Investing.com - Der Ölpreis kletterte heute im frühen europäischen Handel kräftig nach oben, obwohl die Märkte immer noch damit beschäftigt waren, sinkende US-Rohöllagerbestände und die Sorgen über eine Verlangsamung des Wirtschaftswachstums in diesem Jahr gegeneinander abzuwägen. Daher kam es bereits gestern zu heftigen Preisschwankungen.
Aktuelle Daten des American Petroleum Institute (API) zeigen, dass die US-Rohöllagerbestände in der Woche bis zum 21. April um 6,08 Millionen Barrel abgenommen haben. Erwartet wurde dagegen nur eine Abnahme um 1,67 Millionen Barrel.
Die API-Daten kündigen in der Regel einen ähnlichen Wert bei den offiziellen Regierungsdaten an, die im Laufe des Tages veröffentlicht werden.
Im bisherigen Jahresverlauf wurden Anzeichen auf eine mögliche Verknappung der US-Rohöllagerbestände auf der Angebotsseite durch die zunehmende Angst vor einer Konjunkturabschwächung in diesem Jahr aufgehoben. Eine Reihe schwacher Unternehmenszahlen und mittelmäßiger Wirtschaftsdaten machen zunehmend die Auswirkungen der hohen Zinsen auf die größte Volkswirtschaft der Welt deutlich.
Für das an der ICE gehandelte Barrel der Sorte Brent Öl ging es 0,5 % nach oben auf 81,08 USD pro Barrel, während das an der Warenterminbörse NYMEX in New York gehandelte Rohöl der Sorte West Texas Intermediate WTI 0,6 % höher auf 77,57 USD pro Barrel gehandelt wurde. Beide Kontrakte waren gestern um jeweils rund 2 % gefallen und wurden in der Nähe ihrer schwächsten Werte seit Anfang März gehandelt.
Für negative Stimmung auf den Ölmärkten sorgten auch erneut aufkommende Ängste vor einer US-Bankenkrise. Auslöser dafür ist, dass der regionale Kreditgeber First Republic Bank (NYSE:FRC) einen starken Rückgang seiner Einlagen verzeichnete, der nach Ansicht von Analysten den gesamten Bankensektor unter Druck setzen könnte.
Infolgedessen zeigten sich die Marktteilnehmer im Hinblick auf eine mögliche Konjunkturabschwächung verunsichert. Die Rohölmärkte haben die meisten Gewinne, die sie aufgrund der überraschenden Produktionskürzung der OPEC+ zu Beginn dieses Monats erzielt hatten, bereits wieder abgegeben.
Ein stärkerer Dollar, der im Übernachthandel aufgrund der steigenden Nachfrage nach sicheren Häfen zulegte, setzt die Rohölpreise ebenfalls unter Druck. Die Stärke des Dollars verteuert die in Dollar gehandelten Rohstoffe für internationale Käufer und dämpft die Nachfrage.
Befürchtungen über eine Verlangsamung des Wachstums machten auch positive Nachfragesignale aus China weitgehend zunichte, obwohl die wirtschaftliche Erholung im bisherigen Jahresverlauf eher uneinheitlich verlief.
Das Hauptaugenmerk liegt nun auf der Sitzung der Fed in der kommenden Woche, auf der die Zentralbank nach allgemeiner Erwartung die Zinsen um 25 Basispunkte anheben wird. Der Markt dürfte jegliche Entscheidungen in Bezug auf die Geldpolitik argwöhnisch beobachten.