Dass die chinesischen Staatskonzerne Geely (HK:0175) Automobile (WKN: A0CACX) und BAIC Motor (F:2B5) (WKN: A12GNY) 9,69 beziehungsweise 5,00 % an Daimler (DE:DAIGn) (WKN: 710000) halten, war bereits offiziell bekannt.
Schon zum damaligen Einstiegszeitpunkt kamen Befürchtungen auf, dass der direkte chinesische Staatseinfluss auf die deutsche Wirtschaft steigen würde. Auch Daimler ahnte wohl, dass die Bekanntgabe einer weiteren Anteilserhöhung Sorgen auslösen könnte, und gab deshalb eine weitere BAIC-Motor-Anteilserhöhung nicht bekannt.
BAIC hält 9,98 %
Wahrscheinlich war der Vorgang sogar rechtskonform, denn Unternehmen müssen nur bei der Überschreitung bestimmter Schwellen eine Meldung veröffentlichen. So wurde erst heute (13.12.2021) bekannt, dass BAIC Motor schon 2019 seinen Daimler-Anteil auf 9,98 % erhöhte und sie so geschickt unter der Zehnprozentmarke hielt. Nach dem Spin-off hält BAIC Motor zudem 6,5 % der Daimler Truck (WKN: DTR0CK)-Aktien.
Mit Geely Automobile und BAIC Motor besitzen nun also zwei chinesische Staatskonzerne insgesamt 19,67 % der Daimler-Anteile. Zur brisanten 25-%-Marke fehlt somit nicht mehr viel. Daimler möchte in China Autos verkaufen. Etwa 35 % des Konzernabsatzes erzielt der Konzern in China und die Wachstumsraten fallen hier weltweit am höchsten aus. Doch für diese Möglichkeit verlangt China offenbar eine Gegenleistung. Aktuell wird eine weitere BAIC-Anteilserhöhung an Daimler ausgeschlossen. Die Zukunft wird zeigen, ob die Zusage eingehalten wird.
Da wahrscheinlich auch die Politik überrascht ist, könnte eine Anpassung der Offenlegungsregeln erfolgen. Die Bafin überprüft bereits, ob die Beteiligung des Geely Automobile Eigentümers Li Shufu im Jahr 2018 fristgerecht bekannt gegeben wurde.
Daimler hält im Gegenzug 49 % am Gemeinschaftsunternehmen mit BAIC und möchte den Anteil zukünftig weiter erhöhen. Der deutsche Autokonzern besitzt zudem 9,55 % der Konzern-Tochter BAIC Motor und 2,46 % der BAIC-BluePark-Anteile. Doch eine insgesamt ähnlich hohe Beteiligung an Geely oder BAIC wie durch die chinesischen Konzerne an Daimler besteht nicht.
Daimler benötigt den chinesischen Absatzmarkt
Der chinesische Markt ist für Daimler existenziell wichtig geworden, sodass der Konzern die Nachteile akzeptieren muss. Der deutsche Autokonzern benötigt zudem sehr viel Geld, um sein Geschäft schnell auf Elektroautos umstellen zu können. Allein bis 2026 investiert Daimler 60 Mrd. Euro in seine Elektrifizierung und Digitalisierung. Dieses Vorhaben ist mit zahlungskräftigen Partnern und guten Absatzmöglichkeiten einfacher realisierbar.
Der deutsche Autokonzern selbst sieht die hohe Beteiligung chinesischer Firmen bisher positiv. „Wir freuen uns über das Engagement aller langfristig orientierten Aktionäre, die unsere Strategie unterstützen. Im Verlauf unserer Partnerschaft mit BAIC hat sich China zum größten globalen Markt für Mercedes-Benz und zu einem entscheidenden Treiber des Wandels zur Elektro-Mobilität und Digitalisierung entwickelt. Die Beteiligung von BAIC an Daimler spiegelt das Bekenntnis zu unserer gemeinsamen erfolgreichen Allianz (DE:ALVG) bei Produktion und Entwicklung im weltweit größten Pkw-Markt wider“, so Daimlers CEO Ola Källenius.
Christof Welzel besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.
Motley Fool Deutschland 2021