DALLAS/BONN (dpa-AFX) - Die Deutsche Telekom bleibt auf ihrer ungeliebten Mobilfunktochter T-Mobile USA sitzen. Nach massivem Widerstand der Wettbewerbshüter gab der US-Branchenriese AT&T die 39 Milliarden Dollar (30 Mrd Euro) schwere Übernahme auf. Dafür erhält die Telekom ein attraktives Trostpflaster von drei Milliarden Dollar. Zudem darf sie das Netz des größeren Rivalen mehrere Jahre lang mitnutzen und bekommt begehrte Funkfrequenzen. Telekom-Chef René Obermann sieht dadurch die Position der US-Tochter zumindest in der Perspektive gestärkt. Die Probleme von T-Mobile USA insgesamt seien damit aber nicht gelöst. Der Telekom-Kurs sank in einem freundlichen Markt um 1,4 Prozent, auch die AT&T-Aktien verbilligten sich im vorbörslichen US-Handel um 1,2 Prozent.
Der Bonner Konzern wollte sich angesichts sinkender Kundenzahlen und anstehender Milliarden-Investitionen aus dem US-Markt zurückziehen. Nun gelte es, aus der neuen Situation das Beste zu machen, sagte Obermann.
AUSGLEICHSPAKET
AT&T stellte für das Ausgleichspaket 4 Milliarden Dollar zurück. Obermann bezifferte den Gesamtwert auf gut 5 Milliarden Dollar. Die Barzahlung werde in den nächsten Tagen erwartet.
Die zusätzlichen Frequenzen und das Roaming stärkten die Wettbewerbsfähigkeit von T-Mobile USA, sagte Obermann. In 12 der 20 wichtigsten US-Regionen und in 128 Mobilfunkbereichen erhalte das Unternehmen Funkfrequenzen, die derzeit auf dem freien Markt nicht verfügbar seien. Dies sei angesichts knapper Funkfrequenzen und steigender Verkehrsmengen von großer Bedeutung. Außerdem profitiere der Konzern von der Roaming-Vereinbarung zur Netz-Nutzung. Dadurch könne die Zahl der Kunden, die mit dem eigenen Netz erreicht werden, von 230 Millionen auf potenziell 280 Millionen erhöht werden.
FRAGEN BLEIBEN
Weiterhin bestehe aber die langfristige Grundfrage, wie man den wachsenden Verkehrsmengen gerecht werden und auf die LTE-Technik umsteigen könne, sagte Obermann. T-Mobile USA schreibe nach wie vor schwarze Zahlen und solle auch weiterhin einen positiven Ergebnisbeitrag leisten.
Auf Spekulationen über einen möglichen Verkauf an andere Wettbewerber wollte Obermann am Dienstag nicht eingehen. Ein ähnlich potenter Käufer wie AT&T ist weit und breit nicht in Sicht, und selbst eine Kooperation mit dem drittgrößten Mobilfunkanbieter Sprint dürfte auf das Missfallen der Wettbewerbshüter stoßen, die gerne den Status quo beibehalten würden.
KEINE ÜBERRASCHUNG
Für die Deutsche Telekom kommt der am späten Montag verkündete Abbruch der Übernahme nicht überraschend; die Hinweise darauf hatten sich in den vergangenen Wochen verdichtet. Obermann kritisierte die Haltung der amerikanischen Wettbewerbsbehörden. Bis zum Schluss sei keine Bereitschaft zu erkennen gewesen, sich im Detail mit den mit erheblichen Zugeständnissen versehenen Vorschlägen zu befassen.
Die US-Wettbewerbshüter feierten das Scheitern der Übernahme als Sieg für die amerikanischen Mobilfunk-Nutzer. 'Hätte AT&T tatsächlich T-Mobile übernommen, hätten den Kunden höhere Preise und verschleppte Innovationen gedroht', sagte die oberste Kartellwächterin Sharis Pozen.
AT&T wäre mit dem Zukauf von T-Mobile USA zum mit Abstand größten Mobilfunkanbieter der Vereinigten Staaten aufgestiegen. Es wären daneben aber nur noch zwei weitere nennenswerte Konkurrenten übrig geblieben, nämlich Verizon Wireless und Sprint. T-Mobile USA, die Nummer vier auf dem Markt, gehört zu den günstigen Anbietern. Deshalb hatte das zuständige Justizministerium gegen den Verkauf geklagt, und auch der Netzregulierer FCC hatte sich gesperrt.
Die Deutsche Telekom und AT&T hatten die Übernahme im März eingefädelt und wollten sie eigentlich binnen eines Jahres unter Dach und Fach bringen. Für beide ging es um viel: AT&T hätte mit einem Schlag sein Netz deutlich ausgebaut, das unter der steigenden Zahl an datenhungrigen Smartphones ächzt. Die Telekom wiederum hätte sich eines Problemfalls entledigt und mit den Milliarden aus dem Verkauf ihre Schulden abgebaut.
T-Mobile USA hatte bis zuletzt Vertragskunden verloren, auch weil der Anbieter als einziger der vier Großen Apples iPhone nicht im Angebot hat. Zudem steht über kurz oder lang ein teurer Netzausbau an, um mit den steigenden Datenmengen der Smartphones Schritt halten zu können.
Durch die Auflösung des Kaufvertrages wird T-Mobile USA künftig wieder als fortzuführendes Geschäft der Deutschen Telekom bilanziert. An den geschäftlichen Erwartungen des Konzerns für 2011 ändere sich nichts, auch die Ausschüttungspolitik bleibe bestehen, sagte Obermann./das/DP/tw
Der Bonner Konzern wollte sich angesichts sinkender Kundenzahlen und anstehender Milliarden-Investitionen aus dem US-Markt zurückziehen. Nun gelte es, aus der neuen Situation das Beste zu machen, sagte Obermann.
AUSGLEICHSPAKET
AT&T stellte für das Ausgleichspaket 4 Milliarden Dollar zurück. Obermann bezifferte den Gesamtwert auf gut 5 Milliarden Dollar. Die Barzahlung werde in den nächsten Tagen erwartet.
Die zusätzlichen Frequenzen und das Roaming stärkten die Wettbewerbsfähigkeit von T-Mobile USA, sagte Obermann. In 12 der 20 wichtigsten US-Regionen und in 128 Mobilfunkbereichen erhalte das Unternehmen Funkfrequenzen, die derzeit auf dem freien Markt nicht verfügbar seien. Dies sei angesichts knapper Funkfrequenzen und steigender Verkehrsmengen von großer Bedeutung. Außerdem profitiere der Konzern von der Roaming-Vereinbarung zur Netz-Nutzung. Dadurch könne die Zahl der Kunden, die mit dem eigenen Netz erreicht werden, von 230 Millionen auf potenziell 280 Millionen erhöht werden.
FRAGEN BLEIBEN
Weiterhin bestehe aber die langfristige Grundfrage, wie man den wachsenden Verkehrsmengen gerecht werden und auf die LTE-Technik umsteigen könne, sagte Obermann. T-Mobile USA schreibe nach wie vor schwarze Zahlen und solle auch weiterhin einen positiven Ergebnisbeitrag leisten.
Auf Spekulationen über einen möglichen Verkauf an andere Wettbewerber wollte Obermann am Dienstag nicht eingehen. Ein ähnlich potenter Käufer wie AT&T ist weit und breit nicht in Sicht, und selbst eine Kooperation mit dem drittgrößten Mobilfunkanbieter Sprint dürfte auf das Missfallen der Wettbewerbshüter stoßen, die gerne den Status quo beibehalten würden.
KEINE ÜBERRASCHUNG
Für die Deutsche Telekom kommt der am späten Montag verkündete Abbruch der Übernahme nicht überraschend; die Hinweise darauf hatten sich in den vergangenen Wochen verdichtet. Obermann kritisierte die Haltung der amerikanischen Wettbewerbsbehörden. Bis zum Schluss sei keine Bereitschaft zu erkennen gewesen, sich im Detail mit den mit erheblichen Zugeständnissen versehenen Vorschlägen zu befassen.
Die US-Wettbewerbshüter feierten das Scheitern der Übernahme als Sieg für die amerikanischen Mobilfunk-Nutzer. 'Hätte AT&T tatsächlich T-Mobile übernommen, hätten den Kunden höhere Preise und verschleppte Innovationen gedroht', sagte die oberste Kartellwächterin Sharis Pozen.
AT&T wäre mit dem Zukauf von T-Mobile USA zum mit Abstand größten Mobilfunkanbieter der Vereinigten Staaten aufgestiegen. Es wären daneben aber nur noch zwei weitere nennenswerte Konkurrenten übrig geblieben, nämlich Verizon
Die Deutsche Telekom und AT&T hatten die Übernahme im März eingefädelt und wollten sie eigentlich binnen eines Jahres unter Dach und Fach bringen. Für beide ging es um viel: AT&T hätte mit einem Schlag sein Netz deutlich ausgebaut, das unter der steigenden Zahl an datenhungrigen Smartphones ächzt. Die Telekom wiederum hätte sich eines Problemfalls entledigt und mit den Milliarden aus dem Verkauf ihre Schulden abgebaut.
T-Mobile USA hatte bis zuletzt Vertragskunden verloren, auch weil der Anbieter als einziger der vier Großen Apples iPhone nicht im Angebot hat. Zudem steht über kurz oder lang ein teurer Netzausbau an, um mit den steigenden Datenmengen der Smartphones Schritt halten zu können.
Durch die Auflösung des Kaufvertrages wird T-Mobile USA künftig wieder als fortzuführendes Geschäft der Deutschen Telekom bilanziert. An den geschäftlichen Erwartungen des Konzerns für 2011 ändere sich nichts, auch die Ausschüttungspolitik bleibe bestehen, sagte Obermann./das/DP/tw