Frankfurt (Reuters) - Ein Anstieg der US-Ölbestände in der vergangenen Woche hat die Stimmung am Ölmarkt wieder gedämpft.
Nordseeöl der Sorte Brent gab am Mittwochnachmittag seine Gewinne wieder ab und notierte mit 45,74 Dollar je Barrel (159 Liter) nahezu unverändert. US-Leichtöl WTI verbilligte sich um 0,6 Prozent auf 43,77 Dollar. Zuvor war Brent noch um 2,9 Prozent auf ein Fünf-Monats-Hoch von 47,05 Dollar je Barrel (159 Liter) gestiegen. Noch im Januar hatte das Nordseeöl mit 27,10 Dollar ein Zwölf-Jahres-Tief markiert. Seither geht es mit den Preisen aber stetig nach oben, obwohl Experten weiterhin ein Überangebot an Öl ausmachen.
Der US-Energiebehörde EIA zufolge waren die Bestände in der vergangenen Woche um rund zwei Millionen Fässer angewachsen. Von Reuters befragte Analysten hatten einen Anstieg von 2,4 Millionen Barrel prognostiziert. Der Branchenverband API, der seine Schätzungen schon Dienstagabends herausgibt, hatte aber mit einem Rückgang gerechnet und damit Spekulationen auf ein sinkendes Überangebot ausgelöst.
TROTZ WEITER UNGEHEMMTER FÖRDERUNG ZIEHEN PREISE AN
Trotz der gescheiterten Gespräche über eine Förderdrosselung der Produzenten vor rund zwei Wochen hat sich die negative Stimmung am Ölmarkt gedreht. Seitdem haben die Preise um rund zehn Prozent zugelegt, Marktteilnehmern zufolge fließen vermehrt frische Gelder in den Sektor. "Es gab eine Art Wendepunkt nach dem Ausverkauf in Folge der gescheiterten Doha-Gespräche", sagte Stratege Jasper Lawler von CMC Markets. Einige Börsianer vermuten dahinter auch Spekulationen an den Terminmärkten, wo immer mehr Anleger auf höhere Preise wetten würden.
Vor allem ist der Anstieg der Ölpreise nach Meinung von Commerzbank-Analyst Eugen Weinberg aber stimmungsgetrieben und momentabhängig. Jede Nachricht, die für höhere Preise sprechen könnte, werde als Kaufargument gesehen. "Wenn Öl bei positiven Nachrichten weiter anzieht und bei schlechten nicht fällt, dann könnte sich die optimistische Sicht bestätigen", betonte Analyst Fawad Razaqzada vom Analysehaus Forex.Com.
Einige Analysten warnen denn auch vor dem weiter bestehenden Problem der Überversorgung. "Wir sehen inzwischen bedenkliche Parallelen zu 2015, als die Ölpreise bis in den Mai hinein deutlich stiegen, ehe im zweiten Halbjahr der Absturz folgte", warnte die Commerzbank.
Auch der schwächere US-Dollar stützt die Preise: Seit Jahresbeginn hat der Greenback rund fünf Prozent gegen einen Korb wichtiger Währungen verloren. Die in Dollar gehandelten Rohstoffe werden somit für Anleger aus dem Nicht-Dollar-Raum wieder attraktiver.
(Reporter: Andrea Lentz, Mitarbeit Henning Gloystein und Anika Ross, redigiert von Till Weber. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter den Telefonnummern 069-7565 1312 oder 030-2888 5168)