Von Barani Krishnan
Investing.com - Als Reaktion auf den seit Wochen anhaltenden Preisanstieg bei Öl und anderen Rohstoffen machte auch der Goldpreis endlich einen Sprung. Er kletterte am Mittwoch um fast 35 Dollar pro Unze bzw. fast 2 % und näherte sich damit der Schlüsselmarke von 1.800 Dollar.
Auslöser für die Rallye waren offenbar die neuesten Verbraucherpreisdaten aus den USA, die einmal mehr die alarmierend hohe Inflation in der größten Volkswirtschaft der Welt bestätigten.
Nachdem sich der Preis wochenlang im mittleren bis unteren Bereich um 1.700 Dollar festgesetzt hatte, erwies sich das gelbe Metall, das von vielen Anlegern in Zeiten politischer und finanzieller Turbulenzen als letzter Ausweg gilt, als "sicherer Hafen" und "Inflationsschutz".
"Ein beängstigender Inflationsbericht hat den Goldpreis auf eine wilde Fahrt geschickt", sagte OANDA-Analyst Ed Moya und bezog sich dabei auf den heutigen VPI-Bericht. Ursprünglich hatte die hartnäckig hohe Inflation Spekulationen über Zinserhöhungen angeheizt, aber dieser Bericht "droht nun die gesamte globale wirtschaftliche Erholung zu destabilisieren".
Laut Moya sind die Märkte in dieser Woche von einer möglichen Zinserhöhung im Dezember 2022 zu der Einschätzung übergegangen, dass die Fed bereits im September 2022 an der Zinsschraube drehen wird.
Der aktivste Kontrakt für US-Gold-Futures zur Lieferung im Dezember schloss an der New Yorker Comex bei 1.794,70 Dollar pro Unze, ein Plus von 35,40 Dollar bzw. 2 %. Das Tageshoch lag dabei bei 1.797,30 Dollar.
Das letzte Mal lag der Goldpreis am 15. September bei 1.800 Dollar.
Grund für den Rallye-Impuls am Mittwoch war ein Bericht des US-Arbeitsministeriums, wonach die Verbraucherpreise in den USA bis September im Jahresvergleich um 5,4 % gestiegen sind, da die explodierenden Preise für Rohstoffe wie Öl und Kaffee die größte Volkswirtschaft der Welt weiter unter Druck setzen.
Am Dienstag senkte der Internationale Währungsfonds seine Wachstumsprognose für das Jahr 2021 von zuvor 6 % auf 5,9 % und erklärte, die Dynamik der Weltwirtschaft habe sich abgeschwächt, während die Unsicherheit zugenommen habe.
Der IWF befürchtet ferner, dass die steigenden Rohstoffpreise die Zentralbanken zu einer Straffung der Geldpolitik zwingen könnten, was wiederum zu einem Ausverkauf der Weltbörsen führen könnte. Die Ölpreise, die mit über 80 Dollar pro Barrel ein Siebenjahreshoch erreicht haben, veranlassen einige Zentralbanken zur Überlegung, die Zinssätze schneller anzuheben, als sie es bisher geplant hatten.
Während Gold bei 1.800 Dollar wohl einen zaghaften Widerstand gefunden hat, "könnte es sich als nicht allzu schwierig erweisen, diesen zu durchbrechen, wenn die Risikoaversion überhand nimmt", so Moya.
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