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Anleihe: Erstmals können Bürger an einer Stromleitung verdienen

Veröffentlicht am 14.06.2013, 06:38
HEIDE (dpa-AFX) - Erstmals können Bürger in Deutschland am Bau und späteren Betrieb einer neuen Höchstspannungs-Stromleitung verdienen. Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) und Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) sind heute in Heide (Kreis Dithmarschen) beim Start der sogenannten Bürgeranleihe für die geplante Westküstenleitung dabei. Die Planung für die 150 Kilometer lange 380kV-Leitung an der schleswig-holsteinischen Nordseeküste zwischen Brunsbüttel und Niebüll läuft bereits. Im Jahr 2018 soll die Leitung, die insbesondere zum Transport von Strom aus Windenergie dient, komplett fertiggestellt sein.

Anleihen sind ab mindestens 1000 Euro möglich. Erwerben dürfen sie aber nur Bewohner und Grundstückseigentümer aus den Landkreisen Nordfriesland und Dithmarschen, durch deren Region die Leitung führen wird. In der Planungsphase werden die Anleihen mit drei Prozent verzinst, ab Baubeginn mit fünf Prozent. Es handelt sich nicht um eine direkte Unternehmensbeteiligung, sondern um eine sogenannte Hybridanleihe, erläuterte eine Sprecherin des federführenden Netzbetreibers Tennet.

Hybridanleihen sind nachrangige Unternehmensanleihen mit Risiken. Bei der Insolvenz eines Unternehmens müssen die Besitzer von Hybridanleihen damit rechnen, ihr Kapital komplett zu verlieren, weil vorrangige Gläubiger zunächst bedient würden. Außerdem sind Hybridanleihen börsennotiert und können Kursschwankungen unterliegen. Zudem hat das herausgebende Unternehmen das Recht, die Anleihe zurückzukaufen.

Lex Hartman, Mitglied der Geschäftsführung der TenneT TSO GmbH, hofft auf großes Interesse der Menschen in der Region. 'Wenn viele von der Leitung in ihrer Region auch finanziell profitieren, kann das zur Akzeptanz für diese für die Energiewende so wichtige neue Höchstspannungsleitung beitragen', erklärte er kürzlich.

Die 'Bürgeranleihe' wird maximal 15 Prozent der Investitionen für die Leitung betragen. Die Summe lasse sich nicht genau beziffern, da dies vom konkreten Trassenverlauf, der noch nicht genau feststeht, abhänge, erklärte die Tennet-Sprecherin. Im Schnitt kostet ein Kilometer Strom-Hochleitung etwa 1,4 Millionen Euro. Damit wären bei 150 Kilometern rein rechnerisch Investitionen von 210 Millionen Euro nötig - Abweichungen nach oben oder unten in der Praxis nicht berücksichtigt. 15 Prozent von dieser Investitionssumme wären 31,5 Millionen Euro.

Schleswig-Holstein mit seinen windreichen Küstenregionen will bis 2020 etwa acht bis zehn Prozent des deutschen Strombedarfs decken. Nahezu die Hälfte des im Norden erzeugten Windstroms liefert die Westküste. Die künftige Höchstspannungsleitung gilt als Schleswig-Holsteins Hauptschlagader für die Energiewende. Immer wieder kann subventionierter Öko-Strom mangels Netzkapazität zurzeit nicht im Stromnetz weitergeleitet werden. Kritiker plädieren für eine Leitung unter der Erde, die zwar erheblich teurer wäre, aber dafür das Landschaftsbild nicht derart beinträchtigen würde./mho/DP/fbr

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