von 70,2 Mio. Euro, welches deutlich über dem Wert des Vorjahres liegt. Das Unternehmen erzielte 2012 einen Nettogewinn in Höhe von 6,8 Mio. Euro (Vorjahr 2011: -271,8 Millionen Euro). „Mit dem Ergebnis des letzten Geschäftsjahres und der erfolgreichen Platzierung der Wandelanleihe ist es uns gelungen, die Finanzbasis des Unternehmens weiter zu stabilisieren. Die guten Konditionen, die schnelle Platzierung und Überzeichnung der Anleihe zeigen das Vertrauen des Marktes in unser Unternehmen“, sagte airberlin Chief Financial Officer Ulf Hüttmeyer. Für 2013 erwartet das Unternehmen auf EBIT-Ebene die schwarze Null.

BayernInvest Deutscher Mittelstandsanleihen UCITS ETF

Seit vergangenem Montag, den 18. März 2013 ist die Zeichnung des BayernInvest Deutscher Mittelstandsanleihen UCITS ETF möglich.

Die BayernInvest legt den ersten Investmentfonds auf, in den ausschließlich an deutschen Börsensegmenten gelistete Mittelstandsanleihen aufgenommen werden. Das Portfolio wird von den Fondsmanagern der BayernInvest aktiv gemanagt. Dabei werden eine Reihe von Kriterien berücksichtigt: So muss die Emission zum Beispiel ein adäquates Mindestvolumen aufweisen. Zudem muss ein extern beauftragtes Mindestrating vorliegen. Des Weiteren gibt es Obergrenzen für das Gewicht einzelner Emittenten, Branchen und Ratingklassen im Gesamtportfolio des Investmentfonds.

Der Investmentfonds richte sich insbesondere an erfahrene Anleger, die Wert auf Diversifizierung und ein professionelles Fondsmanagement legen. Das Ziel der Anlagepolitik sei es, dem Investor die attraktive Entwicklung von Mittelstandsanleihen zu erschließen.

OHNE SINN UND VERSTAND

Was die Troika mit Zypern ausgehandelt hat, ist an Unprofessionalität kaum zu übertreffen. Denn jeder weiß in diesem Geschäft, dass man niemals die Sparer enteignet. Das ist eine eiserne Regel in jeder Bankensanierung. Die Einlagen sind schließlich die Hand, die jede Kreditbank füttert. Bedroht man jedoch die Sparer mit einem teilweisen oder kompletten Verlust ihrer Einlagen, kann man sich sicher sein, dass die Sparer daraufhin umgehend in Scharen ihr Kapital von der Bank abheben. Solange, bis der Bank die Liquidität ausgeht. Oder um es mit den Worten von Sir Mervyn King, dem Gouverneur der Bank of England zu sagen, der vor wenigen Tagen in der Financial Times zitiert wurde: „It may not be rational to start a bank run, but it is rational to participate in one once it had started.“

Die beängstigende Gefahr eines „bank run“ ist seine Ansteckungsgefahr. Da die Banken, damals wie heute, eng untereinander verzahnt sind, bedeutet der Konkurs einer großen Bank, dass dadurch auch gesunde Institute in die Insolvenz gerissen werden könnten. Geht eine kritische Masse an Instituten in Konkurs, springt der Funke auch in die Realwirtschaft über und kann verheerende Wohlstandsverluste herbeiführen. Aus diesem Grund enteignet man niemals Sparer, außer man schließt das Institut und wickelt es ab.

Zu befürchten ist, dass hier die nächste Büchse der Pandora geöffnet wurde. Alle Europäer wissen nun, dass ihr Erspartes nicht sicher ist, wenn es das nächste Mal hart auf hart kommt. Das über Jahrzehnte aufgebaute Urvertrauen, dass die kleinen Sparer nie angetastet werden, ist damit an einem Wochenende zunichte gemacht worden. Die Politiker versuchten zwar zu dementieren, dass dieser Fall auch im restlichen Europa eintreten könnte, aber wer glaubt das schon? Wer beim nächsten Aufflammen der Eurokrise sein Erspartes noch einer italienischen, irischen, portugiesischen oder spanischen Bank anvertraut, gehört mit dem Klammerbeutel gepudert. Doch damit nicht genug:

Zypern ist zudem auch für Anleihen osteuropäischer Unternehmen ein ganz konkretes Risiko geworden. Nicht im Hinblick auf das operative Geschäft, sondern im Hinblick auf die Solvenz der Unternehmen. Ein Beispiel: Wie es durchaus typisch ist für ukrainische Unternehmen, hat auch der Landwirtschaftskonzern Mriya Agro seinen Holdingsitz in Zypern. Das für sich genommen macht noch nicht den entscheidenden Unterschied, aber es wirft selbstverständlich die Frage auf, über welche Banken Mriya seine Cashflows laufen lässt.

Im Geschäftsbericht der Gesellschaft kann man dazu fündig werden. Darin heißt es, dass die Gesellschaft ihre Bargeldbestände bei „großen ukrainischen und zypriotischen Banken“ vorhält. Detaillierter wird der Bericht nicht, aber angesichts der desolaten Situation, in der sich die großen zypriotischen Banken befinden, muss man das Risiko ernst nehmen, dass die Geschäftstätigkeit von Mriya zumindest teilweise beschränkt wird, wenn die Lage in Zypern kippen sollte.

Realisiert sich das Risiko, wäre der Verlust schmerzhaft groß für die Gläubiger. Da die Mriya Anleihe (A1GPKC) eine Mindestordergröße von 200.0000 Dollar Nennwert hat, würde ein Ausfall oder auch nur eine umfangreiche Kurskorrektur zu einem nennenswerten Schlag ins Kontor führen. Nun muss das Risiko keineswegs eintreten und es ist sogar sehr zu hoffen, dass es nicht eintritt. Es wäre jedoch leichtsinnig, angesichts der herrschenden Faktenlage, einfach darauf zu hoffen, dass am Ende alles gut geht.

börse stuttgart tv

NACH DER ZYPERN-KRISE: DROHT EIN EURO-BANKEN-RUN?

In Zypern bleiben die Banken noch bis Mitte der kommenden Woche geschlossen. Die zypriotische Regierung will unbedingt einen sogenannten Banken-Run vermeiden. Doch ist ein solcher nach dem angedachten Tabubruch und der Zwangsabgabe für Sparer überhaupt vermeidbar? Wie groß ist die Ansteckungsgefahr für andere Euro-Banken? Das Börse Stuttgart Anleihenforum zum Thema.

DER ZYPERN-SCHOCK: WIE RECHTSSICHER IST EUROPA NOCH?

„Wahrscheinlich hat kein einzelner Faktor mehr zur Prosperität des Westens beigetragen als die verhältnismäßig große Rechtssicherheit, die dort bestand“, schrieb einst Nobelpreisträger F. - A. von Hayek. Doch wie rechtssicher ist Europa in diesen Tagen des Zypern-Schocks eigentlich noch? Wie sicher sind andere Anlageklassen wie Aktien oder Gold vor dem Zugriff des Staates? Frank Benz von der BENZ AG “Partner für Vermögen”, bei Börse Stuttgart TV.

Neueinführungen an der Börse Stuttgart

Hochtief AG

Den Handelsumsätzen der ersten Tage nach ist die 750 Mio. Euro-Anleihe des weltweit tätigen Baukonzerns von den Anlegern gut angenommen worden. Die Hochtief AG emittierte eine in 1.000 Euro gestückelte Anleihe mit einem festen Kupon in Höhe von 3,875% p.a. und einer Laufzeit von sieben Jahren. Bei einem Ausgabekurs von 99,25 Prozent bot die Anlage Anlegern zum Emissionszeitpunkt eine Rendite von 4,00%. Hochtief wird nach eigenen Angaben den Anleiheerlös zur Ablösung bestehender Finanzierungen sowie für allgemeine Unternehmenszwecke nutzen. Mit knapp 80.000 Mitarbeitern erwirtschaftete Hochtief im Geschäftsjahr 2012 einen Umsatz von 25,53 Mrd. Euro.

Siemens

Der DAX-Konzern begab diese Woche eine 1 Mrd. Euro-Anleihe. Das in 1.000 Euro gestückelte Wertpapier ist im März 2028 fällig und mit einem Kupon in Höhe von 2,875% ausgestattet. Die nächste Zinszahlung erfolgt am 10. März 2014. Die Ratingagentur S&P bewertet die Anleihe der Siemens AG mit A+.

Nestlé

Seit dieser Woche handelbar ist die 200 Mio. AUD-Anleihe (Australischer Dollar) des größten Lebensmittelher-stellers der Welt. Platziert wurde eine 3,875%-Schuldverschreibung, welche in 2.000 AUD gestückelt ist und eine Laufzeit von fünf Jahren aufweist. Beim gestrigen Kurs von 98,78 ergibt sich für die Anleger eine Rendite in Höhe von 4,15%.

Quelle: Boerse Stuttgart AG

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein boerse-stuttgart AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)

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