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Börse Frankfurt-News: Déjà-vu-Erlebnis an den Märkten (Anleihen)

Veröffentlicht am 17.10.2014, 15:45
Börse Frankfurt-News: Déjà-vu-Erlebnis an den Märkten (Anleihen)
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FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 17. Oktober. Das Fieber ist zurück - und Anleger greifen lieber zu deutschen Staatanleihen als zu risikoreicheren Papieren.

Aktienmärkte im freien Fall, hochschnellende Renditen für griechische Staatsanleihen, Bundrenditen auf neuen Rekordtiefs: Es herrscht wieder Krisenstimmung an den Kapitalmärkten. "Die letzten zwei Handelstage haben gezeigt, wie schnell die EWU-Schuldenkrise zurückkehren kann", kommentiert Johannes Jander von der Helaba. Auslöser seien die mangelnde Spardisziplin in Frankreich und Italien, die für Konfliktpotenzial mit der EU-Kommission sorge. Dazu kam eine Reihe von enttäuschenden Konjunkturdaten.

Wieder zieht es in den "sicheren Hafen"

Verkauft wurden vor allem griechische Papiere: Für zehnjährige Staatsanleihen kletterte die Rendite von 6,6 Prozent am vergangenen Freitag auf über 9 Prozent am gestrigen Donnerstag. "Alles, was wacklig ist, wird abgegeben", erklärt Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsgesellschaft. Auch Staatsanleihen Venezuelas seien massiv verkauft worden. Weniger stark unter Druck gerieten unterdessen Anleihen anderer südeuropäischer Staaten: Die Rendite für zehnjährige Staatsanleihen Italiens kletterte innerhalb weniger Tage zum Beispiel von 2,32 auf 2,62 Prozent, 2011 hatte sie zwischenzeitlich bei über 7 Prozent gelegen.

"Zuflucht wird derzeit wieder einmal bei den vermeintlich sicheren Häfen Bunds und US-Treasuries gesucht", beobachtet Sabine Tillmann von der Hellwig Wertpapierhandelsbank. "In einem Szenario von Weltwirtschaftssorgen, Ebola und geopolitischen Krisen ringen die Anleger um einen sicheren Anker." Der Euro-Bund-Future kletterte am Mittwoch auf ein neues Rekordhoch von 152,49 Punkten, heute ist etwas Entspannung angesagt: Am Freitagmittag notiert der Indikator für langfristige Zinserwartungen bei 150,62 Prozent. Zehnjährige Bundesanleihen werfen aktuell 0,85 Prozent ab, nach einem neuen historischen Tief bei 0,724 Prozent diese Woche.

Zurück zur Rezession?

"Das R-Wort ist wieder da", meint Cyrus de la Rubia von der HSH Nordbank mit Blick auf die rückläufigen Auftragseingänge und Exporte in Deutschland. Gleichzeitig habe sich China von seinen alten Wachstumsniveaus um die 10 Prozent verabschiedet, während IS-Terror und die Russland-Sanktionen die Unternehmen von Investitionen zurückhielten. Wirklich dramatisch sei die Situation aber nicht: In Deutschland steige der Inlandskonsum immer noch "ganz ordentlich", China wachse noch mit rund 7 Prozent. "Und der IWF erwartet trotz der Prognoseanpassungen für das kommende Jahr einen globalen BIP-Anstieg von erfreulichen 3,8 Prozent."

Druck auf viele Unternehmensanleihen

Auch im Bereich der Unternehmensanleihen trennen sich Anleger von allem, was nach Risiko aussieht. Daniel zufolge steht weiterhin eine Heidelberger Druckmaschinen-Anleihe (WKN A1KQ1E) mit Kupon von 9,25 Prozent und Fälligkeit im April 2018 auf den Abgabelisten. Aktuell wird das Papier zu 94,2 Prozent gehandelt, vor zwei Wochen waren es noch über 102 Prozent. Zugegriffen worden sei hingegen bei der Aareal Bank AG (XETRA:ARLG)(WKN A1TNC9). "Das gilt als sicher."

Hoch und runter ging es bei Air Berlin (WKN AB100A, AB100B, AB100C), wie Rainer Petz von Close Brothers Seydler feststellt. Das Luftfahrtbundesamt hatte vergangene Woche sogenannte Codeshare-Flüge von Air Berlin und Anteilseigner Etihad verboten, dabei handelt es sich um Air Berlin-Flüge, die auch Etihad mit eigener Flugnummer anbietet. Am gestrigen Donnerstag hieß es dann aber, das Verbot sei zurückgenommen worden.

Die Krisenstimmung sorgt Tillmann zufolge bei Nachranganleihen (WKN A0E6FU, TUAG05) für einen deutlichen Kursverfall. "Gerade Hybride von Bankenemittenten (WKN A0D24Z, A0DEN7) sind davon betroffen." Vielleicht spielten auch gewisse Bedenken hinsichtlich der Veröffentlichung der EZB-Stresstestergebnisse am 26. Oktober eine Rolle. "Derzeit sind die Verkaufsorders deutlich in der Mehrzahl, Geldseiten sind rar oder nur auf merklich niedrigerem Niveau zu finden."

Großes Interesse an US-Dollar-Papieren

Immer beliebter werden angesichts des schwachen Euro derweil auf US-Dollar lautende Unternehmensanleihen, wie Petz berichtet. "Auch die Nachfrage seitens der Privatkunden steigt." Gesetzt werde etwa auf T-Mobile USA (WKN A1ZPC8, A1ZPDW), Bombardier (WKN A1ZFW8) oder Fresenius. "Die Mindestanlage liegt bei nur 2.000 US-Dollar, außerdem ist der Kupon oft attraktiver als bei Euro-Anleihen", bemerkt Petz. Der bis 2025 laufende T-Mobile-Bond bietet etwa einen Kupon von 6,375 Prozent, das bis 2022 laufende Papier von Bombardier 6 Prozent. US-Dollar-Unternehmensanleihen werden über die Börse Frankfurt im Übrigen in Euro angeboten, ein US-Dollar-Konto ist nicht notwendig.

Nervöser Markt für Mittelstandsanleihen

Zumindest etwas durchgerüttelt wurde in dieser Woche der Markt für Mittelstandsanleihen. "Die Nervosität ist hoch, es gibt heftige Kursbewegungen - auch ohne Unternehmensmeldungen dahinter", meldet Petz. "Recht stabil" zeige sich die neue KTG Agrar-Anleihe (WKN A11QGQ), die seit Mittwoch im Entry Standard gelistet ist. Das Papier läuft bis zum Oktober 2019 und wirft einen Zins von 7,25 Prozent ab. Ansonsten ist Ruhe eingekehrt auf dem Emissionsmarkt. "Die wirtschaftliche Unsicherheit stoppt die Emissionsflut", meint Klaus Stopp von der Baader Bank.

Von Anna-Maria Borse, Deutsche Börse AG

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© 17. Oktober 2014

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)

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