Berlin (Reuters) - Die Pläne von Lufthansa (DE:LHAG) zur Übernahme weiter Teile des insolventen Rivalen Air Berlin stößt bei Wettbewerbsexperten auf Kritik.
"Air Berlin und Lufthansa sind auf vielen Flugstrecken direkte Konkurrenten", sagte der Chef der Monopolkommission, Achim Wambach, der "Rheinischen Post" (Donnerstagausgabe). "Lufthansa müsste für eine Genehmigung der Fusion mit strengen Bedingungen und Auflagen rechnen", sagte der Leiter des unabhängigen Beratergremiums laut Vorabbericht. Dazu zähle der Verzicht auf einen großen Teil der Start- und Landerechte von Air Berlin. Um diese Rechte gibt es Streit. Der irische Billigflieger Ryanair (IR:RYA) will ihre Aufteilung unter Lufthansa und Easyjet (LON:EZJ) nicht hinnehmen, Vorstandschef Michael O'Leary legte Beschwerde bei der EU-Kommission ein.
Lufthansa ist die größte deutsche Fluggesellschaft, Air Berlin die Nummer zwei. Auch nach Einschätzung des Düsseldorfer Wettbewerbsexperten Justus Haucap wäre eine Übernahme von Air Berlin allein durch die Lufthansa sehr kritisch für den Wettbewerb. "Mir wäre eine Übernahme durch Ryanair lieber als durch die Lufthansa", sagte Haucap der "Rheinischen Post".
Das Bundeskartellamt will die Pläne der Lufthansa prüfen. Bislang sei keine Übernahme angemeldet, sagte der Präsident des Bundeskartellamtes, Andreas Mundt, der "Süddeutschen Zeitung" vom Donnertag. "Klar ist aber, dass man sich das als Wettbewerbsbehörde gegebenenfalls sehr genau ansehen muss."
Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt will die Abwicklung von Air Berlin zur Stärkung der deutschen Luftfahrtwirtschaft nutzen. Deutschland müsse ein bedeutender Luftverkehrsstandort bleiben, sagte der CSU-Politiker der "Bild"-Zeitung (Donnerstagausgabe). "Wir brauchen starke deutsche Flughäfen und Luftverkehrsunternehmen. Jetzt sollte die Chance ergriffen werden, die 140 Maschinen, Kapazitäten und Mitarbeiter von Air Berlin strategisch aufzustellen, um die Stellung der deutschen Luftverkehrswirtschaft im internationalen Markt zu stärken."