STUTTGART (BOERSE-STUTTGART AG) - bonds weekly kw 16-2013
Der Newsletter rund um den Anleihenhandel. Ausgabe 16 / 19.04.2013
IWF-WELTWIRTSCHAFTSBERICHT: EUROPA, BREMSKLOTZ DER WELTKONJUNKTUR?
Am Dienstag präsentierte der Internationale Währungsfonds seinen Weltwirtschaftsausblick. Im Fokus stand auch diesmal die Euro-Schuldenkrise. Diese bereitet den Analysten des IWF zunehmend Sorgen. Harsche Kritik müssen sich diesmal insbesondere die Franzosen gefallen lassen. Und das auch noch ausgerechnet von einer Landsfrau.
IWF nimmt Frankreich in die Pflicht
Das Positive vorweg: Grundsätzlich prophezeit der IWF der Weltkonjunktur einen weiteren Wachstumsschub. Zwar schwächt sich das Wachstum in China etwas ab, dennoch bleibt China weiterhin die Wachstumslokomotive der Weltwirtschaft. Aufwärts geht es laut den IWF-Analysten auch in den USA. Hier senden die Wirtschaftsdaten zunehmend Signale der Erholung. Entsprechend rechnet man beim Weltfonds mit einem Wachstum im Bereich von 1,9 Prozent für das laufende Jahr. Dumm nur, das Europa von dieser weltweiten Erholung wohl nichts abbekommen wird. Im Gegenteil: Hier stehen die Vorzeichen laut IWF auf Rezession. Zwar steht insbesondere Deutschland weiterhin sehr gut da, doch in diesem Jahr wird die Bundesrepublik die Schwäche der anderen Euro-Mitglieder wohl nicht mehr auffangen können. Zu groß erscheinen die Probleme in der Europeripherie. Allerdings beschränkt sich die Krise mittlerweile nicht mehr ausschließlich auf die Peripherie-Staaten, so der IWF. Die Krise ist in Kerneuropa angekommen und vor allem Frankreich entwickle sich mehr und mehr zu Problemkind. Ist Frankreich im vergangenen eben noch an einer Rezession vorbei geschrammt, wird die französische Wirtschaftsleistung in diesem Jahr voraussichtlich um 0,1 Prozent zurückgehen. Nicht nur die französische IWF-Chefin Lagarde zeigt sich ob der Situation in ihrem Heimatland alarmiert. Denn sollte Frankreich als Stabilitätsanker wegbrechen, stellt sich die grundsätzliche Frage, wie es in Sachen Euro-Rettung zukünftig weitergehen soll. Deutschlands Schultern sind breit, aber ganz sicher nicht breit genug, um die Eurozone alleine tragen zu können.
Allerdings stellt sich angesichts der ökonomischen Rahmendaten bereits die Frage, ob das französische Problemkind noch in den Brunnen blickt, oder ob es bereits hineingefallen ist. Die Arbeitslosigkeit in Frankreich liegt derzeit auf einem Rekordniveau. Was die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen betrifft, fällt Frankreich im Standort-Ranking immer weiter zurück und hat längst den Anschluss an Deutschland verloren. Die Staatsverschuldung liegt mittlerweile im Bereich von 100 Prozent und trotz aller Bemühungen wird Frankreich in diesem Jahr die Maastricht Kriterien nicht einhalten können. Was Frankreich braucht, ist eine umfassende Reform des Arbeitsmarktes, so Experten. Oder, wie es die ehemalige französische Finanzministerin und heutige IWF-Chefin Lagarde ausdrückt: Wir brauchen Gesetzgeber, die ihren Job erledigen.
Italien: Patrioten-Anleihen bringen 17 Milliarden Euro ein
Im vergangenen Jahr appellierte der italienische Staat schon einmal an seine Bürger inflationsgeschützte Staatsanleihen zu kaufen. Diese seien besonders Kleinanlegerfreundlich ausgestattet und wer sie bis zum Ende der Laufzeit halte, der bekomme vom Staat noch eine Extra-Prämie ausbezahlt. Im vergangenen Oktober konnte sich das italienische Schatzamt auf diese Weise 18 Milliarden Euro beschaffen. In dieser Woche war die Unsicherheit im Vorfeld der Auktion ungleich größer als im vergangenen Jahr. Immerhin hat Italien noch immer keine Regierung. Wie es politisch und wirtschaftlich weitergeht, ist derzeit völlig unvorhersehbar. Den Anlegern scheint das jedoch nichts auszumachen. Italien konnte über die jüngst ausgegebenen Anleihen mit vier Jahren Laufzeit rund 17 Milliarden Euro einnehmen und verfehlte somit nur knapp den Rekordwert des vergangenen Jahres.
Bund-Future mit fulminanter Trendwende
Zu Beginn der Handelswoche sah es noch so aus, als würde der Abgabedruck auf den Bund-Future etwas größer. Der Bund-Future fiel auf ein zwischenzeitliches Wochentief von 145,67 Prozentpunkten zurück. Aufgrund der sich katalysierenden Abwärtsdynamik am deutschen Aktienmarkt schaffte das deutsche Anleihebarometer jedoch eine fulminante Trendwende und übersprang - scheinbar mühelos - die Marke von 146 Prozent. Intraday verbuchte der Bund-Future am Mittwoch zwischenzeitlich einen Kursgewinn von 100 Basispunkten.
Anlegertrends
UNTERNEHMENSANLEIHEN: DAX-UNTERNEHMEN IM FOKUS
In den Fokus der Anleger in Stuttgart rückten in dieser Woche mal wieder Anleihen deutscher DAX-Unternehmen. Zu den umsatzstärksten Papieren gehörten diesmal eine Anleihe der ThyssenKrupp AG (A1R08U) sowie eine Schuldverschreibung der Volkswagen Financial Services AG (780429).
bondm-News
German Pellets GmbH
In Urania, im Norden des Bundesstaates Louisiana in den USA soll ein weiteres Pelletwerk der German Pellets GmbH entstehen. Mit dem Bau des Werkes, mit einer Produktionskapazität von ca. einer Million Tonnen Holzpellets pro Jahr, soll in Kürze begonnen werden. Wir haben uns erneut für einen vom Holz-Zulauf und von der Logistik geübten Standort entschieden, sagt Peter Leibold, Geschäftsführer der German Pellets-Gruppe. Noch diesen Monat soll das erste Werk des Unternehmens in den USA am Standort Woodville, Texas den Betrieb aufnehmen.
Rena GmbH
Der Spezialist für Wasseraufbereitung und nasschemische Oberflächenbehandlung veröffentlichte seine vorläufigen Zahlen für 2012. Das Unternehmen erzielte ein vorläufiges EBITDA von rund 45,80 Mio. Euro (Vorjahr: 74,90 Mio. Euro) und der Jahresüberschuss wird mit 17,20 Mio. Euro (2011: 49,90 Mio. Euro) angegeben. Rückwirkend waren unsere Entscheidungen richtig, bereits im Spätsommer 2011 auf die sich ausbreitende Krise in der Solarbranche mit vorausschauenden Kostensenkungsmaßnahmen (
) zu reagieren und zeitgleich die Diversifikation im Wasser- und Waste-to-Energy Bereich voranzutreiben, so CEO Jürgen Gutekunst.
MITEC Automotive AG
Vergangene Woche vermeldete das Eisenacher Unternehmen einen Auftragseingang des Autobauers General Motors in der Größenordnung von 50 bis 55 Mio. Dollar.
SiC Processing & Windreich GmbH
Nachdem sowohl die SiC Processing als auch die Windreich GmbH vergangen Monat gemäß § 43 Abs. 2 der Geschäftsbedingungen für den Freiverkehr an der Baden Württembergischen Wertpapierbörse die Aufnahme ihrer Anleihen in das Handelssegment Bondm ordentlich zum 16. April 2013 gekündigt haben, werden die drei betroffenen Anleihen ab dem Mittwoch, den 17. April 2013 im Freiverkehr notiert.
DIE HEUSCHRECKEN SUCHEN DEN EXIT
Es gibt kaum eine Branche, die sich so gut für ein Leveraged Buyout eignet, wie die Kabelbranche. Das Geschäft liefert hohe und vor allem verlässliche Zahlungsströme, da die Kunden in der Regel die Produkte über lange Zeiträume abonnieren und selten den Anbieter wechseln, wenn sie es überhaupt aufgrund mangelnder Auswahl können. Obendrein sind die Bilanzen häufig randvoll mit beleihbaren Werten wie Immobilien und Anlagen. Ist das Übernahmeziel dann auch noch gering verschuldet und an der Börse unterbewertet, werden solche Unternehmen leichte Beute für Private Equity Gesellschaften.
Für Anleihegläubiger kann es jedoch kaum einen schlechteren Aktionär als eine Heuschrecke geben. Interessenkonflikte zwischen Aktionären und Gläubigern bestehen immer, spitzen sich aber bei Private Equity Gesellschaften regelmäßig zu, da die Heuschrecken nicht am langfristigen Wohl des Unternehmens, sondern am eigenen kurzfristigen Gewinn interessiert sind.
Europäische Kabelgesellschaften gehen in starke Hände über
Dennoch können solche Unternehmen interessant werden, wenn die Heuschrecken weiterziehen. In der Regel läuft ein solcher Exit über eine Eigenkapitalmaßnahme, die vorteilhaft für die Gläubiger sein kann.
Der klassische Fall ist ein IPO oder eine Kapitalerhöhung durch Ausgabe junger Aktien. Zum Standardrepertoire gehört auch der Verkauf des Aktienpaketes an einen strategischen Investor. Kabel Deutschland hat so einen erfolgreichen Exit bereits hinter sich und wird nun von strategischen Investoren umworben. Doch nicht nur in Deutschland ist die Branche sehr interessant.
Die niederländische Ziggo gehört zu den interessanten jungen Kabelgesellschaften in Europa. Das Unternehmen hat seinen Ursprung in der Fusion dreier verschiedener Kabel- und Telekommunikationsgesellschaften, die im Mai 2008 von den Private Equity Gesellschaften Cinven und Warburg Pincus vereint wurden. Seit 2013 befinden sich beide Heuschrecken in der Exit-Phase und haben als ersten, sehr attraktiven, Großinvestor die Liberty Global für Ziggo interessieren können.
Spannenderweise hat Ziggos Finanztochter eine ausgesprochen interessante Euro Anleihe (wkn:A1A21F) ausstehen. Das Papier trägt einen sehr hohen festen Kupon von 6,125% p. a., obwohl die Anleihe hoch im Rang steht. Die Gläubiger dürfen vorrangig als Erste auf die zur Besicherung hinterlegten Immobilien des Konzerns zurückgreifen, um sie im Falle einer Insolvenz zu verwerten. Damit steht im Zweifel ein hoher Restwert in Aussicht. Obendrein ist der Handel liquide, dank eines ausstehenden Volumens von 750 Mio. Euro. Nennwert.
Die entscheidende Frage ist allerdings, wann die Anleihe getilgt wird. Die offizielle Fälligkeit wird spätestens am 15. November 2017 erreicht, doch die Emittentin hat sich zahlreiche Optionen offengehalten, die Anleihe vorzeitig zu kündigen. Im schlechtesten Fall ergibt sich eine Rendite auf Kündigung im November 2013 von 2,0% p. a. und im besten Fall eine Rendite auf Endfälligkeit von 4,88% p. a.
börse stuttgart tv
US-BONDS: SIND SIE NOCH EINEN BLICK WERT?
Die konjunkturelle Erholung in den USA kommt nur schleppend voran. Schwache Wirtschaftsdaten und eine horrende Staatsverschuldung machen den USA unverändert zu schaffen. Geldpolitisch hat die Fed auch nur mehr wenig Spielraum. Sind dann US-Staatsanleihen überhaupt noch einen Blick wert? Wo gibt es Alternativen? Das Börse Stuttgart Anleihenforum zum Thema.
DÜRR AG AUF ERFOLGSKURS: ANLAGENBAUER WEITER OPTIMISTISCH
Die Stimmen aus Teilen der deutschen Wirtschaft werden mit Blick auf die konjunkturelle Lage in Europa etwas vorsichtiger. Nicht so bei der Dürr AG. Die Umsätze des Anlagenbauers aus dem MDax sollen in diesem Jahr mindestens auf Vorjahresniveau liegen. Die Geschäfte vor allem in den Emerging Markets liefen sehr zufriedenstellend, die Projekt-Pipeline sei gut gefüllt, sagte Finanzvorstand Ralph Heuwing im Interview mit Börse Stuttgart TV.
Neueinführungen an der Börse Stuttgart
Finnland
Das knapp 5,5 Millionen Einwohner zählende skandinavische Land bzw. dessen Staatsanleihe, wird von S&P mit der Höchstnote AAA bewertet. Nicht überraschend also, dass auf dem jüngst emittierten zehnjährigen Bond gerade einmal ein Kupon in Höhe von 1,5 Prozent p.a. steht. Die 4 Mrd. Euro Tranche ist in Inhaberteilschuld-verschreibungen à 1.000 Euro gestückelt und wurde zu einem Emissionspreis von 99,183 begeben.
Österreich
Unsere Nachbarn werden von den Ratingagenturen etwas schlechter als Finnland beurteilt - so ratet beispiels-weise S&P die Anleihe der Alpenrepublik mit AA+. Folgerichtig weist die diese Woche begebene zehnjährige Staatsanleihe mit 1,75 Prozent p.a. einen etwas höheren Kupon auf als das Papier Finnlands. Neben dieser 3 Mrd. Euro Emission (gestückelt in 1.000 Euro, Emissionspreis 99,741) war Österreich gleich nochmals am Kapitalmarkt aktiv. Eine im Mai 2034 fällige 1,5 Mrd. Euro Tranche offeriert Anlegern einen jährlichen Zinssatz in Höhe von 2,4 Prozent. Das ebenfalls in Einheiten à 1.000 Euro begebene Wertpapier wurde zum Emissionspreis von 99,376 emittiert.
Slowakei
Das 1993 durch die Teilung aus der Tschechoslowakei gegründete und knapp 5,5 Millionen Einwohner zählende Land, ist seit 2004 Mitglied der europäischen Union - seit dem 1. Januar 2009 ist der Euro Landeswährung. Die von S&P mit A bewertete 400 Mio. CHF Staatsanleihe (CHF = Schweizer Franken) hat eine Laufzeit von sechs-einhalb Jahren (Fälligkeit Oktober 2019). Gestückelt in 5.000 CHF weist das Wertpapier einen Kupon von 1,375 Prozent p.a. auf.
Quelle: Boerse Stuttgart AG
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