Von Peter Nurse
Investing.com - Die Ölmärkte setzten am Mittwoch ihren Kurs in Richtung Süden fort, so dass der Preis für die US-Sorte WTI auf den tiefsten Stand seit fast 18 Jahren fiel, da die durch die Coronavirus-Epidemie ausgelösten Reise- und Bewegungsbeschränkungen die Nachfrageaussichten beeinträchtigen.
Um 14 Uhr wurde US-Rohöl 8,7% tiefer bei 24,94 Dollar pro Barrel gehandelt, dem niedrigsten Stand seit Mai 2002. Die Nordseesorte Brent fiel um 5,2% auf 27,23 Dollar, den niedrigsten Stand seit Mai 2003.
Das Schlachtfeld gegen das Virus hat sich von Asien nach Europa und Amerika verlagert. In Italien und Spanien sind die Todesfälle weiter in die Höhe geschnellt, was die Europäische Union dazu veranlasst hat, die Grenzen für Nicht-EU Bürger für 30 Tage zu schließen, was eine beispiellose Maßnahme darstellt. Auch Reisen innerhalb Europas wurden durch Maßnahmen zum Schutz der öffentlichen Gesundheit erheblich eingeschränkt, indem die meisten nicht lebenswichtigen Geschäftsaktivitäten eingestellt wurden.
Die Trump-Administration hat die Schließung von Restaurants, Bars und Schulen empfohlen und gleichzeitig ein 1,2 Billionen Dollar schweres Konjunkturpaket aufgestellt, welches den Amerikanern in kürze Bargeld zur Verfügung stellt, während Fluggesellschaften und anderen Unternehmen mit Liquidität unterstützt werden sollen. Doch selbst diese finanziellen Maßnahmen dürften einen kurzfristigen Einbruch der physischen Nachfrage nach Treibstoff kaum aufhalten.
Der Kraftstoff RBOB Futures blieb mit 70,36c pro Gallone nahe an seinem Allzeittief, was einem Rückgang von 1,1% entspricht.
Chinas Wirtschaft wird in diesem Jahr um 3,4% wachsen, so der Median von 12 Prognosen, die seit Montag von Bloomberg zusammengestellt wurden. Das ist der niedrigste Wachstumsclip seit 1976 - dem letzten Jahr der Kulturrevolution, die Wirtschaft und Gesellschaft zerstörte - und dem Todesjahr von Mao Zedong.
Die am Montag veröffentlichten Daten zeigten im Januar und Februar einen allgemeinen Einbruch der Produktion, der Einzelhandelsumsätze und der Investitionen, wobei alle Zahlen historische Tiefstände erreichten.
Unterdessen hat Saudi-Arabien das staatliche Unternehmen Aramco (SE:2222) angewiesen, das Angebot über "die kommenden Monate" auf einem Rekordniveau von 12,3 Millionen Barrel pro Tag zu halten, was darauf hindeutet, dass Riad entschlossen ist, im Preiskrieg mit Russland nicht nachzulassen.
"Niedrigere Preise werden den ölexportierenden Ländern eindeutig schaden, und die Iraker haben bereits ein Dringlichkeitstreffen der OPEC+ beantragt. Da sich die Saudis und die Russen jedoch in einem erbitterten Kampf um Marktanteile befinden, ist es schwierig, eine schnelle Lösung an dieser Front zu finden", so die ING.
Die Analysten von Rystad Energy schätzen, dass im April bis zu 3 Millionen Barrel pro Tag zusätzlich auf den globalen Markt kommen könnten, wenn es in Libyen zu einem Waffenstillstand kommt.
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