Kapital ist nicht gleich Kapital. In den Medien werden Summen gerne so verglichen, als ob sie in gleicher Größenordnung immer dasselbe kaufen könnten. Das ist aber nicht, wie die Wirtschaft funktioniert. Kapitalverwendung ist immer situationsabhängig.
Kürzlich sind mir in der Autobranche an unterschiedlichen Stellen ähnlich hohe Summen aufgefallen, und ich war fasziniert, wie unterschiedliche Dinge man damit anstellt bzw. überhaupt anstellen kann. Die Unternehmen waren Tesla (NASDAQ:TSLA) und VW (DE:VOWG), und die Summen jeweils grob zwei Milliarden Euro.
Tesla hat vor ein paar Monaten umgerechnet circa 2,17 Mrd. Euro an frischem Kapital aufgenommen. In der Presse wurde das oftmals als Beweis dafür aufgeführt, dass Tesla ein kapitalverbrennendes Abenteuerunternehmen ist, das ein teures Luftschloss nach dem anderen baut.
Das neue Kapital wurde zwar nicht speziell dafür aufgenommen, aber um zu zeigen, was damit machbar ist: Es deckt grob die Kosten, die Tesla voraussichtlich für den Bau seiner neuen Fabrik in Schanghai benötigen wird (man rechnet mit Kosten von umgerechnet 1,81 Mrd. Euro). Dort war der Spatenstich im Januar, und wie kürzlich veröffentlichte Videos zeigen, gibt es bereits erste Tests der Produktionsanlagen. Damit ist Tesla auf bestem Wege, in absehbarer Zukunft den chinesischen Markt mit Hunderttausenden Model 3s zu beliefern. Das Mittelklassemodell setzt neue Maßstäbe in der Elektromobilität, es ist sehr effizient und sicher.
VW brüstet sich gerne damit, dass es riesige Summen für Forschung und Entwicklung ausgibt, letztes Jahr landete es in diesem Bereich in einem Ranking mit umgerechneten Ausgaben von 15,8 Mrd. US-Dollar auf dem dritten Platz weltweit. Anstatt wie bei Tesla hier Maßlosigkeit festzustellen, finden die meisten Kommentatoren die Zukunftsausgaben von VW schlau und besonnen, und das, obwohl VW noch immer kein attraktives Elektroauto auf den Markt bringen konnte (zugegebenermaßen, langsam kommen sie in die Gänge).
Jetzt bin ich aber noch die Summe schuldig, die ähnlich hoch ist, wie die, mit der man bei Tesla eine neue Fabrik in China baut. Wie kürzlich bekannt wurde, hat die 2015 begonnene Dieselkrise VW mittlerweile 1,77 Mrd. Euro an Berater- und Anwaltsdienstleistungen gekostet. Das ist ein stolzer Betrag, vor allem, da VW natürlich schon intern eine große Rechtsabteilung haben dürfte.
An diesen Beispielen kann man natürlich sehen, dass man Geld für ganz unterschiedliche Dinge ausgeben kann bzw. muss. Wichtiger ist in meinen Augen aber, dass selbst wenn man bereit ist, eine bestimmte Summe auszugeben, sie nicht zwingend das gewünschte Resultat haben wird. Manche Unternehmen können Beeindruckendes schaffen und brauchen dafür nicht einmal sonderlich viel Kapital und andere Unternehmen können den Geldhahn kräftig aufdrehen, aber bekommen dafür nur überschaubare Resultate.
Letztendlich sollte man es bei der Betrachtung von Unternehmensausgaben genauso machen, wie wenn man selbst Geld ausgibt. Die zentrale Frage ist: Was bekommt man für sein Geld?
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Offenlegung: Marlon Bonazzi besitzt Aktien von Tesla. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Tesla.
Motley Fool Deutschland 2019