FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 4. April 2016. Nach einem - trotz der Erholungsbewegung in den vergangenen Wochen - unter dem Strich enttäuschenden ersten Quartal gibt es für das zweite Quartal noch kein grünes Licht.
Von einem robusten Aufwärtstrend kann nach wie vor nicht die Rede sein. In der Vorwoche zeigte sich der deutsche Aktienmarkt anfangs fester, am Freitag gab es aber erneut deutliche Verluste.
Die LBBW weist darauf hin, dass der DAX die psychologisch wichtige Marke von 10.000 Punkten nicht dauerhaft hinter sich lassen konnte. "Auch die Stimmungsindikatoren zeigen immer noch keine Verbesserung der mittelfristigen Zuversicht, was im Falle von Rücksetzern wenig Unterstützung verheißt." Die Aufwärtsbewegung sei somit nach wie vor nicht nachhaltig.
Allenfalls moderate Zinserhöhungen
Für Rückenwind gesorgt hatte in der Vorwoche US-Notenbankchefin Janet Yellen, die den Kurs eines behutsamen Vorgehens in der Zinspolitik bekräftigt hatte. Robert Halver von der Baader Bank hält einen kompletten Verzicht auf weitere Zinserhöhungen seitens der Fed nicht für ausgeschlossen. "Aus Glaubwürdigkeitsgründen kann sie dies aber jetzt noch nicht klar formulieren." Yellen wisse, dass sie angesichts der erhöhten Risiken für die Weltwirtschaft keine Zinserhöhungspolitik betreiben könne, für die es mit Blick auf die US-Wirtschaft durchaus Argumente gäbe. "Insbesondere gilt ihre Sorge der Konjunkturunsicherheit Chinas sowie der schwachen Rohstoffpreisentwicklung, die die Kaufkraft der Rohstoffländer schwächt."
Am Montagmorgen notiert der DAX bei 9.770 Punkten ein Viertel Prozent im Minus.
Erholungspotenzial
Die Helaba sieht für Aktien mittlerweile Luft nach oben. "Günstige Bewertung und konjunkturelle Lichtblicke sprechen für mittelfristig weiter steigende Notierungen", erklärt Analyst Markus Reinwand. Die Mehrzahl der Einzeltitel in den europäischen Indizes notiere unterhalb der 200-Tage-Linie. Zwar würden viele Gewinnprognosen derzeit noch nach unten revidiert, das Ausmaß sei aber überschaubar. Deutsche und europäische Aktien seien auf Basis der gängigsten Kennziffern moderat, im Vergleich zu Staatsanleihen sogar attraktiv bewertet. "Hoffnung machen zudem die Stabilisierungsansätze bei den ZEW-Konjunkturerwartungen und dem ifo-Geschäftsklimaindex."
Die Postbank rechnet mit einer echten Erholung erst ab Jahresmitte. "Nach unserer Einschätzung wird die von uns erwartete moderate konjunkturelle Belebung ab dem Sommer von vielen Marktteilnehmern registriert werden", erklärt Heinz-Gerd Sonnenschein. Zudem werde die behutsame Vorgehensweise der US-Notenbank in punkto Leitzinserhöhungen dann auch nicht mehr in Frage gestellt werden. "Mit Blick auf die insgesamt attraktiven Bewertungen der Indizes gemessen an ihren Kurs-Gewinn-Verhältnissen sowie den moderaten Gewinn- und Umsatzzuwächsen 2016 und 2017 werden Anleger bei Aktien wieder zugreifen." Schon zum Jahreswechsel 2016/17 sieht die Postbank DAX, Euro Stoxx, S&P 500 und japanischen Topix deutlich über den aktuellen Niveaus. "Auf Jahressicht hat der deutsche Leitindex durchaus das Potenzial, bis in den Bereich von 12.000 Punkten vorzudringen."
Technik: weitere Verluste möglich
Der langfristige Chart des DAX verspricht unterdessen keine Erholung, wie Christoph Geyer von der Commerzbank erläutert. Der DAX befinde sich in einem übergeordneten Abwärtstrend. "Die jüngste Anstiegsbewegung führte zwar in den Bereich der 10.000er-Widerstandsmarke, dieser Wert konnte bislang aber nicht nachhaltig überwunden werden." Das Kaufsignal beim Stochastikindikator habe mit dem jüngsten Anstieg an Kraft verloren, das Kaufsignal beim MACD-Indikator noch keine Wirkung entfaltet. "Somit spitzt sich die Lage zu, und eine erneute Korrekturbewegung wird wahrscheinlicher."
Halver zufolge wird das Ringen um die 10.000 Punkte-Marke weitergehen. Die ersten Widerstände im DAX auf dem Weg nach oben lägen bei 9.950 und 9.993 Punkten. "Kann die psychologisch wichtige Marke bei 10.000 nachhaltig überwunden werden, folgen weitere Hürden bei 10.112, 10.128 und 10.250 Zählern." Setzte sich jedoch die Konsolidierung fort, lägen die nächsten Unterstützungen bei 9.905, 9.837, 9.700 und dann 9.581 Punkten.
Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftsdaten
Dienstag, 5. April
16.00 Uhr. USA: ISM-Index außerhalb des verarbeitenden Gewerbes März. Nach Ansicht der DekaBank hat sich die Stimmung der US-Unternehmen außerhalb des verarbeitenden Gewerbes deutlich verbessert, prognostiziert wird ein Plus von 2 Indexpunkten. Ein Grund für diesen Stimmungswandel könnte nach Ansicht der Analysten das Abflauen der Finanzmarktturbulenzen sein.
Mittwoch, 6. April
8.00 Uhr. Deutschland: Industrieproduktion Februar. Der Commerzbank zufolge wurde der starke Januar-Wert durch Sondereffekte begünstigt, die Analysten rechnen für den Februar mit einem Minus von 2 Prozent gegenüber dem Vormonat - was aber immer noch auf ein recht deutliches BIP-Plus im ersten Quartal hindeute. Die wahrscheinlich erneut etwas niedrigeren Auftragseingänge zeigten aber wohl, dass dieses höhere Wachstumstempo nicht nachhaltig sei.
20.00 Uhr. USA: Protokoll der Fed-Sitzung vom 15./16. März. Laut DekaBank wird das Protokoll die divergierenden Einschätzungen der Notenbanker widerspiegeln, aber gleichzeitig deutlich machen, dass eine Mehrheit die globalen Risiken derzeit für zu hoch erachte. Der nächste Leitzinsschritt stehe damit weiterhin auf wackeligen Beinen.
von: Anna-Maria Borse© 4. April 2016 - Deutsche Börse (DE:DB1Gn) AG
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.